„Es hätte ein gutes Jahr werden können“, sagt Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ). Sie spricht von Anfang 2022, als sich die wirtschaftliche Situation vorerst zu beruhigen begonnen hatte: „Corona war und ist zwar nicht überwunden, aber wir haben gelernt, damit umzugehen. Rohstoffe waren wieder da, die Preise relativierten sich, die Nachfrage war auch wieder da und die Konjunktur im Aufschwung. Dann kam der Ukrainekrieg.“ Dieser ist ein Schock gewesen, sagt Hummer: „Krieg verursacht nicht nur enormes menschliches Leid, er ist auch Gift für jeden Wirtschaftsraum.“
Die WKOÖ stand und steht Betrieben, die in der Ukraine oder in Russland agieren, beratend zur Seite und berät diese in Bezug auf die rechtliche Situation, welche Produkte noch importiert oder verkauft werden dürfen, ob und wann sich ein Unternehmen besser aus dem jeweiligen Land zurückziehen sollte. Dabei sei jede Situation individuell zu betrachten, sagt Hummer, denn „die Situation ändert sich laufend, jeden Tag muss neu entschieden werden, ob und wie es weitergeht.“
Trotz allem ist sie grundsätzlich überzeugt davon, dass sich Österreich wirtschaftlich auf einen noch länger andauernden Ukrainekrieg einstellen muss: „Das gelingt aber nur, wenn wir vor allem die Abhängigkeit vom Erdgas in den Griff bekommen. Das ist die große Achillesferse. Bekommen wir kein Gas, gibt es kein Papier, keinen Stahl, kein Aluminium, keine Lebensmittel. Dann kann der Wirtschaftsstandort Oberösterreich zusperren.“
Die Auswirkungen des Krieges als „Gift für den Wirtschaftsraum“ ist auch an den hohen Energie-, Rohstoff- und Lebensmittelpreisen abzulesen, die derzeit Konsument/innen wie Unternehmen zu schaffen machen.
„Die Inflation löst eine Konsumzurückhaltung aus, was wiederum das Wachstum hemmt, das wir aber im Moment brauchen. Wir fordern daher von der Politik hier gegenzusteuern. Unsere Forderung lautet: mehr Netto vom Brutto, also die Entlastung der Löhne, jährliche Gehaltssteigerungen und eine Senkung der Lohnnebenkosten.“
Neben Coronapandemie und Ukrainekrieg sieht Hummer noch zwei weitere aktuelle Herausforderungen für die hiesige Wirtschaft. Eine davon ist der drohende Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels. Anders gesagt: Die Älteren werden mehr, die Jüngeren weniger.
Die zweite Herausforderung ist der ökologische Wandel. Beides sei durch intelligente Fördermaßnahmen und Entlastungspakete zu bewältigen. Was den ökologischen Wandel betreffe, so sei eine „Technologieoffenheit“ wichtig, sagt WKOÖ-Präsidentin Hummer: „Wir sollten nicht nur auf eine Technologie, sondern auf einen breiten Mix setzen. Eine Umstellung beispielsweise eines großen Stahlwerks auf CO2-neutrale Produktion kostet wahnsinnig viel, deshalb wird die Politik hier mit großen Investitionen unterstützen müssen. Es geht hier ganz klar um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.“ Klimaschutz und Wirtschaft seien demzufolge kein Widerspruch, im Gegenteil: „Die Entwicklung nachhaltiger Unternehmensstrategien ist ein ,Muss‘ und zugleich eine Riesenchance.“ «
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