Sonne, Schneefall, Regenschauer und wieder Sonne – das Wetter der letzten Tage passt mehr in den April als in den März. Wer davon so gut wie nichts mitbekommt, sind die 25 Igel in der Auffangstation der Igelfreunde OÖ in Traun. Im 1.000 Quadratmeter großen Garten, der von einer Igelfreundin zur Verfügung gestellt wurde, träumen sie in einer Hütte von leckeren Käfern, Asseln und Tausendfüßlern. „Igel sind keine Vegetarier, sondern Insekten- und Fleischfresser“, erklären Andrea und Daniela, die Gründerinnen des Vereins. Die Igel-Oma Granny (drei bis vier Jahre alt) und die kleine Finchen (ca. sechs Monate alt) gehören zu den wenigen Igeln, die schon wach sind. Andrea setzt die beiden zum Vergleich nebeneinander auf einen Baumstumpf, und sofort stößt Finchen Granny sanft mit ihrem schwarzen Näschen an, als wollte sie sagen: „Spiel mit mir!“ Als Antwort rollt sich die alte Igeldame mit den gelblichen Stacheln ein und rührt sich erst mal nicht mehr. „Igel sind normalerweise nachtaktiv. Trifft man einen Igel tagsüber, ist er vermutlich krank“, erklärt Andrea. Granny und Finchen wurden von aufmerksamen Tierfreund/innen zu der Auffangstation gebracht. Granny ist bei den warmen Temperaturen zu früh aufgewacht und zeigte eine deutliche „Hungerfalte“, Finchen wurde untergewichtig und schwer verletzt aufgefunden. Finder/innen sollten sich immer an Vereine wie die Igelfreunde OÖ wenden, anstatt sofort loszufüttern und zu pflegen. „Der Igel muss zuerst auf ‚Betriebstemperatur‘ kommen. Am besten legt man ihn auf eine Wärmflasche und lässt ihn vorerst in Ruhe“, rät Andrea. Erst dann darf mit der Versorgung begonnen werden, andernfalls könnte das für den Igel schnell tödlich enden. Finchen ändert nun ihre Strategie. Sie trippelt auf ihren krummen Beinchen um Granny herum und stupst sie jetzt von der anderen Seite an. Der Igel-Oma reicht es, sie flüchtet runter vom Baumstumpf und hält schnuppernd ihre Nase in die Luft. „Igel können noch besser riechen als Hunde“, verrät Andrea. Was genau Granny da wittert, bleibt ihr Geheimnis.
Igel sind Kulturfolger, sie suchen die Nähe von menschlichen Siedlungen. Dort finden sie bessere Lebensbedingungen vor. Das betrifft vor allem Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Von Letzteren stehen auch einige in diesem Garten: „Das sind Holzpaletten, ausgestopft mit Stroh und einem Dach aus Bau-Noppenfolie. Diese ‚Igelburg‘ wird mit der Zeit von Pflanzen überwuchert und unsichtbar.“ Hier richten sich die Igel ganzjährig eine Art Nest ein. Die Igelfreunde OÖ arbeiten unter anderem mit dem Tierheim Linz, der Tierklinik Sattledt, der Linz AG, der FH Wels oder Bio Austria zusammen, um ihren stacheligen Schützlingen zu helfen. „Die Lebenshilfe in Weyer baut für uns Futterhäuschen aus Holz, die man auch bei uns kaufen kann“, nennt Andrea ein weiteres Beispiel. Die Igel benötigen nicht nur einen Unterschlupf, sondern auch Wasser und Futter. Ziel der Igelfreunde OÖ ist daher, ein Netzwerk von Wildtierretterinnen und -rettern sowie Organisationen zu schaffen, die dem Igel (und anderen Wildtieren) helfen. Und zwar ohne ihn als Haus- oder Kuscheltier zu vereinnahmen, denn „das ist er nicht. Er ist ein Wildtier, das es schon vor etwa 30 bis 50 Millionen Jahren auf der Erde gab“.
Granny und Finchen kehren nun in ihre Box zurück, dank liebevoller Pflege werden sie und ihre Artgenossen bald wieder munter in Gärten und Gebüschen nach saftigen Käfern und Larven suchen.«
Die Igelfreunde OÖ sind per Mail erreichbar unter:
igelfreundeooe@gmail.com
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