
Im Oktober 2025 lag die Arbeitslosenquote in Oberösterreich bei 4,9 Prozent, deutlich unter dem Österreichschnitt von 7,2 Prozent, aber höher als im Oktober 2024 (4,6 Prozent) und 2023 (3,9 Prozent). Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten blieb mit 697.000 Personen nahezu konstant und erfuhr mit –0,5 Prozent nur einen leichten Rückgang um 3.005 Personen im Vergleich zum Oktober 2024. „Der Arbeitsmarkt in Oberösterreich trotzt der (noch immer) angespannten wirtschaftlichen Lage“, sagt Iris Schmidt, Landesgeschäftsführerin des AMS Oberösterreich. Was die Entwicklungen der nächsten Monate betrifft, schließt sie sich den Worten der AMS-Vorständin Petra Draxl an: „Ein Ende der Rezession zeichnet sich erst langsam ab, die Dynamik entspricht nicht früheren Aufschwüngen.“ Oder wie es das WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung) formulierte: „Österreich schleppt sich aus der Rezession.“ Die internationalen Indikatoren seien weiterhin schlecht und die Inflation sehr hoch. „Wir erwarten daher einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in der ersten Jahreshälfte 2026 und erst ab der Jahresmitte einen Rückgang“, sagt Schmidt. Erst mit positiven Konjunkturimpulsen könne von Erholung gesprochen werden.
Oberösterreich spüre die Auswirkungen der schwachen Wirtschaftskonjunktur insbesondere als Industriebundesland mit überwiegend international ausgerichtetem produzierendem Sektor stark. „Man merkt nach wie vor Verunsicherung, die sich in zurückhaltender Investitionsbereitschaft auswirkt. Zum Teil kommt es zu Engpässen in der Zulieferung von Produktionsteilen, Unternehmen verschlanken (Verwaltungs-)Strukturen und Personalstände stagnieren“, schildert Schmidt. Die Folgen des gehemmten Konsumverhaltens im stationären Handel seien eine Reduzierung der Verkaufsflächen, das Zusammenlegen von Filialen und mehr arbeitslose Dienstnehmer:innen.
Dennoch gebe es auch gute Nachrichten: „Obwohl in den Wintermonaten in Teilen des Baubereichs wetterbedingt tendenziell weniger Aufträge vergeben werden, kann man sagen, dass der Tiefbau gut funktioniert und es hier volle Auftragsbücher gibt.“ Ein leicht positives Signal kommt auch aus dem Bereich der Arbeitskräfteüberlassung, der mehr Personal einstellt und im Oktober 2025 432 offene Stellen mehr als im Vorjahresmonat meldete (6.534 gesamt, +7,1%). Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei Hilfsberufen.
Das AMS setze gezielt Maßnahmen, um auf die erwarteten Entwicklungen zu reagieren, sagt Schmidt. „Die Jobsuche, Aus- und Weiterbildung sind individuell. Wir bauen digitale Selbstbedienungsangebote aus, um mehr Zeit für persönliche Beratung zu gewinnen – etwa für junge Erwachsene und Langzeitarbeitslose.“ Durch einen Schwerpunkt im AMS OÖ sei es gelungen, die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen zu senken. Dennoch bleibe der Berufseinstieg weiter herausfordernd, besonders bei weniger offenen Stellen. Daher liege hier weiterhin ein Fokus der Arbeit des AMS. Da fast die Hälfte der Arbeitsuchenden maximal einen Pflichtschulabschluss hat, sollen hier Basisqualifikationen und Kompetenzen gefördert werden. „Gleichzeitig sind Unternehmen gefordert, bestehende Mitarbeitende höher zu qualifizieren und neues Personal aus- und weiterzubilden“, sagt Schmidt.
Um die Arbeitslosenquote langfristig zu senken, brauche es eine gute wirtschaftliche Entwicklung, die sich auf den Arbeitsmarkt auswirke. „Die Arbeitswelt verändert sich rasant – und damit auch die Erwartungen an alle Generationen. Wenn wir in die demografische Zukunft Oberösterreichs schauen, ist es wichtig, gerade ältere Arbeitskräfte länger im Erwerbsleben zu halten. Diese bringen Stabilität, Erfahrung und wertvolles Fachwissen ein, auf das die Unternehmen nicht mehr verzichten können. Wenn Betriebe auf altersgemischte Teams setzen und gezielte Qualifizierung ermöglichen, ist es ein Gewinn für beide Seiten“, ist Schmidt überzeugt. Wesentlich findet sie auch das „Kompetenzmatching“: Hier werden Fähigkeiten analysiert, die für einen Arbeitsplatz erforderlich sind, und solche, die Arbeitssuchende mitbringen: „So verbessern wir die Passgenauigkeit und erhöhen die Chancen auf erfolgreiche Beschäftigung.“
Wie andere Institutionen und Einrichtungen ist auch das AMS von budgetären Kürzungen betroffen. Das finanzielle Volumen sei von 209 Millionen Euro im 2022 auf 159 Millionen Euro Planbudget für 2026 gesunken. Diese Mittelreduktion wirkt sich aus, wie auch die gestiegenen Kosten in den Förderprojekten selbst, weshalb sich das AMS OÖ auf zentrale Themen konzentriere, wie Schmidt sagt: „Die Stabilisierung und Ausbildungsfähigkeit junger Menschen, die im Ausbildungspflichtgesetz geregelt ist, verantwortet das SMS, das wir vonseiten AMS mit Jugendcoaching, Arbeitsassistenzen und speziellen Vorbereitungsmaßnahmen (Afit Produktionsschule) unterstützen.“ Die Ausbildung von Jugendlichen habe Priorität, welche mit Berufsorientierungs- sowie überbetrieblichen Berufsausbildungsangeboten in allen oö. Bezirken seit Jahren erfolgreich gesetzt werde. Bei fachlichen Ausbildungen habe jedoch eingespart werden müssen, beispielsweise seien Plätze in sozialökonomischen Betrieben und das Stundenausmaß bei Orientierungsangeboten reduziert worden.
Da Arbeitslosigkeit eine herausfordernde Lebenssituation mit vielen Fragen und Unsicherheit ist, rät Iris Schmidt, sofort mit dem AMS Kontakt aufzunehmen, sich arbeitssuchend zu melden und dessen Angebote zu nutzen. „Je früher Sie handeln, desto besser die Chancen auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg.“ Wichtig sei auch Eigeninitiative – aktiv nach Jobs zu suchen und persönliche Netzwerke zu nutzen. „Weiterbildung ist in Zeiten des Wandels ein Schlüssel zum Erfolg. Offenheit, Flexibilität und Mut helfen, neue berufliche Wege zu gehen. Sprechen Sie mit Ihrer AMS-Beratung über passende Qualifizierungen und Förderungen. Und: Achten Sie gut auf sich. Das AMS arbeitet mit Partnerorganisationen zusammen, die in belastenden Phasen stärken und unterstützen.“

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