Die massive Geldentwertung hatte die Situation im September 1998 drastisch verschärft. „Es ist eine ganz gespannte Atmosphäre in der Bevölkerung. Die Menschen haben ganz einfach die Nase voll. [...] Niemand kann sich vorstellen, wie es weitergehen soll“, sagte Schwester Juliane Lintner von den Missionarinnen Christi.
Einzig der Brotpreis sei von der extrem hohen Inflation verschont geblieben, berichtete Sr. Juliane aus Sibirien gegenüber der Kirchenzeitung. „Wird der Brotpreis auch der Inflation angepaßt, dann kommt es zum Aufstand der Hungernden“, prophezeite die aus St. Georgen an der Gusen stammende Ordensschwester.
Dass das Geld in den Familien immer weniger wurde, erfuhr sie in ihrer Arbeit. Jeden Nachmittag verteilten Sr. Juliane und ihre Helferinnen Lebensmittel an bedürftige Menschen. Die Schlange an Hilfesuchenden, die zur Brotausgabe anstanden, wurde von Tag zu Tag länger.
Die Gründe für den Zusammenbruch der russischen Wirtschaft laut Sr. Juliane: Westliche Produkte hätten den russischen Markt regelrecht überschwemmt und die in Russland gefertigten Waren blieben unverkauft, erklärte sie. „Damit beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie kann sich die Industrie erholen, wenn ihre Produkte mit denen aus dem Westen nicht konkurrieren können?“
In den folgenden Tagen sollte es zu einer Krisensitzung zwischen der Caritas Omsk und den Sozialämtern der Stadt kommen. Gemeinsam wollte die Ordensfrau mit ihnen nach Lösungsstrategien suchen.
Dabei drängte die Zeit vor dem sibirischen Winter, der die Frage aufwarf: Womit in den nächsten Monaten heizen?
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