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Sie sehen der Geburt ihres Kindes entgegen, und wenn es der Zufall will, wird es ein „echtes Christkindl“.
„Ich mag Nachtdienste, weil es da einfach ruhiger zugeht. Und die Weihnachtsnacht ist dann noch einmal besonders“, sagt Julia Hanslauer. Sie hat schon einige Weihnachtstage und -abende im Kreißsaal verbracht. Als Hebamme begleitet sie die Eltern vor, während und nach der Geburt. „Der Weihnachtstag ist eher ein ruhiger Tag“, erzählt sie. Ein Grund dafür: An den Feiertagen sind keine Operationen oder Kaiserschnitte geplant. Außerdem wollen die jungen Mütter nach der Geburt die Feiertage lieber daheim verbringen, sofern es möglich ist. Da haben Partner und Familie gut Zeit, sie in den ersten Tagen und Wochen zu unterstützen. „Manche Schwangere versuchen aber auch, die Geburt hinauszuzögern, kommen nicht gleich bei der ersten Wehe und hoffen, den Weihnachtsabend noch daheim verbringen zu können.“ Aus Erfahrung weiß die Hebamme, dass die werdenden Mütter am 24. Dezember eher später ins Krankenhaus fahren. Doch in Wirklichkeit lässt sich kein Kind aufhalten, auch nicht von einer Bescherung unter dem Christbaum.
Sechs Jahre ist es mittlerweile her, dass die kleine Josefine am 24. Dezember das Licht der Welt erblickte. „Weil sie mein Patenkind ist, war das natürlich eine besondere Geburt für mich. Noch dazu waren wir darauf nicht eingestellt. Die Kleine hätte erst Mitte Jänner kommen sollen“, lächelt Julia Hanslauer. In der Zwischenzeit sagt Josefine stolz: „Ich habe mit Jesus Geburtstag!“ Das liegt wohl auch daran, dass die Familie am Vormittag nur ihren Geburtstag feiert. „Ganz ohne Christbaum und mit ihren persönlichen Geschenken. Am Abend folgt dann Weihnachten“, erklärt die Patentante. Außerdem wird auch noch der Josefitag im März als „zweiter Geburtstag“ gefeiert. So kann Josefine also sehr gut damit leben, dass die beiden Feste auf einen Tag zusammenfallen.
Julia Hanslauer weiß, dass sich während der Schwangerschaft fast alles um das Ereignis der Geburt selbst dreht. Weniger Gedanken macht man sich in dieser Zeit über das Leben als Familie mit dem Baby. Dabei ist ein Kind prinzipiell für alle Paare ein großer Einschnitt in ihrem Leben. Bis dahin folgte vieles einem Konzept oder einem Zeitplan: Da waren der Job, die Wohnung, die Schwangerschaft. Bei der Entbindung erlebt man dann oft, dass nicht alles planbar ist. „Ab der Geburt müssen die Eltern lernen, dass ab nun das Kind den Ton angibt. Waren es vorher die eigenen Wünsche und Vorstellungen, so bestimmen ab jetzt die Bedürfnisse des Kindes den Tag und auch die Nacht.“
Dass die jungen Familien bei den praktischen Dingen des Alltags einige Zeit lang auf die Unterstützung mobiler Hebammen zählen können, ist für Julia Hanslauer sehr wichtig, denn „am Anfang gibt es immer wieder Unsicherheiten beim Waschen, beim Wickeln, beim Stillen und besonders in Momenten, wenn das Kind weint oder schreit. Nicht überall sind Omas oder andere Familienangehörige dann da, um zu helfen.“
Die Jungeltern hätten nun die ganze Verantwortung für dieses kleine Wesen, auch das sei für sie etwas Neues, woran sie sich erst gewöhnen müssten, weiß die Hebamme. Das macht die Eltern zum einen stolz, zum anderen sind einige damit doch sehr gefordert.
Keiner liegt gerne im Spital und vor Weihnachten erst recht nicht. „Bei uns gibt es aber viele kleine Feiern mit den Patientinnen und Patienten. Im Stockwerk findet zum Beispiel mehrmals eine Herbergssuche statt. Dabei wird auch gesungen und musiziert.“ Für Julia Hanslauer ist es wichtig, dass im Krankenhaus eine adventliche Stimmung entsteht. Dafür sorgen auch Weihnachtsfeiern für die gesamte Belegschaft im Krankenhaus, mit den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung und im Team. „Wir wichteln und beschenken uns sogar gegenseitig.“
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