REZEPT_
Das Leben ist geprägt von der Frage, ob und wie lange wir an Dingen, Menschen, Verhaltensweisen festhalten. Als Eltern ist es die zentrale Aufgabe, unsere Kinder in Sicherheit beim Großwerden zu begleiten.
Immer wieder wägen wir auch hier ab: Wann lassen wir los und geben ihnen die Möglichkeit, ohne uns ihre Erfahrungen zu machen? Wann halten wir sie fest, weil wir den Eindruck haben, dass es noch zu früh ist? Meist gibt es keine eindeutige Antwort auf diese Fragen.
Auf der einen Seite ist Festhalten überlebensnotwendig und schützt vor Verletzungen – zum Beispiel wenn Kinder ihre ersten Schritte machen. Festhalten von Erfahrungen kann wichtig sein, damit wir den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Festhalten von Erinnerungen wiederum hilft gegen das Vergessen. Auf der anderen Seite kann zu starkes Festhalten unsere Entwicklung hindern, wenn wir dadurch neue Wege nicht erkennen oder uns nicht trauen, diese zu beschreiten.
Es braucht stets großen Mut, loszulassen. Denn wir wissen oft nicht, was danach kommt. Loslassen bedeutet Veränderung und das kann verunsichern. Zentral dabei ist, wie wir loslassen können, ohne dabei die positiven Erinnerungen zu verlieren. Trotz allem ist Loslassen auch notwendig, um Entwicklung zu ermöglichen.
Als Eltern stellen wir uns diese Fragen beinahe täglich: Lassen wir los und vertrauen – auf unser Kind und auch seinen Schutzengel? Oder halten wir noch ein wenig länger fest und warten einen anderen Zeitpunkt ab? Jetzt im Winter gehen viele Familien Ski fahren. Hierbei werden Eltern mit der Situation konfrontiert, dass sie ihr Kind irgendwann nicht mehr zwischen den Beinen den Berg hinunterbringen können. Sie müssen es loslassen und vertrauen.
Das sind schwierige Prüfungsmomente, aber wenn wir sie meistern, dann entstehen neue Erfahrungen und Erinnerungen, die wiederum festgehalten werden können.
Auch für mich heißt es heute mit diesem Beitrag auf der einen Seite loszulassen. Loslassen von einer tollen Reihe, an der ich über so lange Zeit mitarbeiten durfte. Loslassen von der Zusammenarbeit mit Menschen, mit denen ich bereichernde Gespräche führen durfte.
Auf der anderen Seite aber darf ich festhalten, an wunderbaren Erfahrungen aus diesen Jahren, an denen ich gewachsen bin und die mich weiter begleiten werden. Ich danke allen für diese Zeit, wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass wir uns an anderer Stelle wieder begegnen.
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>