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Sebastian war Soldat in der Leibgarde des römischen Kaisers Diokletian, der als Christenverfolger bekannt ist. Als der Kaiser erfuhr, dass Sebastian Christ sei, befahl er, ihn zu töten. Man habe ihn an einen Baum gebunden und mit Pfeilen auf ihn geschossen, erzählt die von Legenden durchwobene Lebensbeschreibung. Über Jahrhunderte wurde Sebastian vor allem als Pestpatron verehrt, wird aber auch als Helfer der Sterbenden, der Eisenhändler, der Bürstenbinder sowie der Mostbauern angerufen. Dieses letzte Patronat ist noch ganz jung. Es entstand in den späten 1980er-Jahren. Damals wurde der Most das Image der „Landessäure“ los, als ihn innovative Landwirte aus dem Westen Niederösterreichs zu einem qualitätsvollen Getränk entwickelten. Die Mostbauern spürten, dass dieser Erfolg nicht selbstverständlich war, und suchten nach einem himmlischen Patron, der über diese segensreiche Verwandlung des Mostes seine schützende Hand hält. Da tauchte eine Legende auf, deren Herkunft man zwar bis heute nicht kennt, die aber weiterhalf. Man solle am Sebastianstag, dem 20. Jänner, keinen Most trinken, weil Sebastian bei seinem Martyrium an einen Obstbaum angebunden worden sei, sagt die Legende. Die Sache mit dem „Mostfasten“ haben die Amstettner Mostbarone geflissentlich überlesen, aber der zweite Teil gefiel ihnen. Ein Obstbaum, es muss ein Birnbaum gewesen sein, als Marterpfahl des heiligen Sebastian: Das schlug die Brücke, die ihn zum Patron des Mostes und der Mostbauern machte. So finden heute rund um den Sebastianstag Mostkosten und -taufen statt, und die Mostbarone bitten auch bei ihrer Wallfahrt, zu der sie alle zwei Jahre laden, um seinen Schutz.
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