REZEPT_
Über Probleme mit den Augen zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer. Dahinter stecke häufig die Angst, Alltagsfähigkeiten wie das Autofahren oder Lesen zu verlieren, sagt Peter Reinelt, Leiter der Abteilung Augenheilkunde im Konventhospital der Barmherzigen Brüder in Linz. „Auch das Gefühl, anderen zur Last zu fallen oder Schwächen einzugestehen, führt oft dazu, dass selbst einfache Hilfsmittel wie eine Lesebrille vermieden werden.“
Dabei gelte auch hier: „Wer früh handelt, bleibt länger unabhängig. Der regelmäßige Besuch alle ein bis zwei Jahre beim Augenarzt ist keine Schwäche, sondern eine kluge Vorsichtsmaßnahme.“ Durch eine Augenuntersuchung könnten zudem systemische Erkrankungen früh erkannt werden: „Bluthochdruck, Diabetes oder Gefäßprobleme können sich bereits am Auge zeigen, bevor sie anderswo Symptome verursachen. Eine rechtzeitige Behandlung verhindert in vielen Fällen schwerwiegende Folgen wie Netzhautschäden oder Schlaganfälle.“
Reinelt rät, bei Symptomen wie etwa verschwommenem Sehen, Schwellungen im Auge oder an den Augenlidern, Rötungen und Juckreiz einen Augenarzt aufzusuchen, um Entzündungen, Allergien oder Veränderungen der Sehstärke zu erkennen und zu behandeln. „Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die solche Symptome verursachen können und durch eine ärztliche Untersuchung ausgeschlossen oder rechtzeitig diagnostiziert werden müssen.“ Besondere Eile sei geboten bei Lichtblitzen oder Flimmern, Veränderungen im Gesichtsfeld, überdurchschnittlicher Lichtempfindlichkeit oder einem bleibenden Fremdkörpergefühl.
Eine Augenkrankheit, mit der viele irgendwann konfrontiert sind, ist Grauer Star. Dieser wird meist ab einem Alter von 60 Jahren bemerkt, erklärt Ramin Baradaran Dilmaghani vom Krankenhaus St. Josef in Braunau. Er leitet dort die Abteilung Augenheilkunde. „Durch den Alterungsprozess wird die Linse über die Jahre trüber. Wie ein Brillenglas, das immer schmutziger wird.“
Wie bei vielen Augenkrankheiten passiert der Prozess schleichend, wie Baradarans Patientin Frau Schober (84) bestätigt: „Am Anfang habe ich gar nichts bemerkt, aber dann ging es relativ schnell, dass ich auf dem rechten Auge fast nur noch Grau gesehen habe.“ Der Arzt erklärt, was bei der Operation geschieht: „Die trübe Linse des Patienten wird zerkleinert, aus dem Linsensack entfernt und durch eine Kunststofflinse ersetzt.“ Schobers Fazit danach: „Die Operation ist schmerzfrei und dauert nicht lange. Man braucht keine Angst davor zu haben. Jetzt sehe ich wieder auf beiden Augen ganz klar.“
Bei Mouches volantes (sog. fliegende Mücken) handelt es sich um Glaskörpertrübungen. Hier gibt es zwei Formen. Die häufigste Form ist die sogenannte hintere Glaskörperabhebung. Diese entwickelt sich meistens im Alter, weil sich die Beschaffenheit des Glaskörpers ändert. „Dadurch kommt es zu einem Austritt von Bindegewebsfasern, die im Sichtfeld wahrgenommen werden“, sagt Baradaran.
Die zweite, seltenere Form entsteht durch die Bildung von Ablagerungen die auch als Mücken sichtbar werden. Eine Behandlung sei an sich nicht nötig, da die Beschwerden in den folgenden Monaten üblicherweise nachlassen. „Bei schweren Formen kann eine Operation indiziert sein, eine Behandlung mittels Laser ist zwar technisch möglich, aber umstritten. Wichtig ist hervorzuheben, dass bei derartigen Beschwerden immer eine zügige, augenärztliche Kontrolle erfolgen sollte um Probleme an der dahinterliegenden Netzhaut (Riss, Abhebung) auszuschließen.“
Peter Reinelt hat folgende Tipps, um die Augengesundheit im Alltag zu fördern:
Reinelt abschließend: „Ein frühzeitiger Arztbesuch und regelmäßige Kontrollen bieten die Chance, Sehprobleme rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dank moderner Therapien stehen uns heute viele Möglichkeiten offen, um Sehverluste zu verhindern und die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu bewahren.“
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>