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„Irgendwie ist uns der Wert des Seins verloren gegangen. Es zählt nur, wer produktiv ist, wer etwas tut, aktiv ist“, Elisabeth Rabeder nennt diese ständige Bewertung sogar Geißel der Zeit. Genau deshalb ist es so wichtig, innezuhalten, Zeit für sich zu gewinnen und sich immer wieder auch auf einen Verzicht einzulassen. „Fasten kann der Startknopf dafür sein, aufzuwachen, seine Verhaltensmuster zu überdenken und die Lebens- und Essgewohnheiten zu ändern. Es beginnt ein ganzheitlicher Reinigungsprozess, der den Blick fürs Wesentliche schärft. Dass man dabei abnimmt, ist vielleicht wünschenswert, jedoch nicht das Wichtigste. Aber es ist ein Symbol dafür, dass man bereit ist, Ballast abzuwerfen.“
Die Leiterin des Kurhauses in Bad Mühllacken hat in ihren Fastenwochen die unterschiedlichsten Menschen begleitet. Viele von ihnen kommen gestresst und wollen ganz bewusst eine Pause einlegen. „Jeder hat seinen Rucksack. Aber man muss es auch einmal gut sein lassen und auf sich schauen“, ein Vorsatz, der manchmal sogar wirklich mutig ist. Da gibt es schon Menschen, die sich nach den Fastentagen entscheiden, ihren Job zu wechseln oder im Privatleben Grundlegendes zu verändern.
Doch allein schon an den Punkt zu kommen, an dem man sagen kann: „Ich hab es im Leben gut erwischt und mir ist vieles gelungen“, ist für Elisabeth Rabeder ein wunderbarer Erfolg einer Fastenwoche. Man hat freiwillig verzichtet und in dieser Zeit die Sinne geschärft – gelernt besser zu schmecken, zu hören und zu sehen. „Man nimmt alles viel achtsamer wahr: die Natur, die Vogelstimmen, ein gutes Essen. Man hat aber genauso die Endlichkeit vor Augen.“ Sinnfragen tauchen ebenso auf wie der Wunsch nach Spiritualität. Sie nennt dieses Gefühl das „Fastenhoch“, das die einen freudestrahlend nach außen tragen. Andere empfinden dieses Glück dankbar in ihrem Inneren.
Jeder kann für sich und allein ein Fastenprogramm beginnen. „Wer seinen Körper kennt und sich gut informiert, schafft das auch“, meint Elisabeth Rabeder, „doch mit besonderen Impulsen und in der Gemeinschaft Gleichgesinnter ist es einfacher.“ Die Gäste des Kurhauses Bad Mühllacken bekommen seit Jahresbeginn sogar zusätzliche Unterstützung durch ein App. „Schon vor der Fastenwoche gibt es Informationen und Tipps. Und danach liefern wir in regelmäßigen Abständen weitere Ratschläge und Rezepte.“
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