REZEPT_
In den letzten Wochen war zu beobachten, wie Kinder von der Gesellschaft darauf vorbereitet werden. „Der Ernst des Lebens beginnt!“, tönt es aus dem Radio. „Genieße die freie Zeit, solange du noch kannst“ oder „Jetzt ist aber Schluss mit lustig!“ – mit Sätzen wie diesen, die meist noch bedrohlich ausgesprochen und von einem entsprechenden Gesichtsausdruck der Erwachsenen begleitet werden, sind Kinder immer wieder konfrontiert. Und dabei ist jedes Mal eine ähnliche Reaktion zu erkennen: Das ursprünglich strahlende Gesicht, das vielleicht ein wenig Unsicherheit aufgrund des bevorstehenden Unbekannten zeigt, spiegelt sofort Angst und Furcht wider.
Stellen wir uns dieses Szenario kurz in einer anderen Konstellation vor: Wir selbst stehen vor einem neuen Lebensabschnitt wie einem beruflichen Neustart, einem Umzug in ein neues Land, der Geburt eines Kindes oder der Pensionierung. Wie würden wir uns fühlen, wenn unser Gegenüber ähnliche Reaktionen zeigte? Würden wir uns nicht auch vielmehr motivierende Worte wünschen?
Andere Menschen haben Einfluss auf uns als Erwachsene und noch viel mehr auf Kinder – im Guten wie im weniger Guten. Es ist daher auch ihre und unser aller Verantwortung, Kindern keine Angst zu machen. Das bezieht sich auf das Leben allgemein, gerade in der momentanen Zeit, aber auch auf die Schule. Vielmehr müssen wir ihnen die Chance lassen, unvoreingenommen in diesen neuen Abschnitt einzutreten. Kinder möchten lernen. Es ist spannend, interessant, natürlich auch eine Herausforderung und nicht immer leicht. Aber schlussendlich ist es eine große Chance und für das Leben von uns allen von großer Bedeutung.
Nutzen wir als Erwachsene den Umstand, dass Kinder noch lernen wollen. Sie finden alles Neue zunächst interessant und spannend. Durch ihre allgemeine Neugierde saugen sie Informationen geradezu auf. Wir sollten sie motivieren, genau dies weiterhin zu tun. Unsicherheiten, die vor allem in der Anfangszeit wegen des Unbekannten natürlich auch da sind, dürfen nicht verstärkt werden, ihnen soll vielmehr mit Verständnis und Unterstützung begegnet werden. Und haben wir selbst möglicherweise nicht nur gute Erinnerungen an unsere eigene Schullaufbahn, dürfen wir sie nicht automatisch an die Kinder weitergeben. Wir nehmen damit sowohl diesen als auch ihren Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zu finden.
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