REZEPT_
Also, das ist so: Die Kreide streicht nicht gleichmäßig über die Tafel. Sie haftet – je nachdem wie fest man andrückt – kurz an der Oberfläche fest, etwas von der Kreide bleibt an der Tafel und dann gleitet sie wieder weiter. Das passiert in ganz kurzen Abständen immer und immer wieder und es versetzt die Kreide in Schwingung. Weil sich diese Schwingungen auch auf die Tafel übertragen, wirkt diese wie ein Resonanzkörper bei einem Musikinstrument: Es wird laut und diese Töne tun richtig weh. Der Mechanismus wird wegen des Wechselspiels von haften und gleiten auch „Stick-Slip-Mechanismus“ genannt.
Drei deutsche Schülerinnen haben das Kreidequietschen für den Wettbewerb „Jugend forscht“ einmal genauer unter die Lupe genommen: Sie haben herausgefunden, dass nicht nur die Lautstärke, sondern vor allem die Frequenz – das ist die Höhe oder Tiefe der Töne – so unangenehm für uns wirkt. Weiters haben sie festgestellt, dass sich die Töne unterscheiden, je nachdem wie lange die Kreide ist – je kürzer die Kreide, desto höher der Ton. Und es quietscht nur bei bestimmten Geschwindigkeiten, Winkeln und bei besonderem Druck auf die Tafel.
Darum braucht man also nur die Kraft oder die Geschwindigkeit zu verändern und schon hört das Quietschen auf. An einer feuchten Stelle (nach dem Abwischen der Tafel) oder bei modernen Metalltafeln gibt es überhaupt kein Quietschen.
Nach dem gleichen Prinzip quietschen übrigens Autoreifen, die Straßenbahn in der Kurve, die Gabel auf dem Teller, der Tisch beim Rücken, die Fingernägel auf der Tafel und auch der Bogen auf einem Streichinstrument. Kein Wunder also, dass die Geige bei Anfänger/innen etwas unangenehme Töne von sich gibt.
REZEPT_
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>