Wort zum Sonntag
Präsident Putin ist überzeugt, dass Ukrainer und Russen ein Volk sind. Wie sehen Sie das?
Olha Uhryn: Diese Behauptung wird seit vielen Jahren von der russischen Propaganda als politisches Instrument verwendet mit der Absicht, die Identität der Ukraine zu verneinen oder sie der russischen Hegemonie unterzuordnen.
Die östlichen Teile der Ukraine gehörten Jahrhunderte zum russischen Reich, die westlichen zu Polen und teils zum Habsburgerreich. Was eint die Ukraine?
Uhryn: Die historische und kulturelle Vielfalt widerspricht nicht der Einigkeit und territorialen Einheit. Die Orange Revolution von 2004 und die Revolution der Würde von 2014 haben das politische Einheitsbewusstsein des Volkes gestärkt. Und nie waren die Ukrainer so vereint wie seit dem 24. Februar 2022. Das ganze Land eint der Wunsch, seine territoriale Integrität zu verteidigen. Auch die Diaspora auf der ganzen Welt organisiert Demos und humanitäre Hilfe.
Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf die Beziehungen zwischen den Kirchen aus?
Uhryn: Auch im religiösen Bereich sieht man Einmütigkeit. Putin hat die Religionen gegen sich vereint wie nie zuvor. Es gibt einen Gesamt-
ukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen, der über 95% des religiösen Sektors vertritt und der sich in den letzten Tagen einmütig gegen die Aggression ausgesprochen hat. Alle beten für den Frieden und unterstützen die Bevölkerung.
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