Wort zum Sonntag
Irlands Kirche war selbst vor einigen Jahren durch einen enormen Missbrauchsskandal erschüttert worden. Insofern ist es verständlich, dass sowohl der irische Präsident Michael Higgins als auch Premierminister Leo Varadkar das Leid der Opfer ansprachen. Der Papst selbst betete für die Opfer sowohl in Dublin als auch im Marienwallfahrtsort Knock. Er verurteilte die Verbrechen, sprach das Versagen von Bischöfen und Ordensoberen an, bat um Verzeihung und traf sich mit Missbrauchsopfern.
Der eigentliche Anlass der Reise, das Weltfamilientreffen, ging zumindest medial unter. Der Papst hatte bei einem großen Familienfest im Croke-Park-Stadion teilgenommen. Später, bei der verregneten Abschlussmesse, bei welcher die Teilnehmerzahlen hinter den erwarteten 500.000 Menschen zurückblieben, sprach der Papst über die Glaubensweitergabe in der Familie. Doch auch zur Familie musste sich der Papst andere Meinungen anhören: Premier Varadkar stellte sich gegenüber dem Papst hinter Liberalisierungen der Familien- und Abtreibungsgesetzgebung in seinem Land: Irische Abgeordnete und Bürger hätten erkannt, „dass Ehen nicht immer gelingen, dass Frauen ihre eigenen Entscheidungen treffen sollten und dass Familien viele Formen haben können“, auch mit gleichgeschlechtlichen Partnern.
In die Reise platzte dann auch eine mediale „Bombe“: Auf einem Internetportal wurde ein Bericht des früheren Papstbotschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, veröffentlicht. Er bezichtigt Papst Franziskus der Vertuschung im Fall des zurückgetretenen US-Kardinals McCarrick. In den Ausführungen Viganòs bleiben aber etliche Fragen offen. Darauf angesprochen sagte der Papst beim Rückflug zu Journalisten, er werde dazu nichts sagen und vertraue auf die journalistische Kompetenz, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen: „Lesen Sie es selber aufmerksam und bilden Sie sich ein eigenes Urteil.“
Damit war die Aufregung aber nicht vorbei. Auf die Frage, wie Eltern damit umgehen sollten, wenn ihr Kind homosexuell sei, antwortete Franziskus am Rückflug: Beten, nicht verurteilen, reden, verstehen, Platz machen für den Sohn oder die Tochter, denn „ignorieren ist ein Mangel“ an Vaterschaft und Mutterschaft. Allerdings sagte der Papst auch: „Wenn es sich im Kindesalter zeigt, gibt es viele Dinge, die man tun kann, mit der Psychiatrie oder ..., um zu sehen, wie die Dinge sind.“ Eine andere Sache sei es mit einem Zwanzigjährigen oder später.
Medial wurde diese Aussage in dem Sinne zusammengefasst, dass der Papst psychiatrische Hilfe für homosexuelle Kinder empfehle. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband nannte die Äußerung „zutiefst besorgniserregend und falsch“. Später hieß es seitens einer Vatikan-Sprecherin, Franziskus habe nicht sagen wollen, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handle, „sondern dass man vielleicht schauen muss, wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen“. Der Vatikan zog den Satz offiziell zurück
Synode zu Missbrauch
Vor dem Hintergrund des weltweiten Missbrauchsskandals schlägt der katholische Bischof von Portsmouth (GB), Philip Egan, eine Bischofssynode der Weltkirche vor. Das Treffen solle sich mit dem Selbstverständnis von Priestern und Bischöfen befassen, schrieb Egan.
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