Wort zum Sonntag
Die Brennerautobahn ist eine wichtige Transitstrecke. Was für die Anrainer oftmals eine Belastung ist, ist für andere der Weg in den Urlaub oder der Arbeitsplatz am Lkw-Steuer. Nahe der berühmten Europabrücke gibt es nicht nur eine Raststation, sondern auch einen „Rastplatz für die Seelen“. So nannte der damalige Abt des Stiftes Wilten, Alois Stöger, die dortige Europakapelle. Kirchlich gehört sie zur Pfarre Schönberg, steht aber im Eigentum der Autobahngesellschaft ASFINAG und wird von dieser erhalten. Das Gotteshaus erinnert an die Bedeutung des Verkehrswegs und an die Menschen, die beim Bau der Autobahn ihr Leben verloren haben.
Ebenfalls an einer wichtigen Transitstrecke steht die Kapelle Tauernalm bei der gleichnamigen Raststätte an der Tauernautobahn in Salzburg. Sie gehört der Diözese und erinnert nicht nur an die Opfer beim Tunnelbau, sondern auch an jene, die bei der Brandkatastrophe im Tunnel 1999 ihr Leben verloren. Apropos Tunnel: In vielen Röhren gibt es Nischen mit Barbara-Statuen. Die heilige Barbara von Nikomedien ist unter anderem die Schutzpatronin der Bergleute und Tunnelarbeiter. Bei Feiern an Tunnelbaustellen an ihrem Gedenktag ruht die Arbeit für einen Tag, wie Alexander Holzedl von der ASFINAG erzählt.
Von der Idee her ist auch die Pfarrkirche in Haid bei Ansfelden (OÖ) eine Autobahnkirche. Bei der Errichtung Anfang der 1960er Jahre wollte man an die Errichtung von Autobahnkirchen wie in Italien oder Deutschland anknüpfen, erzählt Pfarrer Josef Pichler. Allerdings hat sich die Idee, dass Menschen von der Autobahn ab- und in die Stadt hineinfahren, nicht recht durchgesetzt. Die Pfarre profitierte aber von dem österreichweiten Architekturwettbewerb für ihre Kirche.
Einen Rastplatz am Wiener Hauptbahnhof bietet die Erzdiözese Wien: Der Raum der Stille lädt Menschen in dem Komplex, der Bahnhof und Einkaufszentrum zugleich ist, zum Verweilen ein. „Im Vorjahr hatten wir rund 7000 Besucher. Viele Menschen kommen um ein Gebet zu sprechen, in der Bibel zu lesen, ins Fürbittbuch zu schreiben oder eine Kerze anzuzünden“, erzählt Renate Moser von der Citypastoral der Erzdiözese, die den Raum gemietet hat. Während Moser selbst und andere hauptamtliche Seelsorger/innen sich dort einbringen, werden die langen Öffnungszeiten (Mo–Fr, 8–19 Uhr) durch den Einsatz Ehrenamtlicher möglich. Von Anrainern über Mitarbeiter am Bahnhof bis zu Durchreisenden sind die Besucher gemischt. Am Donnerstag wird die Messe gefeiert. Wer reden möchte, findet einen Ansprechpartner. Nach der Konfession wird nicht gefragt. Möchten Muslime beten, ist in einem Raum neben der Kapelle ein Ort dafür, wo auch die Gebetsrichtung angezeigt wird.
Seit 30 Jahren bereits gibt es am Flughafen Wien-Schwechat die Flughafenseelsorge, die von Tourismusseelsorger Joseph Farrugia geleitet wird. Damals entstand ein interreligiöser Andachtsraum, den der Flughafen bereitstellte – heute sind es insgesamt drei. „Die Seelsorger sind auch am Flughafen unterwegs, um für Menschen ansprechbar zu sein“, sagt Renate Moser. Neben individuellen Besuchern kommen auch Gruppen, zum Beispiel, wenn sie auf Pilgerreise sind und beten möchten. Freitags wird der Gebetsraum gerne von Muslimen genützt. Jeden Sonntag wird um 8 Uhr eine heilige Messe gefeiert.
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