Wort zum Sonntag
Mit einem Gottesdienst ging die Papstreise nach Luxemburg und Belgien am Sonntag in Brüssel zu Ende. 40.000 Menschen feierten im König-Baudoin-Stadion mit. Der Papst predigte über die Bedeutung der Frau als Stütze der Kirche und die Schande des Missbrauchs, bevor er mit dem Papamobil lachend und segnend durch die Menge fuhr.
Die Missbrauchskrise war vor allem in Belgien auf dem Programm gestanden – sowie schwindende Katholikenzahlen. In Brüssel wurde der Papst mit ungewohnt scharfen Worten von König Philippe und Premierminister Alexander De Croo konfrontiert. Darauf wich er vom Redemanuskript ab und äußerte sichtlich tief empfundene Worte der Scham über Verbrechen in der Kirche. Später, an den beiden katholischen Universitäten von Löwen, prallten gegensätzliche Auffassungen über Geschlechterrollen zwischen dem Papst und einer jungen akademischen Katholiken-Generation aufeinander.
In der flämischen Universität stellte Rektor Luc Sels die Frage, ob eine Kirche, in der Frauen Priesterinnen werden können, nicht eine freundlichere Kirche wäre. Und im modernen Betonbau der wallonischen Universität, wo Franziskus begeistert empfangen wurde, hatten Studierende einen Appell zum selben Thema verfasst, den eine Schauspielerin in der Aula Magna vortrug. Gelobt wurde das Umweltengagement des Papstes, während seine These, Frauen seien vor allem durch Eigenschaften wie Mütterlichkeit und Hingabe gekennzeichnet, auf Ablehnung stieß.
In seiner Replik untermauerte das Kirchenoberhaupt noch: Die Kirche sei weiblich, deshalb seien Frauen wichtiger als Männer, aber wenn sie sich zu Männern machen wollten, sei das „hässlich“. Der Beifall für seine Rede fiel verhalten aus, während ihm bei seiner Fahrt über das Unigelände Hunderte zujubelten. Auf menschlicher Ebene kann der Argentinier die Herzen erobern; dass er sich allerdings eine andere Sicht auf Geschlechterrollen aneignet, scheint unwahrscheinlich.
Gleich nach seiner Rede veröffentlichte die Universität eine Protestnote, in der sie sich von seinen Aussagen distanzierte; ein Vorgehen, das Franziskus später als „unfair“ bezeichnete, weil der Protest noch während seiner Rede verfasst worden sei. Rektorin FranҪoise Smets zeigte sich trotzdem zuversichtlich, dass der Papst seine Kritik noch überdenke.
Welche Eigenschaften auch immer der Papst Frauen in der Kirche zutraut oder nicht: Im Cockpit des Fliegers auf dem Rückweg nach Rom saß eine Frau am Steuer.
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