Wort zum Sonntag
Brambilla, die die Leitung des Dikasteriums von Kardinalpräfekt Joao Braz de Aviz (77) übernimmt, besetzte zuvor als Sekretärin den zweithöchsten Posten des Dikasteriums. Zum Pro-Präfekten ernannte der Papst Kardinal Angel Fernandez Artime (64).
Die italienische Ordensfrau gehört den Consolata-Missionsschwestern an. Sie arbeitete in Mosambik und machte 2008 einen Doktor in Psychologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Von 2011 bis Mai 2023 war sie Generalsuperiorin ihrer Ordensgemeinschaft. Dem nun von ihr geleiteten Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens gehört sie bereits seit 2019 als Mitglied an.
Dass nun in der Ordensbehörde eine Frau über einem Kardinal stehe, sei laut dem deutschen Kirchenrechtler Matthias Pulte „nicht einfach“. Ordensfrau Brambilla sei die Präfektin und entscheide, sagte Pulte. Pro-Präfekt Kardinal Artime stehe hierarchisch unter ihr. Doch Laien aus katholischer Sicht höher gestellte Stellvertreter zur Seite zu stellen, könne ohne Änderung des kirchlichen Gesetzbuchs zu Problemen führen, meint der Kirchenrechtler.
Kritisch sieht das auch der emeritierte Würzburger Kirchenrechtler Heribert Hallermann. Das Amt des Pro-Präfekten der Behörde sei eines, das es in dieser Form bisher nicht gab. Die Nummer zwei einer Vatikan-Behörde sei laut Hallermann eigentlich ein Sekretär. Aufgrund der fehlenden rechtlichen Grundlage sei unklar, „was ein Pro-Präfekt ist, wo er in der Hierarchie eines Dikasteriums einzuordnen ist und was seine genauen Aufgaben sind. Das ist nirgends definiert.“ Daher warnt er davor, in der Ernennung einen Freibrief für Diözesanbischöfe oder Bischofskonferenzen zu geteilter Leitung zu sehen. Anders als der Papst seien sie an das kirchliche Recht und seine Vorschriften gebunden.
Grundsätzlich begrüßte Pulte die Entscheidung des Papstes. Es sei gut, dass künftig im Vatikan eine Ordensfrau für Ordensthemen zuständig sei. Ihre fachspezifische Perspektive habe ein Weltkleriker nicht zwingend. Laut der österreichischen Vatikanjournalistin Gudrun Sailer sei die Ernennung von Brambilla zur Leiterin der vatikanischen Ordensbehörde u. a. auch ein wichtiges Signal, dass das Kardinalsamt „nicht Macht, sondern Dienst“ bedeutet.
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