Wort zum Sonntag
Was ist überhaupt eine Bischofssynode?
Antwort: Die Bischofssynode ist ein Beratungsgremium der Kirche. Die schon seit dem Altertum bekannte Form der Zusammenkunft von Bischöfen wurde in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils von Papst Paul VI. 1965 zu einer fixen Einrichtung gemacht. Was heute landläufig als Bischofssynode zu einem bestimmten Thema bezeichnet wird, sind an sich die Generalversammlungen der ständig eingerichteten Bischofssynode. Das „Jugendsynode“ genannte heurige Treffen ist die 15. ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode seit ihrer Einrichtung. Weiters ist die Abhaltung von Synoden für Teilkirchen möglich. Eine solche Regionalsynode für Lateinamerika findet im Herbst 2019 statt.
Wer nimmt an der Bischofssynode teil?
Antwort: Grundsätzlich sind Bischöfe abstimmungsberechtigte Teilnehmer. Während an außerordentlichen Sitzungen die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen teilnehmen, werden zu den ordentlichen Sitzungen wie im heurigen Herbst meist Vertreter von den Bischofskonferenzen bestimmt. Da der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky in der Österreichischen Bischofskonferenz für Jugendfragen zuständig ist, vertritt er Österreich. Er wird von 15 jungen Katholiken begleitet, mit denen er intern Fragen diskutieren will. Kardinal Christoph Schönborn ist Mitglied des Synodenrates und nimmt in dieser Funktion teil. Zudem kann der Papst weitere Bischöfe, Kurienmitglieder und sonstige Experten in die Synode berufen. Eine Abstimmungsberechtigung für sie ist im einzelnen vom Papst zu gewähren. Dazu kommen Zuhörer und Gäste. Die Teilnehmerliste der Jugendsynode umfasst 409 Namen.
Worum geht es bei der heurigen Jugendsynode?
Antwort: Der offizielle Titel lautet: „Die Jugendlichen, der Glaube und die Erkenntnis der Berufung“. Der letztgenannte Begriff beschränkt sich aber nicht auf eine Berufung zum Priestertum oder Ordensleben, sondern meint generell eine Lebensentscheidung für ein geglücktes Leben, das Frucht bringt auch für andere. Aus einer Umfrage und einer „Vorsynode“ von Jugendlichen wurde ein Arbeitspapier (Instrumentum laboris) für die eigentliche Synode entwickelt. Laut diesem ist die Zielsetzung der Synode einerseits, die Begleitung junger Menschen zu forcieren, andererseits, dass die Jugend das Gesicht der Kirche verjüngt. Das Dokument spricht die Lebensrealitäten junger Menschen weltweit an. Die Themen reichen von Familie, Bildung, Sexualität und Beruf bis zu Arbeitslosigkeit, Diskriminierung, Migration und der digitalen Welt. Selbstverständlich bildet die Berufung zu einem Leben im Glauben einen übergreifenden Schwerpunkt.
Wie „funktioniert“ die Synode?
Antwort: Die genannten Themen werden im Plenum und in Sprachzirkeln diskutiert. Ziel ist ein Schlussdokument. Über dieses Schlussdokument sowie eventuelle Zwischenergebnisse wird abgestimmt. Durch das neue Schreiben „Episcopalis communio“ hat Papst Franziskus kurz vor der Jugendsynode neue Regeln aufgestellt. So können auch Nicht-Bischöfe vom Papst zu Stimmberechtigten ernannt werden. Die bereits vor den beiden Familiensynoden und vor der Jugendsynode durchgeführten weltweiten Umfragen sind ab sofort verpflichtend vor Synoden durchzuführen, was mehr Mitsprache für die Gläubigen ermöglicht. Wird das Schlussdokument einer Synode vom Papst veröffentlicht, ist es Teil seines Lehramtes.
Was hat die Synode mit der Missbrauchskrise zu tun?
Antwort: Formell gar nichts. Die Synode wurde lange vor den aktuellen Krisen insbesondere in den USA angesetzt. Allerdings zeigt sich, dass sich junge Menschen weltweit auch eine Klarstellung zur Transparenz in der Kirchenleitung erwarten. Der niederländische Jugendbischof Robert Mutsaerts hat – wie auch in den USA von manchen Stimmen erwogen – seine Teilnahme an der Jugendsynode wegen der aktuellen Krise abgesagt: Angesichts der Skandale sei nicht die richtige Zeit für diese Synode. Mutsaerts wird aber von seinem Landsmann Bischof Everardus Johannes De Jong vertreten.
Warum sind Synoden für Papst Franziskus so wichtig?
Antwort: Franziskus hat sich von Beginn seines Pontifikats an für eine stärkere Mitsprache der Weltkirche in gesamtkirchlichen Belangen ausgesprochen. Sein neuer Zugang hat aus den bisher sehr planbaren (und inhaltlich oft vorprogrammierten) Synoden ein Dialogforum gemacht. Die beiden Familiensynoden 2014 und 2016 führten zum Dokument „Amoris laetitia“, das eine mehr seelsorgliche und weniger moralisierende Zugangsweise der Kirchenleitung zu unterschiedlichen Lebensformen betont. Freilich waren es auch solche Entwicklungen, die dem Papst eine unüberhörbare Gegnerschaft meist sehr konservativer Kirchenleute eingetragen hat.
Hallo! I bims - KirchenZeitung-Themenschwerpunkt zur Jugendsynode
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