Wort zum Sonntag
Grob gesprochen besteht der Film, den der Vatikan mitproduziert hat, aus Nachrichtenbildern von Papstbesuchen, Ansprachen, Interviews mit dem Papst und einer retrospektiven Bezugnahme auf Franz von Assisi. Die Betonung des mittelalterlichen Heiligen, der etwas gekünstelt als Stummfilmfigur auftaucht, ist Dreh- und Angelpunkt des Konzepts von Wenders‘ Film. Der heilige Franz bildet so die Verständnisfolie für das bisherige Pontifikat von Franziskus, das umfangreich, aber ohne kritische Zwischentöne dargestellt wird: Von den Flüchtlingen über die Klima- und Umweltverschmutzung, von Missbrauchsfällen bis zur Sexualmoral. Vorrangig widmet sich der Film den Themen des Papstes im umfassenden Sinn. Glaubensthemen im engen Sinne stünden eher im Hintergrund, wenn man nicht in all den Anliegen stets die christlich gebotene Nächstenliebe mitdenken würde. Der Film ist wie ein Crashkurs in Sachen Franziskus – und daran ist inhaltlich nichts auszusetzen.
Jedoch verlangt der Regisseur dem Publikum einiges an Konzentration ab: Der Film sagt, Papst Franziskus habe nur sein Wort, um etwas zu bewegen. Dass natürlich viele Worte durchaus Auswirkungen auf den Kinozuseher haben, wird man nach eineinhalb Stunden mit vielen Interviews und Reden nicht leugnen können. Tatsächlich sind es etwas zu viele Worte: Angesichts des vielfältigen Inhalts und wenn man wegen mangender Spanisch- und Italienischkenntnisse auf die Untertitelung angewiesen ist, würden dem Film mehr ruhige Bild-Elemente guttun, um das Gehörte auch verarbeiten zu können. Tatsächlich hört man während des Films viel Bemerkenswertes aus dem Mund von Papst Franziskus. Eine andere Frage ist, an wie viel davon man sich noch konkret erinnern kann, wenn man das Kino wieder verlässt.
Gelungen ist jedenfalls das visuelle Konzept des Films: Der Papst sitzt dem Kinozuschauer gegenüber, sieht ihn direkt an. Auf der großen Kinoleinwand ist sein Gesicht gut zu beobachten – ein vermutlich ganz neuer Zugang für die allermeisten Menschen. Zwar geht die Art des Papstes, auch „mit den Händen zu reden“, dabei etwas unter und erst gegen Ende des Films greift das die Kamera besser auf. Dennoch vermittelt der Bildausschnitt die intime Nähe eines persönlichen Gesprächs. Für all jene, welche das bisherige Pontifikat von den Inhalten her sehr umfassend verfolgt haben, ist dieser unmittelbare Eindruck das Neue des Films.
Ab 14. Juni in Österreichs Kinos
Wort zum Sonntag
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