Wort zum Sonntag
Es gibt keine Jobs, keine Infrastruktur, keine medizinische Versorgung. Mit einem Monatsgehalt von etwa 15 bis 20 Euro und Preisen teils wie in Österreich kann niemand ohne fremde Hilfe überleben. Wer kann, verlässt das Land. Besonders schlimm trifft es die christliche Minderheit.
Viele Christen haben das Land längst verlassen. In der nordsyrischen Metropole Aleppo sind beispielsweise von ehemals 200.000 Christ:innen noch 20.000 übrig – es sind vor allem die Alten und Kranken und die verarmten Familien, die keine Chance auf eine Auswanderung haben.
In Aleppo besuchte der Bischof die von der ICO finanzierte Suppenküche der Franziskaner. Mehr als 300.000 Mahlzeiten wurden in zwei Jahren hier zubereitet, fast 1.300 Mahlzeiten pro Tag. Die meisten Begünstigten sind Familien, alte, kranke oder auch behinderte Personen. Auch Muslime werden versorgt.
Ein weiteres Projekt: 200.000 Menschen wurden beim Erdbeben im Februar obdachlos. Die Franziskaner renovieren in Aleppo und der Küstenstadt Latakia 170 Wohnungen. Die ICO ist einer von mehreren Geldgebern für dieses Projekt.
In Latakia unterstützt die ICO eine Privatschule der Organisation „People of Mercy“ für Mädchen, die noch nie eine Schule besucht hatten. Die muslimischen Mädchen und jungen Frauen lernen lesen, schreiben, rechnen und Englisch.
Es gibt auch kreative Einheiten und psychosoziale Begleitung. Für die Mädchen eine einmalige Chance, dem von Kinderarbeit und Kinderheirat geprägten Alltag zu entkommen.
Der syrisch-katholische Bischof von Homs, Jacques Mourad, wurde 2015 noch als einfacher Mönch von Terroristen des IS entführt. Der IS drohte ihm mit der Hinrichtung, sollte er nicht zum Islam konvertieren. Nach viereinhalb Monaten gelang ihm mithilfe von Muslimen die Flucht.
Einige Fluchthelfer wurden deswegen später vom IS ermordet. Trotzdem zeigt sich der Erzbischof überzeugt, dass es zum Dialog zwischen Christen und Muslimen keine Alternative gibt. In Maskana, einem Vorort von Homs, besuchte Bischof Scheuer die ICO-Kinderklinik. Rund 300 Kinder werden hier jeden Monat kostenlos medizinisch untersucht.
Im „Tal der Christen“ unterstützt die ICO ein Altenheim. Immer mehr Alte sind allein. Bischof Scheuer: „Es zerreißt Familien. Wenn die Menschen ins Ausland gehen, müssen sie die alten und kranken Eltern verlassen, tun sie es nicht, nehmen sie ihren Kindern die Zukunft.“
Die Reise-Bilanz von ICO-Geschäftsführerin Michlin Alkhalil: „Wir können leider nicht allen helfen, aber wir können vielen Menschen das Leben erleichtern.“ Bischof Scheuer ergänzt: „Es gibt auch die kleinen Pflanzen der Hoffnung und des Lebensmutes. Und es gibt die Kraft des Gebetes. Oft habe ich gehört: ‚Beten Sie für uns. Denken Sie an uns.‘ Das möchte ich auch tun.“
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