Wort zum Sonntag
Für die einen ist es ein Schreckgespenst, die anderen zählen schon die Tage bis zur Eröffnung am 7. Oktober 2019 in Rom. Traditionsorientierte und reformorientierte Katholiken gleichermaßen erwarten eine revolutionäre Entscheidung: dass die Synode dem Papst vorschlägt, verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen. Was für die einen den Zusammenbruch der Kirche bedeuten würde, sehen die anderen als ihre Rettung. Bischof Leonardo Steiner und Bernardo Bahlmann lachen, als sie hören, wie in Europa die Synode häufig auf dieses eine Thema reduziert wird. „Von uns kommt das nicht“, sagt Bischof Bernardo.
Er ist überzeugt das jeder Platz dieser Erde seine Berufung hat: für die Menschen vor Ort, für die Kirche und die ganze Welt. So auch Amazonien. Ihn bewegt, wie die Christinnen und Christen Jesus verkündigen, Zeugnis geben und die Nächstenliebe leben können. Die Kirche Amazoniens zeichnet im brasilianischen Teil von jeher aus, dass die Laien eine starke Stellung haben. Die Gemeinden werden von Laien geführt, 80 Prozent sind Frauen. Die Laien und ihre Verantwortung gilt es in der Synode zu stärken. Das heißt für Bischof Bernardo: „Man muss die Kirche von den Gemeinden her denken, nicht von den Priestern“. Er hält es für verfehlt, die Gemeinden nach der Anzahl der Priester zuzuschneiden.
Zur Vorbereitung der Synode gab es in den Gemeinden großangelegte „Hörprozesse“. Die Gemeinden wollen sich als Kirche stärken, das Priesteramt für verheiratete Männer war ein Vorschlag unter mehreren, steht aber nicht an der Spitze der Prioritätenliste, weiß Bischof Leonardo, in dessen Behörde die Rückmeldungen zusammengelaufen sind.-Das heißt aber für Bischof Bernardo nicht, dass am Ende die Synode sich nicht doch für verheiratete Priester aussprechen könnte: „Wir wissen es nicht“. Die Synode ist für ihn ein Glaubensakt: „Es gilt gut hinzuhören“.
Dass der Priestermangel in Europa ein gravierendes Problem und es legitim ist, dass die Kirche in Europa nach Lösungen sucht, hält er für selbstverständlich. Er glaubt aber nicht, dass es auf dem Weg funktioniert: „Die Amazonassynode wird‘s schon richten.“
In der täglichen Arbeit von Bischof Bernardo gehören beide Synoden-Themen zusammen: „Amazonien: neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie.“ Neben dem Thema „Berufung Amazoniens“ ginge es auch darum, das Bewusstsein für die Bedeutung der Ökologie zu stärken: „Der Regenwald ist keine Kolonie, die man ausbeuten kann. Er hat einen Wert für sich, für das Leben aller Menschen auf diesem Planeten. Wir dürfen das Ökosystem nicht zerstören“. Konzerne holen, was zu holen ist. Deren soziale Verantwortung bleibt vielfach auf der Strecke. Staat und Konzerne schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Bischof Bernardo setzt sich sehr für den Dialog ein: „Nur durch den Dialog kann man etwas erreichen.“ Und das hofft er auch für die vielen anderen Themen der Synode, wie dem Respekt und Schutz der indigenen Völker, um eines der ebenfalls besonders drängenden herauszugreifen.
Franziskaner Bischöfe aus Brasilien waren auf Einladung der Ennser Franziskaner (im Bild Mitte: Br. Andreas Holl) zu Gast in Oberösterreich: P. Leonardo Steiner OFM (links) war bis Ende Mai 2019 acht Jahre lang Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz, die 276 Diözesen umfasst. Ihr gehören 310 Bischöfe, Weihbischöfe und Koadjutoren sowie rund 170 emeritierte Bischöfe an. Er gilt als einer der besten Kenner der Kirche des Landes. P. Bernardo Johannes Bahlmann OFM leitet seit 2009 die Diözese Óbidos am Amazonas. Die Diözese ist halb so groß wie Deutschland. Sie hat zwölf Pfarren, unterteilt in 700 Gemeinden, mit 31 Priestern. Die Missionsstelle der Diözese Linz unterstützt die Arbeit von Bischof Bahlmann.
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