Wort zum Sonntag
„Der heilige Wolfgang ist unser Ortsheiliger, der wichtigste Mann von St. Wolfgang“, sagt Annemarie Windhager. Sie ist Pfarrgemeinderatsobfrau und seit Oktober 2023 als pastorale Mitarbeiterin der Diözese Linz auch Ansprechperson vor Ort für alle Aktivitäten rund ums Wolfgangjahr.
Der heilige Wolfgang wurde 924 in Baden-Württemberg geboren und stieg als Studienfreund eines Adeligen rasch die kirchliche Karriereleiter in Trier und Köln hoch, ehe er 964 in das Benediktinerstift Einsiedeln (Schweiz) eintrat, um als Mönch ein einfaches Leben zu führen. Zu Weihnachten 972 wurde Wolfgang aber auf Vorschlag des Bischofs Pilgrim von Passau zum Bischof von Regensburg geweiht und übte dieses Amt bis zu seinem Tod in Pupping (Eferding) im Jahr 994 aus.
Die Biografen beschreiben Wolfgang als fähigen und weitblickenden Bischof, der stets das Wohl der Kirche vor Augen hatte und nicht seine Geldschatulle. Zudem wird er als freigiebig gegenüber den Armen charakterisiert. Im Jahr 976 verließ er wegen eines Bürgerkriegs, der auch Regensburg traf, seinen Bischofssitz und zog ins Kloster Mondsee, dessen Abt er kraft seines Amtes war. Das ist historisch verbürgt. Was er dort gemacht hat, darüber schweigen die Quellen.
Bischof Wolfgang mauert die Kirche St. Wolfgang auf: Detail des Pacher-Altars.
Die Legende weiß, dass er als Einsiedler am Falkenstein lebte – eine Kirche und eine Heilquelle erinnern daran. Weil Wolfgang und sein Begleiter dort aber vom Teufel mit Versuchungen überaus gequält wurden, beschloss der Bischof, sich eine neue Bleibe zu suchen.
Er schleuderte seine Hacke Richtung Tal und wollte dort, wo er sie fand, seine neue Einsiedelei errichten. Nach drei Tagen der Suche fand er sie – mehrere Kilometer von der Stelle entfernt, wo er sie weggeschleudert hatte, am Ufer des Sees, der damals noch Abersee hießt.
Dort baute er an der Stelle eine Kirche, wo heute das gotische Gotteshaus St. Wolfgang steht. Nach zwei Jahren als Eremit musste Wolfgang wieder zurück nach Regensburg. „Grundsätzlich möglich, aber historisch nicht zu beweisen“, urteilen die Brüder Pfarl in ihrem Buch über den heiligen Wolfgang (siehe unten) salomonisch über die Gründung der Kirche ihres Heimatorts.
Mit geschichtlichen Diskussionen hält sich Annemarie Windhager nicht auf. Sie weist auf das Tagesgebet aus dem Messbuch hin, das am Festtag des heiligen Wolfgang gebetet wird: „Gott, du hast uns im heiligen Wolfgang einen Mann des Geistes und der Tat geschenkt und ihn berufen, als Mönch und Bischof auf vielfache Weise seinem Volk zu dienen. Gib auch der Kirche unserer Zeit die Weite seines Geistes und die Kraft seiner Liebe. Amen.“
Windhager wiederholt: „Weite des Geistes und Kraft der Liebe, darauf kommt es an. Heiliger Wolfgang, bitte für uns!“ Wann die Menschen begonnen haben, Wolfgang um Fürbitte anzurufen, lässt sich zeitlich nicht festmachen. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche ebenfalls zu einer der meistbesuchten Wallfahrtsstätten Europas.
Die prächtige Kirche von St. Wolfgang
Nach Rom, Santiago de Compostela und Aachen soll St. Wolfgang gekommen sein. Der qualitätsvolle gotische Flügelaltar von Michael Pacher (1481 geweiht) zeugt jedenfalls von der herausragenden Bedeutung der Wolfgangkirche.
70.000 Wallfahrer:innen sollen zu dieser Zeit nach St. Wolfgang gepilgert sein, so viele wie später nie mehr. Die Wallfahrt nahm in der Barockzeit wieder einen deutlichen Aufschwung, wie wiederum ein Altar zeigt: der Doppelaltar von Thomas Schwanthaler (datiert 1676). Dieser Altar mit der Wolfgangstatue als Gnadenstatue wurde schließlich für fast dreihundert Jahre das Ziel jeder Wolfgangspilgerfahrt.
Der heute über 80-jährige Wolfgang Pfarl erinnert sich an seine Ministrantenzeit. Wenn Pilgergruppen gekommen sind, lagen vor der Wolfgangstatue auf dem Altartisch eine Hacke und die Krümme eines Bischofsstabs. Beides habe der Heilige benutzt, weiß die fromme Überlieferung. Die Pilger sind dort jedenfalls zur Verehrung des Heiligen und seiner Andenken vorbeigezogen.
Heute wird dieser Brauch nicht mehr gepflegt, die Pilgergruppen werden aber von Mesner Michael Lippert mit Glockengeläute empfangen: „Wenn die Wallfahrtsgruppen kommen, ist das immer eine schöne Zeit.“ Gott sei Dank sind sie nach der Pandemie wieder zurückgekehrt, rund siebzig pro Jahr. Und natürlich die unzähligen Tourist:innen im Sommer und im Advent, die die Kirche besuchen.
Ein Reihe von Veranstaltungen lädt ein, an den Angeboten des Gedenkjahrs zu Ehren des heiligen Wolfgangs teilzunehmen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch in der Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Wolfgang. Im Folgenden eine Auswahl aus dem Jubiläumsprogramm.
Am 14. April um 9 Uhr feiert Bischof Manfred Scheuer den Eröffnungsgottesdienst zum Wolfgangjahr in der Pfarrkirche St. Wolfgang (Übertragung auf Servus TV).
Über die Website der Pfarre kann man Kirchenführungen buchen, die zusätzlich zu den kunstgeschichtlichen Erklärungen auch spirituelle und theologische Impulse bieten.
Am 20. April von 8 bis 17 Uhr findet, ausgehend und veranstaltet vom Europakloster Gut Aich, der 8. Wolfgangsee-Pilgertag statt. Infos und Anmeldung: www.europakloster.com/gaeste/seminare
Von 23. Mai bis 23. Juni wird auf der neu geschaffenen Seebühne St. Wolfgang das Musiktheater „Wolf – Das Mystical“ aufgeführt.
Die Berufungspastoral der Diözese lädt von 31. Mai bis 2. Juni zum Radpilgern von Regensburg nach Pupping, dem Sterbeort Wolfgangs. Infos und Anmeldung: www.dioezese-linz.at/berufungspastoral
Die Pfarre St. Wolfgang veranstaltet im Sommer 2024 Kirchenkonzerte mit internationalen Künstler:innen: 7., 21. und 28. Juli, 4., 15. und 25. August, jeweils um 20 Uhr. Tickets gibt es ab Ostern über das Tourismusbüro St. Wolfgang; im Anschluss an die Konzerte findet jeweils eine Agape statt.
In einen Gottesdienst um 16 Uhr an der Seepromenade mit Bischof Manfred Scheuer und Erzbischof Franz Lackner wird am 13. Juli 2024 das „Sternpilgern“ der Diözese Linz und der Erzdiözese Salzburg münden. Die Wege werden von einhalb bis sieben Stunden in Anspruch nehmen. Die Pfarren bei den Treffpunkten (bisher: Fuschl, St. Gilgen, Strobl, Mondsee, Bad Ischl) werden die Pilger:innen betreuen.
Weitere Infos folgen.
Das malerische, am Seeufer gelegene St. Wolfgang gehört zu den Top-Tourismusdestinationen des Landes. Der Mann, dem die Region diese Berühmtheit zu verdanken hat, ist weniger bekannt: der 924 geborene heilige Wolfgang, dessen 1100. Geburtstag heuer mit einem Festjahr begangen wird.
Zu diesem Jubiläum stellen die Brüder Peter und Wolfgang Pfarl aus St. Wolfgang in ihrem soeben erschienenen Buch anschaulich den berühmten Namensgeber ihrer Heimat und dessen Wirkungsgeschichte vor. Wolfgang war von 972 bis 994 Bischof von Regensburg und hat sich 976 vor kriegerischen Auseinandersetzungen in sein Kloster Mondsee zurückgezogen.
Auf diesen Aufenthalt geht „historisch ungewiss, aber nicht unwahrscheinlich die Gründung der Kirche von St. Wolfgang zurück“. Die Pfarl-Brüder beschreiben anschaulich den Legenden- und Wunderkranz, der sich um den Falkenstein und St. Wolfgang legt, sie führen durch die Kirche von St. Wolfgang mit dem gotischen Pacher- und dem barocken Schwanthaler Altar und präsentieren Wolfgangkirchen aus Österreich und den Nachbarländern.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>