Wort zum Sonntag
Welche Bedeutung die Pfarrgemeinderäte haben, wie die Wahl in Oberösterreich funktioniert und welche besondere Situation sich aus dem Strukturprozess der Diözese Linz ergibt, haben wir für Sie zusammengefasst.
Was ist der Pfarrgemeinderat und was leistet er für die Pfarre?
Der Pfarrgemeinderat (abgekürzt PGR) ist ein Gremium in einer katholischen Pfarrgemeinde, das die Aufgabe hat, sich in allen Fragen, die die Pfarrgemeinde betreffen, zu beraten und über diese Fragen zu entscheiden. Konkret bedeutet dies, dass im Pfarrgemeinderat Anliegen, Herausforderungen, Zukunftspläne, organisatorische, karitative, bauliche, seelsorgliche, liturgische und viele andere die Pfarre betreffende Themen beraten und im Sinne der Geschäftsordnung des Pfarrgemeinderates beschlossen werden. Der Pfarrer hat ein aufschiebendes Einspruchsrecht gegen Beschlüsse des PGR: Ein Konfliktthema kann auf die Diözesanebene weitergeleitet werden.
Werden am Sonntag alle Mitglieder eines Pfarrgemeinderats gewählt?
Bei der PGR-Wahl wird jener – überwiegende – Teil der PGR-Mitglieder gewählt, der nicht aus amtlichen Mitgliedern (z.B. Pfarrer, Diakon, Pfarr- und Pastoralassistent/innen) und delegierten Mitgliedern (z.B. Religionslehrer/innen, KA-Vertreter, und andere) besteht.
Nach der Wahl 2017 waren von den 7874 PGR-Mitgliedern Oberösterreichs 4623 Mitglieder gewählt. Der Großteil der gewählten Mitglieder, 2652 Personen, waren Frauen, denen 1971 Männer gegenüberstanden.
Wie wird gewählt?
In der Diözese Linz kommen drei Wahlmodelle zur Anwendung, wobei im Großteil der Pfarren auch die Briefwahl angeboten wird:
Wer ist wahlberechtigt?
Wahlberechtigt sind alle getauften Katholik/innen, die im Gebiet der Pfarre ihren Wohnsitz haben oder sich der Pfarre zugehörig fühlen und vor dem 1. Jänner 2022 das 16. Lebensjahr vollendet haben. In mehr als 200 Pfarren gilt das auch für Gefirmte ab 14 Jahren. Insgesamt sind in OÖ rund 732.000 der 915.000 Katholik/innenwahlberechtigt.
Wo wird gewählt?
Die Pfarren, in denen keine Urwahl durchgeführt wird bzw. wo diese noch nicht abgeschlossen ist, werden Wahllokale einrichten. Die Öffnungszeiten werden öffentlich bekannt gemacht. Die Wahlergebnisse werden öffentlich ausgehängt. Gewählt wird bzw. wurde in fast allen Pfarren Oberösterreichs. In einzelnen Fällen (z.B. bei größeren Bauprojekten, die das bestehende Team zu Ende führen soll) wurde die Pfarrgemeinderatswahl aus sachlichen Gründen verschoben.
Die Diözese Linz befindet sich in einer Übergangsphase vom bisherigen Modell der 486 Pfarren zu 40 neuen Pfarren, wobei die bisherigen Pfarren als Pfarrteilgemeinden bestehen bleiben. Was heißt dies für die PGR?
Fünf Dekanate der Diözese Linz befinden sich derzeit bereits in der zweijährigen Übergangsphase zur neuen Pfarre. Noch keine dieser neuen Pfarren ist kirchenrechtlich errichtet und in jeder künftigen Pfarrteilgemeinde (zukünftig: Pfarrgemeinde) wird es einen Pfarrgemeinderat geben. Konkret bedeutet das für die Pfarren in diesen fünf Dekanaten, dass in jeder Pfarre, die künftig Pfarrgemeinde sein wird, ein PGR nach dem alten Statut gewählt wird und als solcher auch bis 1. Jänner 2023 arbeitet. Danach steigen die Pfarrgemeinderäte in das neue Statut um, das eine Leitung der Pfarrgemeinde (und damit auch des PGR) durch ein Seelsorgeteam vorsieht. Die PGR in den Pionierpfarren bereiten sich als Erste auf diesen Umstieg vor.
Im Herbst 2022 werden weitere Dekanate in den Umstiegsprozess zur neuen Pfarre eintreten und bis Ende der Pfarrgemeinderatsperiode 2027 wird, wenn es keine Verzögerungen gibt, der allergrößte Teil der bisherigen Pfarren umgestiegen sein. Insofern betrifft dieser Umstieg praktisch alle jetzt zu wählenden Pfarrgemeinderäte früher oder später. Beate Schlager-Stemmer vom PGR-Referat der Diözese Linz spricht von einer intensiven Vorbereitung der „Pfarren in Umsetzung“, wie die Dekanate dann genannt werden, wo eigene Begleiter/innen dafür eingesetzt werden.
Wie lange dauert das Mandat als PGR-Mitglied?
Die PGR-Mitglieder werden formal für fünf Jahre gewählt. Allerdings beobachtet Beate Schlager-Stemmer eine Flexibilisierung innerhalb der fünfjährigen Periode: So rücken immer wieder Ersatz-PGR-Mitglieder bei Ausstiegen (aus privaten Gründen) während der Periode nach. Die PGR-Mitglieder seien meist in der Pfarre mehrfach engagiert, aber der Kreis der Engagierten beschränke sich auch nicht auf die PGR-Mitglieder.
Hat die Coronapandemie die PGR-Wahl beeinflusst?
Die Vorbereitungen für diese Wahl laufen bereits seit zwei Jahren. Insofern hat die Pandemie zwangsläufig Einschränkungen in der Vorarbeit gebracht. Auch ein 2020 geplanter österreichweiter PGR-Kongress in Saalfelden fiel der Pandemie zum Opfer. Dafür haben sich Internet-Austauschformate etablieren können, sagt Schlager-Stemmer. Insgesamt sieht die Theologin einen großen Willen in den Pfarren zur Durchführung einer rechtsgültigen Wahl. Das zeige auch die große Nachfrage beim Servicetelefon der Diözese, wenn Fragen offen sind. Nach der Wahl sei der nächste Schritt eine qualitätsvolle Konstituierung der PGR und die Vorbereitung auf die ersten PGR-Klausuren. «
Zum Thema
Rund 4,3 Millionen Katholik/-innen sind am 20. März aufgerufen, ihre Vertreter in den rund 3.000 Pfarren des Landes zu wählen. Wie viele Kandidierende es für die rund 28.000 zu wählenden Sitze in den Pfarrgemeinderäten gibt, wird nicht zentral erfasst. Bereits in den vergangenen Wochen und Monaten wurde mit der Kampagne „mittendrin“ bundesweit für die Teilnahme mobil gemacht.
Anders als bei politischen Wahlen sind auch jene Katholiken stimmberechtigt, die keinen österreichischen Pass haben. Insgesamt gibt es aufgrund der Unterschiedlichkeiten der österreichischen Diözesen in jeder auch leicht modifizierte Wahlen, was auch mit unterschiedlichen Reformprozessen zusammenhängt.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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