Wort zum Sonntag
Liebe, Treue, füreinander Verantwortung übernehmen, eine verlässliche Bindung auf Dauer leben – das wünschen sich heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare. Einen verbindlichen Rahmen dafür bietet das Rechtsinstitut Ehe in Österreich seit Beginn des Jahres nun auch Letzteren. Kardinal Christoph Schönborn spricht sich gegen dieses Gesetz aus. In der römisch-katholischen Kirche ist die „Ehe eine dauerhafte Beziehung zwischen Mann und Frau, die offen ist für neues Leben“, betont er.
Da das Sakrament der Ehe in der katholischen Kirche „verknüpft ist mit Beziehung und Fortpflanzung, sind wir noch weit davon entfernt, dass es kirchliche Trauungen von gleichgeschlechtlichen Menschen gibt“, sagt Franz Harant, Leiter der Regenbogenpastoral Österreich, einer Plattform des Forum Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich. Er war 2017 dabei, als in München/Dachau das „Global Network of Rainbow Catholics“ mit Sitz in Rom gegründet wurde. Der Theologe ist mit katholischen Initiativen und Diözesen weltweit, vor allem aber im deutschsprachigen Raum, vernetzt. Im Hinblick darauf, wie Frauenpaare und Männerpaare pastoral und liturgisch zu begleiten sind, sieht Franz Harant in der katholischen Kirche eine erfreuliche „Suchbewegung. Papst Franziskus sagt, den zum gleichen Geschlecht geneigten Menschen ist mit Respekt zu begegnen. Das steht auch im katholischen Katechismus. Vor Journalisten äußerte er 2013, ,wenn einer gay ist und den Herrn sucht und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn zu verurteilen?‘“. Diese neue Pastoralkultur zeige sich für Franz Harant u. a. auch im Papstschreiben „Amoris laetitia“. „Es braucht eine respektvolle Begleitung und Eingliederung. Und wir in der Kirche haben sie zu gewährleisten, damit homosexuelle Menschen die notwendigen Hilfen bekommen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen. Da ist eine Anstrengung erforderlich in unseren Hirnen und Herzen.“
Seit dem Zweiten Vatikanum habe die römisch-katholische Kirche die Ehezwecklehre aufgegeben und stelle die Beziehung gleichwertig zur Fortpflanzung dazu, erläutert Franz Harant. „Das war ein wesentlicher Schritt.“ Dieses gegenseitige Wohlwollen von Paaren, in Liebe, Treue und Verantwortung zu leben, ist durch die „Ehe für alle“ jetzt auch für gleichgeschlechtlich Liebende möglich. „Das gilt es zu würdigen. Und natürlich wollen die Menschen feiern, dass sie ,Ja‘ zueinder sagen. Die Sehnsucht, bejaht zu werden, steckt in uns allen drinnen.“
Wenn es um die Würdigung der verlässlichen Lebensform geht, ist es für Franz Harant durchaus möglich, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. „Letztlich geht der Segen von Gott aus. Die Kirche muss da noch viel erfinderischer werden, wie man das gestalten kann.“ Als Leiter der Regenbogenpastoral Österreich begleitet er auch schwule und lesbische Paare. Im Rahmen von Lebensbeziehungs- und Bindungsfeiern bekommen sie einen Segen, einen Zuspruch, der für sie Wirkkraft hat. „Ich sehe darin keine Konkurrenz zur sakramentalen Ehe. Das unterscheiden die Leute sehr gut für sich.“ Interessant sei für den Theologen, dass es im deutschsprachigen Raum auch eine starke Suchbewegung gibt im Hinblick auf Segnungen nicht nur von Menschen in zweiter Ehe lebend, sondern auch von Menschen, die homosexuell orientiert sind. „Da bin ich sehr froh um den Vorstoß des Osnabrücker Bischofs Franz Josef Bode, der eine Debatte darüber angeregt hat.“
Die evangelische Kirche ist sich in der Frage, ob es eine kirchliche Trauung für homosexuelle Paare geben soll, nicht einig. Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker zählt zu den Befürwortern. Die Pfarrgemeinden sind nun dabei, darüber zu beraten. Eine Entscheidung wird es auf der Synode am 9. März geben. «
- Studientag „Frauenpaare, Männerpaare. Die Folgen einer staatlichen ,Ehe für alle‘“ am 29. Jänner im Priesterseminar Linz. Anmeldung: 0732/771205-8108
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
Die KIRCHENZEITUNG bietet vielfältige Angebote für Pfarren:
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>