Wort zum Sonntag
Nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses dankte Bischof Manfred Scheuer allen, die sich in vielen Tages- und Nachtstunden für die Erarbeitung des „Strukturmodells“ engagiert haben, wie die Eckpunkte für die Neugestaltung der Seelsorge in den Pfarren genannt werden: „Ich habe die Bewegung, die mit dem Strukturmodell und dem gesamten Zukunftsweg beschäftigt ist, als Spur der Hoffnung in unserer Diözese erfahren.“ Entgegen dem Trend zu Resignation, Defensive und Klagen über eine sterbende Kirche habe er die Freude am Volk-Gottes-Sein verspürt, die Papst Franziskus immer wieder in Erinnerung rief, sagte der Bischof. Die weiteren Schritte liegen jetzt bei ihm. Am Freitag, 31. Jänner wird er sich mit dem Konsistorium, seinem engsten Beraterkreis, besprechen, wie er mit der Empfehlung des Diözesanforums umgeht. Derzeit liegt keine Alternative vor. Für den Fall, dass er sich für das vorliegende Modell entscheidet, geht es darum, die geplanten, sehr weitreichenden Veränderungen mit den vatikanischen Stellen abzustimmen. Linz sollte nicht das Schicksal des Bistums Trier ereilen, wo Rom wenige Wochen nach dem Start der Maßnahmen die „Not-Aus-Taste“ gedrückt hat.
Die Diözese Linz sei aber bereits seit Längerem über den laufenden Prozess in Kontakt mit „Rom“, erklärte Generalvikar Severin Lederhilger. „Wir werden alle Entscheidungen unter Wahrung der Einheit und in voller Übereinstimmung mit der Weltkirche treffen.“ Der entscheidende Punkt wird die Stellung des Pfarrers in der neuen Struktur sein. „Das Kirchenrecht lässt in Bezug auf die Ämterfrage erheblichen Spielraum. Wir haben vor, ihn zu nutzen, aber im vorgegebenen Rahmen“, sagte Lederhilger. Das „Handbuch“ muss in der weiterer Folge in Gesetze umgewandelt werden, denn nur so können die Maßnahmen in Rom genehmigt und in der Diözese in Kraft gesetzt werden. Das alles braucht Zeit, und es ist schwer abzuschätzen wie viel.
Daher ist es noch offen, ob die ersten Pfarren bereits mit September 2020 ihr Vorbereitungsjahr starten können, wie ursprünglich einmal angedacht war, betonte Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl. Die Leiterin des Zukunftsprozesses der Diözese stellte aber klar, dass keine Zeit verloren geht. Es sollen die künftigen Grenzen der 40 Pfarren endgültig fixiert und in der Zwischenzeit die Dekanatsgrenzen entsprechend angeglichen werden. Das wird dann den Beginn in den neuen Pfarren erleichtern. In der Region Braunau und rund um Wels werden in den kommenden Wochen Gespräche zu einzelnen unklaren Pfarrgrenzen geführt. Eine Koordinierungsgruppe, die sich mit den konkreten Schritten der Umsetzung befasst, soll ebenfalls schon einmal die Arbeit aufnehmen. Wohin man blickt: Arbeit über Arbeit. „Ich muss beim derzeitigen Prozess oft an die Hochzeit zu Kana denken“, meint Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering: „Wir füllen die Krüge mit Wasser, den Wein schenkt uns Gott.“
„Das Thema, das uns antreibt, lautet: Was bedeutet Christ-sein heute? Dafür bieten die im Handbuch beschriebenen Strukturen eine gute Grundlage. Der Zukunftsweg zeigt für mich, was unsere Diözese ausmacht: das Miteinander der verschiedenen Stimmen.“ Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamts
„Jetzt, nach einem Jahr intensiver Arbeit, bin ich erleichtert, und ich freue mich sehr über die deutliche Zustimmung zum Handbuch. Es waren letztlich sehr viele Menschen in seine Erstellung eingebunden. Damit liegt aus meiner Sicht eine gute Grundlage für die Erstellung der Gesetzestexte vor, wenn sich Bischof Manfred Scheuer dafür entscheidet.“ Slawomir Dadas, Generaldechant
„Das starke Votum ist auch Ergebnis der immensen Arbeitsleistung der Verantwortlichen. Jetzt wünsche ich mir, dass wir auch die auf dem Weg mitnehmen können, die dagegen gestimmt haben. Der Zukunftsweg ist ein Prozess – und der ist noch nicht zu Ende.“ Maria Hasibeder, Präsidentin der Katholischen Aktion OÖ
„Angesichts der personellen Situation, aber auch der zurückgehenden Zahlen der aktiven Gläubigen ist eine Veränderung notwendig. Nun müssen geeignete Priester für die Pfarrerstelle und Personen gefunden werden, die eng mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Voraussetzung ist die innere Zustimmung dieser Menschen für das Kirchenbild des Zweiten Vatikanums.“ Johann Gmeiner,
Dechant von Grieskirchen
Keine Sorge, dass Rom bremst
„Das klare Votum ist eine gute Basis für das Weitergehen. Ich sehe Detailfragen, aber grundsätzlich war das Votum ein Befreiungsschlag. Ich freue mich, zu sehen, wohin sich unsere Kirche bewegt. Und ich habe auch keine Sorge, dass Rom den Prozess bremst, denn ich schätze das kirchenrechtliche Know-how unseres Generalvikars.“ Franz Küllinger, Diakon, Pfarrassistent in Wartberg ob der Aist
Die Alltagsarbeit wird der Praxistest sein
„Ich freue mich über das klare Votum. Wie man die Kernthemen in die Praxis umsetzen kann, etwa die kollegiale Leitung, wird sich in der alltäglichen Arbeit zeigen. Der neue Weg braucht auch ein gutes Miteinander von kategorialer und territorialer Seelsorge. Da muss man noch nachdenken.“ Monika Weilguni, Pfarrassistentin in Linz-St. Konrad
Hinausgehen oder eingehen
„Ich bin sehr positiv gestimmt, denn in dieser Höhe hätte ich die Zustimmung nicht erwartet. Es ist ein klares Signal, dass den Menschen die Zukunft der Kirche ein Anliegen ist und sie diese auch gestalten wollen. Unter ‚gestalten‘ verstehe ich ein gesundes, klares missionarisches Bewusstsein. Eine Kirche, die nicht hinausgeht, geht ein.“ Reinhold Dessl, Abt des Stiftes Wilhering
Kirche will weit denken und weit leben
„Heute hat sich gezeigt, dass man Kirche nicht nur weit denken kann, sondern auch weit leben will. Ich hoffe auch auf einen nächsten Schritt: dass in weiterer Folge die Frauen denselben Platz in der Kirche haben werden wie die Männer. Es stellt sich die Frage nach dem Weiheamt für Frauen.“ Rita Moser, Bad Ischl, Mitglied im Forum Laienapostolat und in der Frauenkommission
Gegenstimmen ernst nehmen
Das Ergebnis ist ein deutliches Signal. Nun gilt es, auch die zehn Gegenstimmen, die repräsentativ für andere stehen, ernst zu nehmen. Wir wollen mehr Leute an Bord holen. Da sind wir im Priesterrat gefordert. Schon bei der nächsten Sitzung wird der Theologe Roman Siebenrock über das Priester-sein in der heutigen Welt sprechen. Klaus Dopler, geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrats
Der Wandel passiert jedenfalls
Das Votum zeigt, dass der geplante Weg gegangen werden kann – und auch gegangen werden muss. Der Wandel passiert jedenfalls, aber das vorliegende Konzept ermöglicht es uns, diesen Wandel als Gemeinschaft von Glaubenden zu gestalten. Natürlich darf man dann nicht bei den Strukturfragen stehen bleiben. Wolfgang Froschauer, geschäftsführender Vorsitzender des Pastoralrats
Wort zum Sonntag
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