Wort zum Sonntag
Sein Alltag ist von der Militärherrschaft und Corona geprägt, auch das kommende Weihnachtsfest.
Rund 80 Prozent seiner Zeit verbringt Bruder Joe, wie sich P. Johannes Nepomuk Unterberger der Einfachheit halber in seiner asiatischen Wahlheimat Myanmar nennt, im Haus der Franziskanergemeinschaft. Dennoch ist das ist für ihn ein großer Schritt in Richtung mehr Bewegungsfreiheit.
Denn als er vor etwas mehr als einem halben Jahr den KirchenZeitungsleser/innen von seiner Lage berichtet hat, konnte er seine „Einsiedler“- Wohnung in der Hauptstadt Yangon so gut wie gar nicht verlassen.
Inzwischen durfte er mit Erlaubnis der Behörde zu seinen Mitbrüdern ziehen. Er und ein zweiter, 28-jähriger Pater leben dort mit zehn Kandidaten, die sich auf die Aufnahme in den Franziskanerorden vorbereiten.
Bruder Joe ist der provisorische Leiter der Franziskaner-Mission im Land. Neben dem Haus in Yangon gibt es noch eine Niederlassung mit vier Patres und fünf Auszubildenden in Pyin Oo Lwin (Erzdiözese Mandalay). Die Pandemie und der Militärputsch haben die junge und ohnehin kleine Franziskanermission kräftig durchgerüttelt. Eine Reihe von asiatischen Brüdern musste das Land verlassen. Bruder Joe aus Pfandl im Salzkammergut ist geblieben und will bleiben.
In engem Kontakt mit dem Generalminister des Ordens in Rom leitet er den nicht einfachen Myanmar-Einsatz. Denn der Alltag des Landes ist von der Militärjunta geprägt. „Man kann es nicht anders sagen: Es ist Krieg“, erläutert Bruder Joe. Er weist auf die 8.000 politischen Gefangenen hin und auf die Menschen, die bei den – beinahe täglichen – Auseinandersetzungen mit dem Militär das Leben verlieren. Aber er bewundert den Zusammenhalt, der im Volk herrscht.
Wenn ein „silent strike – stiller Streik“ ausgerufen ist, geht niemand auf die Straßen, die normalerweise vom Verkehr, von Leuten und Verkaufsständen überquellen. „Das ärgert die Militärs sehr, weil sie nichts dagegen machen können und es die Realität zeigt.“
Unübersehbar hat das Militär kaum Rückhalt in der Bevölkerung. Was das aber für die politische Zukunft des Landes bedeutet, weiß Bruder Joe natürlich auch nicht. Er hilft jedenfalls, wo er kann.
Bruder Joe freut sich, dass er mit seinem Rosenkranzprojekt einigen Familien zu Einkommen verhelfen kann. Die von den Familien geknüpften Rosenkränze sind inzwischen auch in Österreich eingetroffen und für Pfarren oder Aktionen zu erwerben. „Rosenkränze helfen im wahrsten Sinne zum Überleben“, betont er.
Das Weihnachtsfest wird Bruder Joe in seiner Gemeinschaft in Yangon feiern. „Sehr schlicht, ganz einfach. Ohne große Festlichkeit. Dazu hat unsere Kirche aufgerufen und das ist auch richtig so“, erklärt er. „Alles andere würde nicht zur Situation des Landes passen.“
Zur Mette erwarten die Franziskaner noch Schwestern von der franziskanischen Ordensfamilie, die ebenfalls in Yangon leben. „Wir werden uns ganz auf das Geheimnis von Weihnachten, auf Jesus, konzentrieren und im Herzen Jesus eine Bleibe bereiten“, sagt Bruder Joe und wünscht allen Menschen in seiner Heimat ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Und er weist auf den Brauch der Weihnachtstorte hin. In den Pfarren Myanmars wird am Ende der Christtagsliturgie – am 25. Dezember – eine Torte in das Presbyterium gebracht. Der Priester bläst die angezündeten Kerzen aus, schneidet die Torte an und isst den ersten Bissen. Dann wird kräftig geklatscht und nach der Feier wird die Torte aufgeteilt. «
Wer Rosenkränze bestellen oder die Arbeit von Bruder Joe finanziell unterstützen möchte, erhält Auskunft bei: josef.wallner@kirchenzeitung.at
Zum Bild: Bruder Joe Unterberger (links) mit der Franziskanerin Sr. Josephine und zwei der zehn Kandidaten, die sich auf eine Aufnahme in den Franziskanerorden in Myanmar vorbereiten, in der Kapelle des Ordenshauses in der Hauptstadt Yangon. Obwohl an die 88 Prozent der 55 Millionen Einwohner von Myanmar Buddisten und weitere fünf Prozent Muslime sind, findet man in der größten Supermarktkette des Landes Weihnachtsdekoration und aus den Lautsprechern tönen Weihnachtslieder, erzählt Bruder Joe. Auf jeden Fall unter dem Aspekt des Kommerzes ist Weihnachten ein weltumspannendes Fest.
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