Wort zum Sonntag
Zuerst: Was ist denn charakteristisch für das Dekanat Gaspoltshofen?
Blaschek: Also grundsätzlich einmal ist das Dekanat relativ groß, es umfasst doch insgesamt 15 Pfarren und vom Norden bis Süden fährt man mehr als eine halbe Stunde.
Klinglmair: Im Dekanat geht alles in verschiedene Richtungen. Das betrifft die unterschiedlichen Zentren, wo die Leute zur Arbeit pendeln, aber auch den Umstand, dass es im Umkreis vier verschiedene Spitäler gibt, die in Anspruch genommen werden.
Blaschek: Der Ort Gaspoltshofen ist ziemlich in der geografischen Mitte des Dekanats. Ob es ein Zentrum der neuen Pfarre wird, ist ja noch offen. In einigen Orten im Dekanat gibt es viele Zuzüge und die alte gesellschaftliche Struktur, wie es sie früher gab, wo jeder jeden kennt, existiert dort kaum noch. Da ist es auch unsere Aufgabe, Menschen zusammenzubringen.
Wie ist die Verbindung zwischen Bevölkerung und Kirche?
Klinglmair: Von der Struktur her ist das Dekanat auf jeden Fall ländlich. Man erlebt die Kirche noch vor Ort. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man Kirche erleben kann, getragen durch die vielen Gruppierungen in den Pfarren, die sehr aktiv sind. Wie man die Jugend erreichen kann, ist natürlich wie überall auch bei uns Thema. Bei den jungen Familien, glaube ich, sind wir dagegen noch ganz gut aufgestellt.
Blaschek: Kirche ist schon ein integrativer Teil in der Bevölkerung. Die meisten fühlen sich zugehörig zur Kirche und Kirche ist der Ort, wo alle gleich sind, wo man Gemeinschaft so richtig leben kann. Und es gibt grundsätzlich das große Bedürfnis, dass der Glaube weitergegeben werden soll. Deshalb engagieren sich bei uns sehr viele Ehrenamtliche in der Kinderliturgie.
Wo ist die katholische Kirche in der Region dann gemeinschaftsstiftend über den Kirchenbesuch hinaus?
Klinglmair: Wesentlicher Punkt sind die Spiegeltreffpunkte, die Spielrunden für Kleinkinder in den Pfarren. Weil sich dort Mütter und ersatzweise manchmal auch Väter zusammenfinden. Sie finden eine neue Heimat in der Pfarre. In diesen Spielgruppen sind aus der Kirche ausgetretene Eltern genauso anzutreffen.
Blaschek: Die Pfarrheime sind in vielen Fällen offene Gebäude, wo viele Veranstaltungen stattfinden, die außerhalb vom Kirchenraum Gemeinschaft stiften.
Was ist Ihnen wichtig in der Seelsorge?
Blaschek: Du kannst als Seelsorger den Leuten was mitgeben oder in einer Art helfen, wo sie nachher wieder glücklicher weggehen.
Klinglmair: Man hat mit so vielen Leuten in verschiedensten Bereichen zu tun, die Seelsorge bietet einem einfach sehr viele Möglichkeiten.
Wir haben in der Kirche so viele Freiheiten, das sind sich die Leute oft gar nicht richtig bewusst. Ich muss nicht den Bischof fragen, ob ich dieses oder jenes darf. Was für mich immer wertvoller geworden ist, ist außerdem die Arbeit im Team, denn gemeinsam kannst du kreativer arbeiten und da entsteht teilweise ganz was Neues.
Die ehrenamtliche Beteiligung in der Kirche wird immer wichtiger, vor allem durch die Seelsorgeteams, die die Pfarrgemeinde leiten sollen. Wie ist da die Lage im Dekanat?
Blaschek: Die Ungleichzeitigkeit bei der Findung von Seelsorgeteams in den Pfarrgemeinden im Dekanat ist schon ein Thema. Grundsätzlich ist sich aber auf jeden Fall jede Pfarrgemeinde bewusst, dass es Seelsorgeteams braucht.
Klinglmair: Was aber schon ein Thema ist, dass viele Leute, die in der Pfarre ehrenamtlich mitarbeiten, auch woanders aktiv sind.
Blaschek: Ja, das ist überhaupt am Land und in unserem Dekanat speziell, dass man Multifunktionäre hat, die in mehreren Vereinen aktiv sind und auch bei der Kirche. Wenn jemand überall drinnen ist, dann hast du dann schon einmal automatisch eine Vernetzung mit den Vereinen, da brauchst du dich nicht mehr extra bemühen. Das ist positiv, aber natürlich kommen die Menschen zeitlich an ihre Grenzen.
Klinglmair: Man muss froh sein, wenn jemand sagt, mir ist die Pfarre so wichtig, dass ich hier mitarbeite. Das war früher leichter und wird wirklich schwieriger.
Was kann motivierend sein, in der Kirche ehrenamtlich mitzuarbeiten?
Klinglmair: Ganz wichtig ist natürlich die Wertschätzung. Wenn zum Beispiel die Leute am Schluss eines mit viel Engagement musikalisch oder sängerisch gestalteten Gottesdienstes klatschen.
Blaschek: Übrigens sehe ich auch die Dekanatsvisitation als Motivation, wenn die Kirchenspitze sieht und würdigt, was vor Ort alles Gutes geschieht.
Blicken wir am Schluss auf die Zukunft der Kirche. Wenn die gute Fee einen Wunsch erfüllen könnte ...
Blaschek: Da sind wir wenig überraschend bei den Zulassungsbedingungen zu den Ämtern in der Kirche. Mir fällt als Priester auf, dass es genug andere Leute gibt, die eigentlich den Priestern vorbehaltene Aufgaben genauso gut machen könnten, also Gemeinde leiten und vor allem das Brot in der Messe wandeln, nicht nur reichen. Die Kirche soll ihre Kraft nie verlieren, die Menschen am Rande der Gesellschaft zu hören, zu sehen, mit ihnen mitzuleben und ihnen nahe zu sein. Ich würde mir wünschen, dass Frauen in der Kirche auf Augenhöhe mit ihren Fähigkeiten wahrgenommen werden und eingesetzt werden, unabhängig von Zugangsbeschränkungen.
Klinglmair: Dem kann ich voll zustimmen, vor allem nach 27 Jahren leitender Seelsorge als Pfarrassistent.
Anlässlich des Besuchs von Bischof Manfred Scheuer im Dekanat Gaspoltshofen legt die Kirchenzeitung einen Themenschwerpunkt auf die Region im Hausruckviertel. Der Bischof und sein Team sind von 16. bis 22. Juni 2024 im Dekanats unterwegs, um den Austausch mit den Menschen in den Pfarren zu pflegen und miteinander den Glauben zu teilen.
Die Sonderausgabe zur Dekanatsvisitation Gaspoltskirchen finden Sie hier zum Blättern:
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