Wort zum Sonntag
Jahrzehnte wurde der Tod von Pfarrer Matthias Spanlang im KZ Buchenwald wenig beachtet, doch nach und nach findet sein Lebenszeugnis den Weg in die Öffentlichkeit.
Ein wesentlicher Anstoß, den Priester als Glaubenszeugen zu ehren, ging von der Pfarre Herz Jesu in Weimar aus, die sich aufgrund ihrer Nähe zum KZ Buchenwald dem Gedenken der NS-Opfer besonders verpflichtet weiß.
Ebenso hat die Mittelschule Kallham, dem Heimatort Spanlangs, beigetragen, den widerständigen Pfarrer in Erinnerung zu halten. Bischof Manfred Scheuer hat schließlich Monika Würthinger, die pensionierte Direktorin des Diözesanarchivs Linz, beauftragt, eine umfassende Dokumentation zur Biografie Spanlangs zu erstellen. Das Ergebnis liegt nun auf 360 Buchseiten vor.
Der 1887 geborene Bauernsohn Matthias Spanlang wurde 1910 – mit einem theologisch mäßig beurteilten Studienerfolg – in Linz zum Priester geweiht und als Kooperator in die Pfarrseelsorge „entlassen“. Er war ein engagierter und beliebter Priester, der aber an seinen Wirkungsstätten immer wieder in Konflikte geriet: mit seinen kirchlichen Vorgesetzten und auch mit Pfarrangehörigen.
Herausragend war die Rednergabe Spanlangs. Er galt als gesuchter Prediger, besonders in seiner Zeit als „Heeres-Seelsorger“ von 1918 bis 1925. Bei Einweihungen von Kriegerdenkmälern wurde in den Zeitungen stets die mitreißende Rhetorik und die betont nationale Gesinnung seiner Ansprachen hervorgehoben.
Spanlang war ab 1926 Pfarrer von St. Martin im Innkreis und hat sich rasch durch seinen Einsatz Ansehen und Respekt verschafft. Er scheute nicht davor zurück, den Patron der Pfarre, Graf Ferdinand Arco-Valley, wegen der schlechten Bezahlung seiner Arbeiter zu kritisieren. In Würthingers Dokumentation nimmt auch die menschliche Seite Spanlangs breiten Raum ein. So ist der Pfarrer zu seinem Sohn Walter und zur Beziehung mit der Mutter, der Witwe eines Spenglermeisters, gestanden.
Was Spanlang aber die Einweisung in das KZ brachte, war seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. In der Rieder Volkszeitung hat er ab 1931 mehrere Jahre hindurch geschrieben, wie die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland die Kirche bedrängt und dass das auch in Österreich zu erwarten sei.
Die Nationalsozialisten hassten den Pfarrer und bezeichneten ihn als „Giftpflanze“. Schon in den Tagen des Anschlusses gefangen gesetzt, wollte die Gestapo, dass Spanlang seine Informanten aus dem deutschen Klerus preisgab. Er weigerte sich standhaft.
Im KZ Buchenwald wurde er schließlich zu Tode gequält, weil er gemeinsam mit dem Tiroler Pfarrer Otto Neururer einen Mithäftling religiös betreut hatte. Würthinger geht ausführlich auf die Tragik ein, die den Tod Spanlangs umgibt. Der Pfarrer hätte zu diesem Zeitpunkt möglicherweise schon frei sein können, wenn nicht örtliche NS-Parteigänger einer Entlassung kritisch gegenüber gestanden wären.
Monika Würthinger, „POLITISCH leider sehr interessiert“. Matthias Spanlang († 1940 KZ Buchenwald) – Dokumentation eines Priesterlebens, Diözesanarchiv Linz (Hg.), Wagner Verlag 2024, ISBN 978-3-903040-80-9, 360 Seiten, € 38,–
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