Wort zum Sonntag
Pfarrer Rupert Granegger wurde zusätzlich Arbeiter, damit er mit Kolleginnen und Kollegen den Kontakt pflegen konnte, „den ich mir als Betriebsseelsorger wünsche“, wie er erzählte. Mut schöpfte er für diesen Entschluss aus der Kraft der vielen kleinen Schritte hin zu positiver Veränderung. Granegger sah es auch als Experiment, bei dem man sich gewiss sein könne, dass einmal etwas schiefgehe. „Weil das besser ist, als wenn gar nichts passiert“, betonte der Seelsorger.
Ob sein An-die-Basis-Gehen auch ein Rezept für die Manager sein könnte, fragte ihn die Kirchenzeitung. „Durchaus“, sagte Granegger. „Mir ist schon klar, dass es viele Rollen gibt, die zu erfüllen sind. Es gibt auch die Leitungsfunktion – die leider oft nicht erfüllt.“ Aber es würde sich durchaus bezahlt machen, wenn, zeitlich begrenzt, Leute der Führungsebene mit den kleinen Leuten mitarbeiteten. Der Priester konnte seine Arbeit blocken. Er war drei Tage in der Woche an seinem Arbeitsplatz. „Er bekommt unmittelbar mit, was die Probleme sind, die die arbeitenden Menschen bewegen – vor allem Beziehungsprobleme und Arbeitsplatzsorgen“, schrieb die Kirchenzeitung.
Zur möglichen Kritik, dass ein Pfarrer angesichts des Arbeitsplatzmangels einer Fabriksarbeit nachgeht, sagte Granegger: „Kritik wird kommen. Es geht mir um die Güterabwägung. In der VOEST sind wir derzeit in einer Phase, in der sehr viele Leute gebraucht werden.“
Da sich diese Situation ein paar Jahre später in Zeiten der Wirtschaftskrise ändern sollte, kündigte der Voest-Pfarrer im Mai 2009 seine Stelle in der Voest. Ihm war wichtig, durch sein persönliches Opfer in Zeiten von Auftragsrückgängen, Kurzarbeit und Einsparungen einem Arbeitskollegen den Job zu retten. Dafür stieg er wieder Vollzeit in der Betriebsseelsorge der Voest ein. Dort sollte er noch bis zum Jahr 2014 bleiben, als er von der Voest in die Pfarre Linz-Marcel Callo wechselte.
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