Wort zum Sonntag
„Pfarre und Kirche haben die Aufgabe, arme Menschen zu unterstützen“, stellt der Freistädter Pfarrassistent Roland Altreiter klar. Die Pfarre Freistadt hat darin eine lange und gute Tradition. Darum lässt sie auch Familien nicht hängen, für die der Schulstart eine große Belastung darstellt. Vor vier Jahren hat die Pfarre die Schulstartaktion ins Leben gerufen. Familien, die der Kauf von Schulsachen in Schwierigkeiten bringt, hilft sie jeweils mit einem 50-Euro-Gutschein der Handelsketten Libro oder Pagro Diskont. Sollte jedoch der Bedarf deutlich größer sein, können weitere Gutscheine ausgegeben werden.
Laut der Schulkostenerhebung der Arbeiterkammer (AK) fallen von Schulbeginn bis zu den Herbstferien pro Kind durchschnittlich 740 Euro an Kosten an. 70 Prozent der Befragten empfanden diesen Betrag als sehr oder eher belastend. Allein eine neue Schultasche kostet bereits zwischen 100 und 300 Euro. Die Erhebung der AK hat für das Jahr 2022/23 ergeben, dass pro Kind circa 2.550 Euro pro Schuljahr anfallen. Das sind fast 1.000 Euro mehr als noch im Jahr 2015/16.
Die Gutscheine, die die Pfarre Freistadt für den Schulstart ausgibt, werden aus dem Sozial-Fonds bezahlt. Bereits seit vielen Jahren gibt es in der Pfarre diesen „Geldtopf“, der bedürftigen Menschen hilft. Er wird durch Spenden gefüllt. In der Pfarrzeitung wird dies immer wieder in Erinnerung gerufen und bei Begräbnissen wird manchmal statt um Blumenspenden um eine Spende für den Sozial-Fonds gebeten. „Die Spendenbereitschaft dafür ist erfreulich groß“, sagt Roland Altreiter, „nicht zuletzt weil die Leute gerne spenden, wenn sie wissen, wofür es konkret verwendet wird.“
Inzwischen sind von der finanziellen Last des Schulanfangs nicht mehr nur sozial schwache Familien betroffen. „Die Inflation und die Teuerungswellen haben die Situation noch verschärft, die Krise ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, erklärt Ulrike Steininger, Vorsitzende des Volkshilfe-Bezirksvereins Freistadt, die gemeinsam mit dem SozialService und der Pfarre Freistadt dieses Projekt durchführt. Roland Altreiter weiß von einer Familie mit drei Kindern: „Bei dieser Familie würde man denken, sie komme leicht über die Runden, aber vor allem der Schulstart macht ihr oft zu schaffen.“
Für Alleinerziehende ist die Lage zumeist noch schwieriger. Anna R., alleinerziehende Mutter von fünf Kindern, erzählt: „Die Vorbereitungen für den Schulanfang beginnen schon in den Ferien. Erst mal werden alle Schulsachen inklusive Schultasche/Rucksack sortiert und alles, was in Ordnung ist, gesäubert und aufbewahrt und auf jeden Fall im Herbst wieder verwendet!“ Die 41-jährige Linzerin vergleicht die Preise sehr genau und sammelt diverse Gutscheine und Rabattmarkerl: „Ich verwende diese für qualitativ hochwertige Schulprodukte, weil ich mittlerweile weiß, dass hochwertige Buntstifte und andere Schulmaterialien einfach länger halten, somit Geld sparen und auch meinen Kindern mehr Freude bereiten.“
Auch die Pfarre Freistadt hat nicht nur die Eltern im Blick, sondern auch die Kinder. Denn diese leiden oft darunter, wenn sie billige oder gebrauchte Sachen haben, erläutert Pfarrassistent Altreiter: „Schulsachen sind im Schulalltag sehr sichtbar. Wer hat welche Füllfeder? Ist meine Schultasche schöner als deine? Manche Kinder stehen durch ihre soziale Situation bereits hier im Abseits.“ Das will die Pfarre Freistadt vermeiden. „Die Freude der Kinder, wenn sie neue Sachen bekommen, die Freude der Eltern, wenn sie Schulsachen kaufen können, das ist das Schöne, was diese Aktion bietet“, freut sich Altreiter.
Unterstützung für den Schulbeginn kommt auch von der öffentlichen Hand. Im September kommt wie jedes Jahr 116 Euro Schulstartgeld auf die Konten der Familien schulpflichtiger Kinder. Sie ist das Überbleibsel der vor zehn Jahren gestrichenen 13. Familienbeihilfe, wie Sozialexperte Martin Schenk von der Diakonie betont. Für Kinder in der Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe sind für das gesamte Schuljahr zweimal 150 Euro vorgesehen.
Renate Leitner vom SozialService (links), Roland Altreiter von der Pfarre Freistadt und Ulrike Steininger von der Volkshilfe unterstützen gemeinsam in Freistadt Familien beim Schulstart mit Gutscheinen, um so der Teuerung entgegenzuwirken.
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