Wort zum Sonntag
Unter dem Aspekt der Heilsnotwendigkeit hat man immer um die Bedeutung der Taufe gewusst und sie nahm stets eine zentrale Stellung in der Praxis der Kirche ein. Doch im Zuge der liturgischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, ganz besonders seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, rückt die Taufe unter einem neuen Blickwinkel in den Mittelpunkt von Theologie und kirchlichem Leben: Das Wort „Taufberufung“ wird zu einem zentralen Begriff in der Liturgiewissenschaft und nicht nur dort. „Taufberufung kommt vor allem dann ins Gespräch, wenn es um die Erneuerung der Kirche geht“, sagt Benedikt Kranemann. „Die Frage ist, was aus den Sakramenten der Initiation, aus Taufe, Firmung und Eucharistie, die ja zusammengehören, für ein gläubiges Leben folgt.“
Aus der umfassenden Theologie der Taufe lenkt er den Blick auf einen Fokus des Sakraments. „Die Taufe schafft eine ganz enge Zugehörigkeit zu Christus.“ Bei der Tauffeier werden die Täuflinge mit Chrisam gesalbt. Dazu heißt es: „Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit.“ Kranemann weist darauf hin, dass diese Bildworte – Priester, König und Prophet – natürlich interpretationsbedürftig sind. „Wenn wir als Getaufte am priesterlichen Amt Jesu Anteil haben, dann heißt das, dass jeder Getaufte Verantwortung für Liturgie übernehmen, liturgische Feiern leiten und auch segnen kann.“ Das bedeutet nicht, dass es keinen Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen und dem besonderen Priestertum gibt. Aber durch die Taufberufung ist man im Gottesdienst nicht nur Mitfeiernde/r, sondern auch Feiernde/r, unterstreicht Kranemann: „Das zeigt die Ernsthaftigkeit von Taufe.“ Im Blick auf das prophetische Amt der Getauften macht der Erfurter Liturgiewissenschafter auf das Lebenswissen aller Christ/innen aufmerksam: „Die Kirche müsste nach dem Lebenswissen aller brennen: auch zum Beispiel auf die Erfahrung von gleichgeschlechtlich Liebenden oder von konfessionenverbindenden Ehepaaren. Es müssen Wege gefunden werden, wie die Getauften sich in der Kirche zu Wort melden können und gehört werden.“ Und dass sie auch mitentscheiden können, ergänzt er.
„Die Betonung der Taufberufung ist kein Notnagel“, erklärt Kranemann. Ihm gefällt, dass beim synodalen Weg in Deutschland Frauen und Männer ihre Ermächtigung aus der Taufe sehr beeindruckend leben. Sie sind damit wichtige Vorbilder und motivieren auch andere, sich zu artikulieren: „Die Taufe ist die Basisqualifikation, sich in der Kirche zu Wort zu melden.“
Er plädiert auch für mehr Förderung einer entsprechenden Taufspiritualität. Sie wird aus seiner Sicht vernachlässigt. Man müsse sie bewusst stärken und dafür auch Formen finden. Er denkt unter anderm an die Katechese und – als rasche Form der Umsetzung – auch an die Förderung durch die Predigt. «
Linz. Die Katholische Privat-Universität der Diözese Linz hat in Kooperation mit dem Deutschen Orden zum 60. Geburtstag des Liturgiewissenschaftlers P. Ewald Volgger OT (links) ein Symposium zum Thema „... und Christus wird dein Licht sein. Taufberufung als dialogisches Christus-Geschehen“ veranstaltet. P. Ewald Volgger gehört dem Deutschen Orden (OT) an und lehrt seit 2003 an der KU Linz. Einer der elf Referenten der Tagung von 8. bis 9. Oktober 2021 im Linzer Priesterseminar war Benedikt Kranemann (rechts), Professor für Liturgiewissenschaft in Erfurt.
Der Begriff „Taufberufung“ nimmt in Forschung und Lehre und im persönlichen Leben von P. Ewald Volgger eine zentrale Stellung ein.
Taufberufung ist eine Kurzformel, in der die Bedeutung der Taufe zusammengefasst wird: Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Taufe als Fundament des christlichen Lebens neu ins Licht gerückt. Es gibt keine größere Berufung in der Kirche als getauft, von Gott angenommen, geliebt und mit Christus verbunden zu sein. Jeder weitere Dienst und jedes weitere Amt in der Kirche steht in Beziehung zur Taufe und leitet sich aus dieser ab.
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