Wort zum Sonntag
Für viele Muslime ist der Freitag der wichtigste Tag in der Woche. Dann verrichten sie das Freitagsgebet. Der Islamische Kulturverein Schärding hatte lange Zeit keinen adäquaten Ort für dieses gemeinsame Gebet. Seit die Benutzung des eigenen Vereinshauses im Jahr 2018 aus Flächenwidmungsgründen behördlich untersagt wurde, war man auf der Suche nach Ersatz. Eine vorübergehende Lösung ist nun mit Unterstützung von drei Pfarren aus dem Bezirk Schärding im Oktober zustande gekommen. Andorf, Eggerding und Zell an der Pram vermieten ihre Pfarrsäle abwechselnd für das Freitagsgebet.
Den Beginn machte Zell an der Pram, im November soll Andorf folgen. Die Aktion ist begrenzt, bis die Muslime wieder einen eigenen Gebetsraum haben. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Pfarren die Räumlichkeiten anbieten“, erklärt Osman Celik, Obmann des Islamischen Kulturvereins. Zwischen 20 und 25 Muslime sind bislang jeweils an den ersten Freitagen gekommen. Die Coronaregeln, insbesondere das Abstandhalten, kommen natürlich auch hier zur Anwendung, berichtet Celik. Tina Demmelbauer, Pfarrgemeinderatsobfrau von Zell an der Pram, sagt: „Wir haben uns im Pfarrgemeinderat einstimmig für die Vermietung der Räume für das Freitagsgebet entschieden. Zell an der Pram ist eine sehr offene Pfarre, in der viel möglich ist.“
Für Martin Brait, Dekanatsassistent in Schärding und Koordinator der Aktion, ist die Öffnung der Pfarren für das Freitagsgebet ein Zeichen gelebter Nächstenliebe. Seit einigen Jahren besteht zwischen Vertretern des Muslime und der katholischen Seite im Raum Schärding ein freundschaftlicher Austausch. Dennoch hätten sich einige Pfarren in der Region skeptisch gegenüber dem Vorhaben gezeigt, das Martin Brait mit „vorübergehende Gastfreundschaft“ tituliert hat. „Es gibt schon diese Angst, von den Muslimen verdrängt zu werden“, sagt er.
Den Bedenken hält Martin Brait entgegen, dass der Islam eine anerkannte Religionsgemeinschaft mit dem Recht auf öffentliche Religionsausübung ist. Der Islamische Kulturverein sei sehr auf Integration bedacht und habe zum Beispiel Lebensmittelpakete für Bedürftige durch Corona an die Caritas gespendet. Zudem sei der Kulturverein politisch vom Herkunftsland Türkei komplett unabhängig, betont Osman Celik: „Wir grenzen uns davon deutlich ab und sind nicht Teil des Dachverbands ATIB.“ ATIB ist nicht zuletzt durch die enge Verbindung mit der Türkei umstritten und wird als verlängerter Arm Erdogans in Europa gesehen. Transparenz sei jedenfalls ein wichtiges Gebot für den Kulturverein in Schärding: „Jeder darf uns besuchen. Alles, was wir tun, darf jeder wissen“, sagt Celik. «
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