Wort zum Sonntag
Eine Kirche, die Jesus nicht verrät, müsse sich an der Gestalt des Propheten Jeremia orientieren, betonte Drewermann: „Jeremia erlebt, was wir gerade geistig durchmachen: den Zusammenbruch von allem, was geschichtlich bisher wichtig war. Auch die Vorstellung von Gott und der Logik seines Strafens bricht zusammen.“
Jeremia proklamiert im Namen Gottes einen Neuanfang, einen neuen Bund. Dieser zeichnet sich nach Drewermann dadurch aus, dass Gott jeden Menschen als Individuum sieht und ihm in einer persönlichen Sprache ins Herz spricht. Der Inhalt dieser Ansprache Gottes sei nicht die Strafe, sondern die bedingungslose Vergebung, unterstreicht Drewermann: „Kein Wort Gottes kann Gültigkeit haben, außer es erreicht uns als Person und trifft uns in der Persönlichkeit.“
Der Theologe und Psychotherapeut kann der traditionellen Metaphysik, der philosophischen Gotteslehre, nichts abgewinnen. Aus seiner Sicht scheitern die klassischen Zuschreibungen an Gott – seine Allmacht und Allgütigkeit – an der Wirklichkeit: an den Kriegen, Unglücksfällen und Katastrophen. Für Drewermanns Gottesverständnis ist die Offenbarung am brennenden Dornbusch zentral. Gott gibt sich dort als der „Ich bin da“ zu erkennen. „Mehr kann man von Gott nicht sagen.“ Aber das ist für Drewermann ohnedies das alles Entscheidende: „Gott steht hinter uns, um uns in unsere Freiheit zu begleiten. Es geht um diese Existenzerfahrung, die alles ändert.“
Eugen Drewermann war für zwei Vortragsabende in die Diözese Linz gekommen. Im Vorfeld gab er der KirchenZeitung ein ausführliches Interview.
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