Wort zum Sonntag
Als Läufer ist Gerhard Kobler ein Spätberufener. Nach dem Theologiestudium und kurz vor dem 30. Geburtstag merkt der Ordensmann, dass er schon beim Stiegensteigen schnell aus der Puste kommt. Er beginnt mit dem Training, läuft fast täglich und wird von Jahr zu Jahr besser. 2011 schafft der damals 46-Jährige seine Marathonbestzeit mit 2 Stunden 45 Minuten für die 42,195 km lange Strecke. Bis heute ist der Priester dem Laufsport treu geblieben, doch die Jagd nach persönlichen Bestzeiten interessiert ihn kaum noch.
„Ich laufe meistens abseits der asphaltierten Straßen in der Natur auf Waldwegen“, erzählt Kobler. „Dass ich damit weg vom Blick auf die Uhr und von meinen Laufzeiten gekommen bin, war für mich befreiend.“ Damit hat er sich ganz dem Trailrunning verschrieben, einer Variante des Laufsports, die voll im Trend liegt. Das englische Wort „Trail“ bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie Trampelpfad oder Spur.
Gelaufen wird auf schmalen Schotter-, Wald- und Feldwegen und im alpinen Gelände. Im Vergleich zum gewöhnlichen Joggen hat Trailrunning den Vorteil, dass durch den wechselnden Untergrund der gesamte Bewegungsapparat und somit mehr Muskelgruppen beansprucht werden.
„Mit Trailrunning geht man eigentlich zurück zum Ursprung, zu der ältesten Form des Laufens, bevor es Asphalt gab“, sagt Kobler. Er schätzt am Trailrunning, dass es sehr viel Abwechslung bietet, auch was die sportlichen Ambitionen betrifft. Die im Falle Koblers schon einmal extrem anmuten.
So hat er etwa im letzten Jahr beim Chiemgautrail an einem Wettbewerb über 60 Kilometer und knapp 3500 Höhenmeter teilgenommen. „Bei solchen Läufen bleibe ich aber auch einmal stehen, um den Ausblick zu genießen oder ein Foto zu machen. Das würde man bei einem Straßenlauf wohl kaum machen“, erzählt Kobler.
Meistens ist der Pfarrer von Haslach an der Mühl und Pfarrprovisor in St. Oswald bei Haslach jedoch nicht im Gebirge, sondern im heimatlichen Mühlviertel unterwegs. „Direkt vor der Haustüre bin ich gleich in der Natur. Das ist ideal für mich“, sagt Gerhard Kobler.
Blick vom Areal rund um die Pfarrkirche Haslach auf den Ort und die Umgebung. Das Obere Mühlviertel bietet Trailrunnern wie Pfarrer Gerhard Kobler ideale Bedingungen.
Als sehr gutes Signal wertet er es, dass auch sein Orden, das Prämonstratenserstift in Schlägl, auf den Trailrunning-Zug aufgesprungen ist. Beim Projekt „North Trails“ wurden verschiedene Strecken für Anfänger und Profis im Böhmerwald rund um Hochficht, Bayrische Au und Bärenstein ausgeschildert. Die Länge der Laufstrecken reicht von 3,2 Kilometer und 120 Höhenmeter bis zu 70 Kilometer und 2.150 Höhenmeter. Mit einer Gegend, die „sanfte Hügel, steile Gipfel, tiefe Wälder und rauschende Bäche“ bietet, werben die Verantwortlichen für ihr Projekt.
Die Startpunkte für die Trailstrecken befinden sich beim Stift Schlägl und beim Gasthaus zum Überleben in Klaffer am Hochficht. „Der Vorteil von North Trails ist, dass die Läuferinnen und Läufer genau wissen, was auf sie zukommt, und dass die ausgeschilderten Routen sehr viel Sicherheit bieten“, sagt Christoph Hain, Trailrunner aus Linz, der für das Stift Schlägl die Projektleitung übernommen hat.
Mit den Trailrunning-Strecken, die kostenfrei zur Verfügung stehen, habe man etwas für die Leute in der Region getan, betont Hain. Die wirtschaftliche und touristische Komponente ist dennoch ein wesentlicher Faktor. So erhofft man sich seitens des Böhmerwald-Tourismus, Projektpartner von North Trails, zusätzliche Nächtigungen und Impulse für die Gastronomie.
Die North Trails erschließen den Böhmerwald für Trailrunner. Das Wegenetz umfasst zehn Streckenvarianten auf insgesamt 220 Kilometer und 8.000 Höhenmeter für jedes Leistungsniveau. Wer alles abläuft, hat somit im Mühlviertel seinen persönlichen Achttausender absolviert.
Runde und eckige Schilder in unterschiedlichen Farben zeigen auf Sicht, wo es langgeht. Es mussten keine neuen Wege geschaffen werden, sondern es wurden ausschließlich bestehende Pfade für das Projekt genutzt.
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