Wort zum Sonntag
Vergangenes Jahr beschied der Verfassungsgerichtshof (VfGH), dass kulturelle Veranstaltungen während der Corona-Maßnahmen nicht gegenüber Gottesdiensten hätten benachteiligt werden dürfen. Mit anderen Worten: Gottesdienste genießen in dieser Hinsicht keinen Vorrang vor Theatervorstellungen – eine Beobachtung, die sich auch gesellschaftlich findet: Am heurigen Karsamstag hat Richard Wagners komische Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ Premiere am Linzer Landestheater (siehe Seite 28).
Das sind nur zwei Beispiele dafür, dass der Einfluss der (christlichen) Religion in Staat und Gesellschaft abnimmt. Unter anderem vor diesem Hintergrund setzt sich die Ökumenische Sommerakademie 2023 mit der Position der christlichen Kirchen in Europa auseinander. Unter dem Titel „Salz der Erde. Kirchen in der säkularen Gesellschaft“ werden die abnehmende Bedeutung der Religion für eine Vielzahl der Menschen und der Wandel in der juristischen Position der Kirchen im modernen Staat und der Europäischen Union dargestellt. Der Titel bezieht sich auf den biblischen Auftrag, Salz der Erde zu sein, wie es in der Bergpredigt heißt (Mt 5,13).
Die Ökumenische Sommerakademie untersucht, wie weit die Kirchen unter den geänderten Verhältnissen diesen Anspruch, den Christus selbst formuliert hat, heute noch erfüllen können. Es sollen neue Chancen und Möglichkeiten für die christlichen Kirchen gezeigt werden, die sich aus der veränderten Situation ergeben. Soziale Angebote und die Zusammenarbeit mit Organisationen außerhalb der Kirchen finden nach wie vor Anerkennung, Gottesdienste sind in besonderen Lebenssituationen gefragt.
Den Einstieg in die Sommerakademie machen zunächst zwei Fachleute mit einer nüchternen Bestandsaufnahme: Thomas Petersen vom renommierten Institut für Demoskopie in Allensbach (Deutschland) präsentiert Ergebnisse repräsentativer Umfragen. Der Staatskirchenrechtler Univ.-Prof. Herbert Kalb von der Johannes Kepler Universität Linz spricht über „Religion und säkularer Staat – Entwicklungen im österreichischen Religionsrecht“.
Biblische Modelle in der pluralistischen Gesellschaft sind das Thema von Dr. Elisabeth Birnbaum, der Direktorin des Österreichischen Bibelwerks in Wien. Prof. Rade Kisić von der Universität Belgrad beleuchtet die Erfahrungen der Serbisch-orthodoxen Kirche einerseits als Nationalkirche, andererseits in der europäischen Diaspora.
Wie Glaubenspratiken auch heute neu erschlossen werden können, ist das Thema von Professorin Isabella Bruckner, die im Vorjahr von der Katholischen Privat-Universität Linz an die Benediktinerhochschule SantʼAnselmo in Rom gewechselt ist. Schließlich stellt sich die Frage, wo und wie kirchliche und säkulare Initiativen zusammenarbeiten können. Erfahrungen dazu bringt Gerti Rohrmoser, die Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich, ein.
Den Schlusspunkt der Sommerakademie bildet das große Thema „Christentum und Europa“, zu dem der frühere EU-Kommissar Franz Fischler, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Ćilerdžić, der Präsident der Evangelischen Generalsynode A. und H.B. Peter Krömer sowie der römisch-katholische Erzbischof von Belgrad, László Német sprechen werden.
Informationen für die Ökumenische Sommerakademie 2023
Anmeldung: Bis 30. Juni 2023 an der Katholischen Privat-Universität Linz. T: (0)732 784293, E-Mail: sommerakademie@ku-linz.at
Veranstalter sind das Evangelische Bildungswerk Oberösterreich, die Katholische Privat-Universität Linz, die Kirchenzeitung der Diözese Linz, das Land Oberösterreich, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich, ORF Religion und das Stift Kremsmünster.
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