Wort zum Sonntag
Was verstehen Sie unter dem Begriff Synodalität? Und welche Bedeutung hat sie für die Gemeinschaft der Pfarrgemeinde?
Bernhard Steiner: Synodalität bedeutet wörtlich übersetzt „gemeinsam gehen“. Synodalität in der Pfarrgemeinde heißt für mich, dass man alle einbezieht in die Gestaltung des Pfarrlebens und durch gute Gespräche zu Entscheidungen kommt, mit denen möglichst alle mitgehen können. Es soll über niemanden drübergefahren werden.
Wenn es um gute Gespräche geht: Wer muss wem gut zuhören?
Steiner: Man muss möglichst denen zuhören, die am leisesten sind, die sich im Hintergrund halten. Also auf jene zugehen, die am Kirchenplatz nicht im Kreis stehen, sondern etwas im Abseits. Das wirkliche Hinhören ist ein zentraler Begriff der Synodalität, und dieses Hineinfühlen, wie es den anderen tatsächlich geht.
Sie engagieren sich ehrenamtlich auf Diözesanebene und in der Pfarre Heiligenberg. Was macht für Sie das Ehrenamt in der Kirche attraktiv?
Steiner: Es hat für mich viel mit der Freiheit zu tun. Ich bin kein Befehlsempfänger. Als Ehrenamtlicher muss ich nicht irgendwie Angst haben, ob mein Job gefährdet ist. Ich muss überhaupt nichts, aber ich kann ganz viel tun. Das ist eine ganz große Motivation, die ich jetzt schon seit über 30 Jahren habe, um in der Diözese tätig zu sein.
Können Pfarrgemeinderäte tatsächlich etwas bewegen oder wird da nur diskutiert, ohne zu entscheiden?
Steiner: Gerade in der neuen Pfarrstruktur ist tatsächlich sehr viel an Entscheidungsmöglichkeit und Gestaltungsmöglichkeiten für die Pfarrgemeinden da.
Was ist der Unterschied zwischen Synodalität und Demokratie?
Steiner: Das Problem ist, dass wir in der Kirche immer noch die hierarchische Grundstruktur haben. Das ist vom Kirchenrecht vorgegeben. Synodalität bedeutet nicht Demokratie in der Kirche. Das Hierarchische wird in der Synodalität aber doch sehr stark eingeschränkt. Die Autoritäten in den Pfarrgemeinden müssen sich an das, was miteinander beschlossen wurde oder was miteinander geplant wird, auch halten.
Der Pfarrer oder die leitende Seelsorgerin können sich nicht einfach darüber hinwegsetzen, was die Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden wollen.
Was ist aber, wenn eine Pfarrleitung ein Machtwort spricht, was können die Ehrenamtlichen dann tun, wenn sie sich unfair behandelt fühlen? Müssen sie sich damit abfinden?
Steiner: Das wäre ein schweres Foul im Sinne einer synodalen Kirche. Synodalität bedeutet, Konflikte miteinander auf Augenhöhe zu lösen. Wenn es notwendig ist, auch mit Hilfe einer Moderation aus der diözesanen Ebene.
Grundsätzlich wird das Ehrenamt ja immer wichtiger in den Pfarren, auch aufgrund von Einsparungen und Personalmangel. Wo wird es in Zukunft dennoch Hauptamtliche brauchen?
Steiner: Früher waren wir eine Kirche, die von Hauptamtlichen, also Priestern, Pastoralassistent:innen, Diakonen usw., getragen und von Ehrenamtlichen unterstützt wurde. Jetzt entwickeln wir uns in Richtung einer Kirche, die von Ehrenamtlichen getragen und vom Hauptamtlichen unterstützt wird. Das ist, denke ich, ein großer Kulturwandel, in dem wir mittendrin sind. Es wird immer Hauptamtliche brauchen, um die Strukturen auch langfristig zu sichern. Die kirchlichen Angestellten wahren die Kontinuität in der Seelsorgearbeit.
Gibt es für Sie Beispiele, wo die Synodalität besonders gut funktioniert?
Steiner: Ich denke, dass wir im Prinzip in unserer Diözese auf einem guten Weg sind und ich erlebe sehr viel guten Willen und sehr viel Bereitschaft, sich in Richtung Synodalität zu entwickeln. So ist zum Beispiel das Ehrenamtsforum entstanden, das auch im Konsistorium (bischöfliches Beratungsgremium) verankert ist.
Ich denke auch, dass die neuen Strukturen mit Seelsorgeteams in den Pfarrgemeinden eine Chance bieten, sich synodal weiterzuentwickeln und zu entfalten. Eine gute, wertschätzende Kommunikation ist eine wesentliche Voraussetzung dafür.
„Synodalität als Chance in den neuen Pfarrgemeinden. Wie kann das gemeinsame Gestalten von Haupt- und Ehrenamtlichen gut funktionieren?“ Unter diesem Titel findet am Freitag, 7. März von 15 bis 18:30 Uhr eine Veranstaltung im KIM-Zentrum in Weibern statt.
Es referieren: Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Margit Schmidinger, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich, und Bernhard Steiner, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Oberösterreich.
Anmeldung zur Veranstaltung bis Montag, 3. März per E-Mail unter: kim.
bewegung@dioezese-linz.at
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