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„Ich trenne Kirche und politisches Amt“

Kirche OÖ

Chorleiterin, Pfarrgemeinderätin, Referentin bei der Katholischen Jugend. Nicki Leitenmüller (29) ist haupt- und ehrenamtlich vielfältig engagiert. Wieso sie ab April außerdem Österreichs jüngste Bürgermeisterin sein wird, erklärte sie der KirchenZeitung. 

Ausgabe: 3/2020
14.01.2020
- Paul Stütz
© Madlmayr Fotografie

Ohne dass Sie selbst Ambitionen angemeldet hatten, wurden Sie von der Lembacher ÖVP gefragt, ob Sie sich die Übernahme des Bürgermeisteramtes im Frühling 2020 vorstellen können. Was war Ihre erste Reaktion darauf? 
Nicki Leitenmüller:
Ich habe zuerst spontan Nein gesagt, weil mit so einer Frage kannst du nicht rechnen. Auch wenn ich ÖVP-Mitglied bin und seit sechs Jahren Gemeindejugendreferentin in Lembach. Nach einem längeren Nachdenkprozess, habe ich mich doch dafür entschieden. Ich stelle mich der Verantwortung und der mir anvertrauten Aufgabe, weil ich in Lembach mitgestalten möchte, zugunsten der Leute und zusammen mit ihnen.

 
Wie sind Sie mit Politik aufgewachsen? Wo haben Sie sich vorher politisch engagiert?
Leitenmüller:
Politik war am Jausentisch daheim immer wieder Thema und der Opa war ÖVP-Gemeinderat. Wobei ich glaube, dass in meiner Herkunftsfamilie unterschiedliche Farben gewählt werden. Nur die Blauen sicher nicht, das sage ich gleich.


Sie sind bei der Katholischen Jugend Oberösterreich angestellt, werden Sie den Beruf gleich aufgeben, wenn Sie Bürgermeisterin werden?
 Leitenmüller:
Nein, ich bleibe Referentin mit einer 50-Prozent-Anstellung, Bürgermeisterin bin ich zuerst nebenberuflich. Sollte ich bei den nächsten Wahlen 2021 gewählt werden, wird sich das ändern. Ab 2021 wird das Bürgermeisteramt auch in Oberösterreich nur noch hauptamtlich geführt. Ich möchte aber auch dann nebenbei noch ein bisschen was machen, ich möchte in der Pastoral tätig bleiben.


Welche Erfahrungen nehmen Sie mit aus der kirchlichen Jugendarbeit für das Bürgermeisteramt?
Leitenmüller:
Auf jeden Fall den wertschätzenden Umgang miteinander und das wohlwollende Miteinander.  


Sie bringen sich als Vertreterin der Kirche in die Politik ein. Wie lösen Sie den Anspruch auf, dass sich Kirche nicht in Parteipolitik einmischt?
Leitenmüller:
In meiner Arbeit für die Kirche hat das politische Amt keinen Platz. Das halte ich strikt auseinander. Außerdem bin ich nicht die reine Parteipolitikerin. Unabhängig von der Parteifarbe müssen wir in einem 1600-Einwohner-Ort wie Lembach sowieso alle zusammenarbeiten können, damit wir etwas erreichen können. 


Was macht eine gute Bürgermeisterin aus?
Leitenmüller:
Sie hat das Ohr und Herz bei den Bürgern und setzt sich mit vollem Engagement für die Gemeinde ein.


Gerade junge Politiker setzten häufig auf starke Inszenierung in den sozialen Medien. Wie wollen Sie damit umgehen?
Leitenmüller:
Ich arbeite natürlich mit WhatsApp, Facebook und Instagram. Mir ist aber genauso wichtig, dass ich in der Gemeinde präsent bin. Sie sollen wissen, die Nicki ist für uns da und sie meint es ernst. 


Sie werden als bald 30-Jährige die jüngste Bürgermeisterin von ganz Österreich sein. Was bedeutet Ihnen dieser Superlativ?
Leitenmüller:
Das war mir am Anfang gar nicht so bewusst. Ich denke, das Alter ist eher zweitrangig. Es ist wichtig, dass man mit vollem Einsatz und Leidenschaft dahintersteht. Manche sagen über mich: „Die Nicki, die hat einen Biss. Die hat sich im Leben schon des Öfteren bewiesen, der trauen wir das zu.“ Darüber freue ich mich sehr. Es gibt eine positive Grundstimmung, dass ich das Bürgermeisteramt übernehme.


Ihr Vorgänger Herbert Kumpfmüller, der nun als Bürgermeister in Pension geht, hatte bei den letzten drei Wahlen keinen Gegenkandidaten. 2021 werden Sie zur Wahl antreten. Rechnen Sie selbst damit, dass es ein leichtes Spiel wird?
Leitenmüller:
Nein, das ist nicht selbstverständlich. Man muss immer damit rechnen, dass es einen Gegenkandidaten geben wird. Ich werde mich natürlich in der Öffentlichkeit präsentieren und mich für meine Gemeinde bestmöglich einsetzen. Am Ende entscheiden dann die Bürgerinnen und Bürger, wem sie das Vertrauen schenken.


Ist die Amtsübergabe schon genau geplant?
Leitenmüller:
Ja, sie wird Anfang April stattfinden. Nach der Amtsübergabe im Gemeinderat wird es einen Gottesdienst mit Abt Lukas Dikany vom Stift Schlägl geben. Das ist mir wichtig, dass ich mein Tun und Wirken unter den Segen Gottes stelle.  

 


Lembacher Politik


Die ÖVP hält im Lembacher Gemeinderat 13 Sitze, SPÖ und FPÖ je drei. Herbert Kumpfmüller ist seit 1990 ÖVP-Bürgermeister. 

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Elisabeth Wertz ist Religionslehrerin und Pastoralassistentin im Südburgenland (derzeit in Elternkarenz).

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