Wort zum Sonntag
In der großen Mehrzahl der Gemeinden und Pfarren Oberösterreichs sind die Goldhaubenfrauen nicht wegzudenken: Wenn sie als Gruppe bei Festen im Jahreskreis auftreten, verleihen sie den Feiern einen besonderen Glanz.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts entstanden Kopfbedeckungen, die wegen ihrer Goldverzierungen bereits Goldhauben genannt wurden. Sie gehörten zur traditionellen Kleidung von Bürgersfrauen. Trugen bis in die 1960er Jahre in Oberösterreich rund 2500 Frauen eine Goldhaube, nahm deren Zahl in den 1970er Jahre sprunghaft zu.
Die Goldhauben-Stickkurse der Leiterin des OÖ Volksbildungswerkes Katharina Dobler stießen auf enormes Interesse. Die Goldhaube war nun nicht mehr Standeszeichen der – gehobenen – Bürgersfrau, sondern sie konnte nun von „jederfrau“ getragen werden.
Anneliese Ratzenböck, Ehefrau des damaligen Landeshauptmanns, gelang es auf unnachahmliche Weise, den Boom zu kanalisieren und Gruppen zu gründen.
Heute gibt es 423 Ortsgruppen mit 17.300 Mitgliedern, rund 2000 davon sind Kinder. „Wir sind eine lose Gruppierung, die ähnlich einem Verein geführt wird“, sagt Martina Pühringer, die Landesobfrau der OÖ. Goldhaubengruppen.
Die Ausnahme sind jene acht Gemeinschaften in den größeren Städten und in den Gebieten der Hammerherren, die schon vor den Neugründungen bestanden. Aber um diese Feinheiten geht es Pühringer nicht: „Uns Goldhaubenfrauen eint die Verbundenheit mit der Heimat und das Gefühl der Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit.“
Inzwischen sind die Goldhaubenfrauen aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die Landesobfrau hat den Überblick.
Die Goldhaubenfrauen haben 2023 in 297 Gemeinden an den Kräuterweihen zumindest teilgenommen, sehr oft aber verantwortlich organisiert. „Ich glaube, wir dürfen mit Recht und mit Stolz sagen, dass wir die Tradition der Kräuterweihe in Land wieder belebt haben“, unterstreicht Pühringer.
In 263 Orten organisieren die Goldhaubenfrauen Maiandachten, oder gestalten sie mit und nehmen miteinander daran teil. Ebenso sind sie am Tag der Tracht aktiv (187 Gruppen) und natürlich gehen sie bei der Fronleichnamsprozession mit (396 Gruppen). Als absoluter Spitzenreiter erweist sich das Erntedankfest (411 Gruppen).
Die Goldhaubenfrauen tragen nicht nur Festgewand, sondern auch Arbeitskleidung. Beeindruckende 652.000 Euro haben Oberösterreichs Goldhaubengruppen im Vorjahr 2023 aufgebracht.
„Unsere Währung sind Keks und Kuchen. Damit erarbeiten wir großes Geld“, sagt Pühringer schmunzelnd: „Bei uns haben alle Frauen Platz. Die Vielfalt an ihren Talenten ist der enorme Reichtum unserer Gemeinschaft.“ Bezirksobfrauen, Ortsobfrauen und Aktivitäten vor Ort und an Bezirkstagen – all das trägt zur Kraft dieser Gemeinschaft bei.
Von den 652.000 Euro, die erwirtschaftet wurden, wurden rund 185.000 für kirchlich-kulturelle Projekte verwendet: für die Renovierung von Statuen, liturgischen Gewändern oder die Erneuerung von Bildstöcken und Kapellen.
Mit dem großen Rest wird in sozialen Nöten geholfen: rasch und unbürokratisch. Das reicht von Pflegebett bis zu Frauenhäusern.
Die Goldhaubenfrauen können zurecht auf ihren sozialen Einsatz stolz sein und sich ebenso freuen, was sie für den Erhalt des Brauchtums tun.
„Mit einer Goldhaube geht man mit erhobenem Haupt. Anders ist das gar nicht möglich“, bringt die Landesobfrau zum Ausdruck, was Mitglied der Goldhaubenfrauen zu sein bedeutet.
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