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Forstwirtin in der Diözese Linz: Eine Aufgabe mit Erdung

KIRCHE_OÖ

Andrea Steinegger ist Forstwirtin und die erste Frau, die in der Diözese Linz für die Forstverwaltung verantwortlich ist. Ihr Arbeitsgebiet verteilt sich über ganz Oberösterreich.

Ausgabe: 25/2024
18.06.2024
- Heinz Niederleitner
Andrea Steinegger arbeitet als studierte Forstwirtin und Forstmeisterin für die Diözese Linz.
Andrea Steinegger arbeitet als studierte Forstwirtin und Forstmeisterin für die Diözese Linz.
© nie

Dunkelgrün sind die Baumnadeln, hellgrün das Gras und gelb ist der Markierungsspray. Mit ihm bezeichnet Andrea Steinegger Bäume am Waldrand neben der Asphaltstockbahn in Pfarrkirchen im Mühlkreis.

 

Gelb ist die Farbe der Forstverwaltung der Diözese Linz und Steinegger ist als diözesane Forstwirtin unter anderem für dieses Waldgrundstück im Mühlviertel verantwortlich. Die Bäume, die sie markiert, haben nach ökologischen und waldbaulichen Gesichtspunkten die Erntereife erreicht. Sie werden daher dem Wald entnommen.

 

Fragen und Herausforderungen

 

„Jede Waldparzelle, die ich verwalte, hat eigene Fragen und Herausforderungen“, sagt die 53-Jährige. Wenn man erfährt, dass es zahlreiche Grundstücke im Streubesitz, verteilt in ganz Oberösterreich, sind, kann man sich vorstellen, wie viele Fragen und Herausforderungen das sind. Es handelt sich um die sogenannten Pfarrpfründen, die einen Beitrag zur Priesterbesoldung leisten. Das erklärt auch ihre Zerstreuung.

 

Zu dicht

 

In Pfarrkirchen im Mühlkreis, zwischen grünem Blätterdach und fast schwarzer Erde, wird gerade gearbeitet. Steinegger trifft Martin Danner, der mit zwei Männern mehr Licht in den Wald lässt: Einzelne, oft schwache Bäume werden herausgenommen, die übrigen können sich besser entfalten.

 

An einem frischen Baumstumpf sind die Auswirkungen zu dichten Bestandes erkennbar: Die frühen Jahresringe sind breit, der Baum ist schnell gewachsen. Doch werden sie mit der Zeit schmäler: Das Dicht-an-dicht hat das Wachstum zunehmend gehemmt.

 

Stehen Bäume zu eng, beeinträchtigen sie gegenseitig ihr Wachstum. Also müssen einzelne weichen.
Gelb steht für die diözesanen Forstverwaltung.
Vor-Ort-Besprechung mit Martin Danner.
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Naturnah

 

„Wenn wir hier Bäume herausnehmen, helfen wir der Natur auf die Sprünge“, sagt Steinegger. Ihre Vorstellungen von Forstwirtschaft sind naturnah: Nach Möglichkeit soll nicht gerodet, sondern Bäume einzeln geerntet werden.

 

Wo immer es geht, setzt sie auf Naturverjüngung: Statt mit Baumpflänzchen von außen erhält sich der Wald aus eigenen Samen. Solch einen Plenterwald, wie er im Fachjargon heißt, vergleicht die Absolventin der Universität für Bodenkultur mit einem Mehrgenerationenhaus, denn die Bäume sind verschieden alt.


„Vom ‚gemeinsamen Haus‘ spricht auch Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si’“, ruft sie jenen päpstlichen Text in Erinnerung, in welchem es zentral um den Schutz der Umwelt und des Klimas geht. Dass sie mit ihrer Arbeit direkt und unmittelbar etwas zum Klimaschutz beitragen kann, begeistert sie an ihrem Job besonders. Außerdem sei es eine Aufgabe, die einen „erdet“, sagt die Forstwirtin.


Ihr Weg führt heute an einem rotbraunen Ameisenhaufen vorüber. Mit der Hand streift sie über den grünen Klee am Boden. Macht man das lange genug an einer Stelle, schließen sich die Blätter, erklärt sie. Der Klee zeigt ihr an, dass der pH-Wert des Bodens im sauren Bereich ist. Das habe mit den Nadelbäumen zu tun, sagt sie. Um das etwas auszugleichen, würden dem Wald weniger Laubbäume entnommen und so ihr Anteil im Verhältnis größer, erklärt sie die Bodenbeschaffenheit.

 

Erfüllter Berufswunsch

 

An der Universität für Bodenkultur in Wien war Steinegger während ihres Studiums in einer Gruppe von 120 Studierenden in ihrem Fach eine von nur sechs Frauen. Sieht man von einer Bemerkung eines Lehrenden ab, hat ihr das an der Uni keine Probleme gemacht, wie sie berichtet.

 

Nachher dauerte es aber, bis sie sich ihren Traum, einen Forstbetrieb zu bewirtschaften, erfüllen konnte. Da es zunehmend nicht mehr sagbar war, Forstwirtschaft sei nichts für Frauen, kamen Ausreden wie „fehlende Erfahrung im Rotwildmanagement“.

 

Also brachte Steinegger ihr Know-how zunächst anderswo ein, zum Beispiel im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, bei der Zertifizierung von Holz aus nachhaltigen, naturnahen Wäldern oder als Amtsleiterin einer Gemeinde.


Seit 1. Dezember ist sie in der Diözese Linz für die Forstverwaltung zuständig und hat ihren Berufswunsch wahr gemacht. „Ich empfehle jungen Frauen, sich von niemandem einen Beruf, der sie wirklich interessiert, ausreden zu lassen“, sagt Andrea Steinegger.


In der Diözesanverwaltung ist sie Teil des Teams „Recht und Liegenschaften“ mit Büro im Häusergrau des Domviertels in Linz.

 

Für die Arbeit im Wald hat sie keine diözesanen Mitarbeiter. Stattdessen arbeitet sie mit den Waldhelfern des Waldverbands OÖ (BWV) zusammen. Das sind Land- und Forstwirte oder gewerbliche Dienstleister, die für Waldbesitzer die praktische Pflege, Ernte, Wiederaufforstung, aber auch die Holzvermarktung übernehmen. Rund 150 davon gibt es in Oberösterreich. Martin Danner, mit dem Steinegger in Pfarrkirchen unterwegs ist, ist einer von ihnen.

 

CO2-Speicher

 

Er macht die Forstwirtin beim Rundgang immer wieder auf erledigte Arbeiten oder anstehende Aufgaben aufmerksam. Zwischendurch zeigt er einen beachtlichen Baum, dessen Wipfel hoch am blauen Himmel zu kratzen scheint: Sein langer, gleichmäßiger und über die ersten Meter astloser Stamm verspricht edles Holz für die Möbelherstellung zu werden.

 

„Holz, das nicht als Brennstoff verwendet wird und nicht im Wald verrottet, ist ein dauerhafter CO2-Speicher – egal, ob als Möbelstück oder Dachstuhl“, sagt Andrea Steinegger. „Außerdem wächst am Standort des gefällten Baumes mit dem neuen Baum gleich ein weiterer CO2-Speicher nach.“


Inzwischen sind Steinegger und Danner wieder zu den laufenden Waldarbeiten zurückgekommen. Ein Kran lädt die Stämme auf einen roten Anhänger. Der bringt das Holz zu einem Lagerplatz an der Straße, wo es ein LKW abholen kann.


All diese Arbeiten hat Steinegger im Blick. Dazu kommen Fragen rund um Wegerechte, Absprachen mit Grundnachbarn und Jägern oder Behördenkommunikation. „Meine Arbeit hat angesichts der vielen Einzelfragen etwas von Detektivarbeit“, schmunzelt Andrea Steinegger. „In vielen Fällen geben mir die Waldhelfer Hinweise, weil sie sich vor Ort auskennen.“

 

Eine große Hilfe ist ihr auch das Digitale Oberösterreichische Raum-Informations-System (DORIS). Die Umstellung der Waldwirtschaftspläne auf eine digitale Form ist Steineggers Ziel. Aber auch wenn vieles am Handy und am Computer machbar ist, ist nichts damit vergleichbar, wirklich im Wald zu sein.

 

Grandiose Aussicht

 

Andrea Steinegger verabschiedet sich von Martin Danner und steigt in ihren grünen Geländewagen. Der Weg führt aus dem Wald, der  Blick weitet sich für eine grandiose Aussicht. Manchmal kann man bis ins Gebirge sehen. Graublauer Himmel, gelbe Felder, grüne Wälder. Für ein paar davon ist Andrea Steinegger zuständig.   
 

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