Wort zum Sonntag
„Warum sollte er das nicht können?“, dachte sich die Mauerkircherin Margit Heimel, also ging sie zu Pfarrer Gert Smetanig und fragte ihn, ob ihr Sohn Alexander einmal ministrieren dürfe.
Smetanig hatte nichts dagegen, und so startete Alexanders Karriere als Ministrant. An vielen Sonntagen ist er beim Gottesdienst dabei, und das „narrisch gern“, sagt Margit Heimel: „Er freut sich immer, wenn er eine Aufgabe übernehmen darf, wie etwa zu Ostern, als er den Weihwasserkessel tragen durfte. Da ist er immer ganz stolz.“
Die anderen Ministrant/innen seien zwar zunächst etwas scheu gewesen, mittlerweile gehört er aber selbstverständlich dazu. Auch unter den Kirchenbesucher/innen ist Alexander beliebt, wie seine Mutter sagt: „Er begrüßt gleich alle ganz freundlich, und manche bekommen sogar eine Umarmung.“
Alexander Heimel kam mit dem Downsyndrom zur Welt, und das völlig unerwartet. „Da bricht schon einmal eine Welt zusammen. Anfangs habe ich nur geweint“, sagt Margit Heimel. Hilfreiche Informationen oder eine Anlaufstelle zum Thema Downsyndrom oder Trisomie 21, wie der angeborene Gendefekt auch heißt, waren zu der Zeit damals nicht wirklich vorhanden. „Ich musste mir alles selbst erfragen, etwa wie man das mit der erhöhten Familienbeihilfe macht oder dass man Pflegegeld beantragen kann. Ich hatte damals zum Glück eine Ärztin, die mir von der Frühförderung erzählt hat, wo je nach Bedarf des Kindes Ergo-, Physio- oder auch Logopädie angeboten wird.“ Eine große Hilfe war und ist Alexanders großer Bruder David, und auch die Großeltern sind trotz des hohen Alters eine wichtige Stütze, betont die Pfarrgemeinderätin: „Ich sage immer, Alex hält sie jung.“
Heutzutage haben Eltern beispielsweise im Familiennetzwerk Downsyndrom eine Anlaufstelle, erzählt Margit Heimel: „Das ist ein toller Verein, dessen Obfrau selbst einen Sohn mit Trisomie 21 hat und sehr viel darüber weiß. Der Verein hat auch ein Büchlein gestaltet, mit vielen von Eltern kommentierten Fotos von Ausflügen und Aktivitäten.“
Das soll zeigen, dass die Eltern nicht allein sind: „Sicher ist man mehr gefordert, aber man wächst mit der Aufgabe und irgendwann ist es einfach ganz normal, dass das eigene Kind so ist, wie es ist“, erklärt die Bankangestellte. „Ich sehe es schon manchmal als Geschenk. Alex ist gesund, er hatte bei der Geburt keine Herz- oder Darmfehler, wie es bei Kindern mit Downsyndrom manchmal vorkommt.“
Ab Herbst hat Alexander einen Platz bei der Lebenshilfe Braunau, wo er heraufinden kann, welche Tätigkeiten ihm liegen: schrauben, töpfern, filzen, weben oder etwas anderes. Dafür bekommt er dann zwar eine Entlohnung, die aber eher einem Taschengeld entspricht, sagt Margit Heimel: „Ich finde es schade, dass das kein richtiger Verdienst ist.“
Davor absolviert Alexander heuer noch sein letztes Schuljahr an der Pestalozzischule, in der Kinder laut Website „nach dem Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule und nach dem Lehrplan für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf“ unterrichtet werden. Die Integration in der Volks- und Pestalozzischule habe immer gut funktioniert, Alexander sei nie ausgegrenzt oder gehänselt worden.
Außerhalb des Schulkontexts sei dies leider nicht immer der Fall, wie Margit Heimel erzählt: „Wir gingen spazieren. Drei kleine Burschen in Alex‘ Alter saßen auf einer Bank, und er hat sich einfach dazugesetzt, weil es normal für ihn ist, überall dabei zu sein. Die Burschen haben ihn komisch angesehen, und als er sich zu ihnen umdrehen und etwas sagen wollte, sind sie aufgesprungen und lachend davongelaufen.“ Das stimmt Margit Heimel traurig: „Ich habe mich daraufhin gefragt, was nützt Inklusion, wenn sie außerhalb der Schule nicht funktioniert?“ «
Familienmesse des Familiennetzwerks Downsyndrom am Sa., 2. Juli um 15 Uhr, Pfarrkirche, 5270 Mauerkirchen, mit Pfarrer Gert Smetanig und Bischof Manfred Scheuer
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