Wort zum Sonntag
„Am Kräutergarten“, „Kräuterdorfstraße“ – an den Kräutern kommt man in Klaffer schon bei den Straßennamen einfach nicht vorbei. Die Landesregierung hat Klaffer vor gut zehn Jahren zur „Kräutergemeinde“ ernannt. All das beruht auf dem Bio-Heilkräutergarten, der auf den früheren Pfarrer, den Prämonstratenser Norbert Pühringer (1908–1989), zurückgeht. Herr Norbert war auch der Bauherr der Kirche in Klaffer, die zu Mariä Himmelfahrt ihr Patrozinium hat. Das ist der Höhepunkt des Kräuterjahres in Klaffer, denn an diesem Tag finden nach der Messe mit der Kräutersegnung der Kräuterkirtag mit seinem Kunsthandwerksmarkt statt.
Vor dem großen Fest wird im Heilkräutergarten schon fleißig gearbeitet. Erhalten und betrieben wird er von ehrenamtlichen Helfer/innen, wie Obfrau Waltraud Müller beim Rundgang erzählt. Immer wieder bleibt die Expertin stehen, zeigt auf eine Pflanze und erläutert deren Nutzen für den Menschen, sofern dieser die richtige Anwendung kennt. Besonders einleuchtend ist es bei einem Beet, das einen menschlichen Umriss bildet. Die Kräuter sind dort in jenen „Körperregionen“ gepflanzt, wo sie auch helfen – der Salbei beispielsweise beim Hals. Bei Halsbeschwerden aufgrund von Erkältungen helfe auch Thymian, den manche Menschen aufgrund des Geschmacks dem Salbei vorziehen, erläutert die Expertin.
Auf eine schwere Erkältung geht auch der Bestand des Kräutergartens zurück: Im Zuge des Kirchenbaus hatte sich Pfarrer Norbert Pühringer so stark verkühlt, dass es zu einer sehr starken Arthritis kam, erzählt Waltraud Müller. Der damaligen Schulmedizin gegenüber skeptisch eingestellt, ließ sich der Priester von seiner Schwester mit Kräutern behandeln und genas. Für ihn war das der Anstoß, sich mit der Kräuterkunde auseinanderzusetzen und das Wissen darum sowie die Kräuter in der Bevölkerung zu verbreiten. Beharrlich wirkte der Geistliche auf die Errichtung des Kräutergartens hin, bis das Projekt ins Laufen kam und die Eröffnung 1980 stattfinden konnte.
Ein Garten ist freilich ein lebendiger Organismus und Veränderungen unterworfen. Mit Blick auf das kommende Jahr wird derzeit ein Schwerpunkt auf die Kräuterweisheit der Hildegard von Bingen (1098–1179) gelegt, in deren medizinischen Künsten sich Obfrau Waltraud Müller ausbilden ließ. Ob bei der Bärwurz, beim Thymian oder der Mariendistel – immer wieder verweist Müller auf die Universalgelehrte und Ordensfrau.
Apropos Mariendistel: Auch wenn viele Blumen mit Maria in Verbindung gebracht werden (Rosen und Lilien zum Beispiel), ist die Legende rund um die Mariendistel besonders bildstark: Demnach tropfte die Muttermilch beim Stillen des Jesuskindes auf die Pflanze und verlieh ihr die typischen weißen Stellen auf den Blättern. Wer mit Legenden wenig anzufangen vermag, kann die Mariendistel als Pflanze mit Wirkstoffen für eine gesunde Leber schätzen. „Aber diese Wirkstoffe sind für den Laien nicht immer leicht zu gewinnen“, sagt Expertin Müller. Sie verweist generell darauf, dass Heilpflanzen Giftstoffe enthalten können und die Frage der richtigen Anwendung wichtig ist. Bei manchen Pflanzen sollte man Berührung mit der Haut vermeiden.
Der Haut dagegen nützlich sein kann die Nachtkerze, die am unteren Ende des Kräutergartens steht. Das Öl ihrer Samen wird in der Behandlung von Neurodermitis eingesetzt. Aufgrund der kleinen Samenkügelchen ist die Gewinnung mühsam. Doch neben Arbeit macht ein Garten auch Freude. Im Schmetterlingsbeet im Heilkräutergarten hat sich tatsächlich ein Falter niedergelassen. Vielleicht genießt er die relative Ruhe, denn zu Mariä Himmelfahrt steigt auch hier zwischen den Pflanzen ein Fest. «
Infos: www.heilkraeutergarten.at
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