Wort zum Sonntag
„Wenn jemand Jägerstätter neu entdeckt, geschieht das derzeit so gut wie immer durch den Malick-Film“, erklärt Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Der Film wurde bei den Filmfestspielen 2019 in Cannes uraufgeführt und hat eine Langzeitwirkung, wie sich an den Anfragen für Führungen in der Jägerstätter-Heimat St. Radegund zeigt. Schmoller hat im Sommer eine französische Kinder- und Jugendgruppe mit 60 Personen geführt, dann waren zwei Busse – ebenfalls junge Leute – aus Schottland da und für November sind 150 Amerikaner angemeldet.
Schmoller betont, dass angestoßen durch den Film besonders das Interesse am Ehepaar Jägerstätter zugenommen hat. Es steht nicht mehr nur der gläubige Kriegsdienstverweigerer und Familienvater im Mittelpunkt. So trug auch die Ausstellung, die für das Katholikentreffen Ende August 2024 im italienischen Rimini erarbeitet wurde, den Titel „Franz und Franziska. Es gibt keine größere Liebe“. Die katholische Bewegung „Comunione e Liberazione“ veranstaltet seit 1980 ein Jahrestreffen. Heuer haben 150.000 Personen daran teilgenommen.
Die Idee einer Jägerstätter-Ausstellung ging unabhängig voneinander von zwei Mitgliedsgruppen aus. Innerhalb von sechs Tagen hätten 30.000 Menschen die Schau mit Führung besucht und sie sei auf großes Echo gestoßen, erzählt Elena Mancini aus Oberösterreich, Mitglied von Comunione e Liberazione.
Das kann die Jägerstätter-Biografin Erna Putz nur bestätigen. Sie war in Rimini zu einer Podiumsdiskussion geladen, hatte dort beeindruckende Begegnungen und ist besonders von der Professionalität der Organisation und der Ausstellung beeindruckt. Inzwischen wandert die Schau schon durch Italien und wird auf Deutsch, Spanisch und Englisch übersetzt. Sie soll auf jeden Fall auch bei Regionaltreffen von Comunione e Liberazione in New York, Kairo und Köln gezeigt werden. Die Gemeinschaft hat den Ausstellungskatalog inzwischen auch an Papst Franziskus übergeben.
Franz Jägerstätter fand auch in der Ausstellung „Reichskriegsgericht 1936 bis 1945. Nationalsozialistische Militärjustiz und Bekämpfung des Widerstands in Europa“ ausführliche Erwähnung. Ein Schwerpunkt der Schau liegt auf den Opfern dieser Rechtsprechung. Biografische Angaben, persönliche Objekte, Fotos und Dokumente geben den Verurteilten ein Gesicht. Mehr als ein Drittel der fast 4.000 Angeklagten wurden zum Tode verurteilt, unter den Opfern auch Franz Jägerstätter.
An der Eröffnung der Ausstellung nahmen die beiden Jägerstätter-Töchter Maria Dammer und Aloisia Maier teil. Begleitet wurden sie von Stefanie Mayer und Monika Auer vom Jägerstätter-Arbeitskreis der Pfarre St. Radegund und von Erna Putz. Bei der Eröffnungsfeier waren viele Familienangehörige von Verurteilten aus ganz Europa – Deutschland, Österreich, Belgien, Norwegen, Frankreich – anwesend. In Deutschland wird im Zusammenhang mit dieser Ausstellung von einem „Meilenstein in der Erinnerungskultur“ gesprochen, weil es das erste Mal war, dass eine Vertreterin der deutschen Bundesregierung, Claudia Roth, mit Angehörigen von zum Tode Verurteilten sprach.
Im Zuge seiner Afrika-Reise nach Tansania und Uganda hat Bischof Manfred Scheuer am 1. September bei einem Gottesdienst in der Bischofskirche von Kayanga in Tansania an den dortigen Bischof Almachius Rweyongeza sowie an den oberösterreichischen Priester Hans Humer eine Reliquie des seligen Franz Jägerstätter übergeben. Die Reliquie soll nach deren Fertigstellung in den Altar der Kirche von Humers Pfarre Nyaishozi eingesetzt werden.
Mit großer Aufmerksamkeit nahmen die Gottesdienstbesucher:innen die Worte auf, als Bischof Scheuer vom Leben des Seligen als einem Zeugnis der Hoffnung erzählte. Humer freute sich, dass die Reliquie persönlich vom Linzer Bischof gebracht wurde. „Franz Jägerstätter möge auch hier durch sein großes Glaubenszeugnis Vorbild sein für den Einsatz um Frieden und Hoffnung und für Gerechtigkeit in schweren Zeiten“, betonte er. In der Bischofskirche in Kayanga befindet sich bereits eine Jägerstätter-Reliquie.
Am 26. Oktober 2024 lädt eine Gruppe junger Erwachsener der Kath. Jugend OÖ ein, sich dem Gedenken an Franz und Franziska Jägerstätter anzuschließen. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Hauptplatz (Dreifaltigkeitssäule) Linz. Von dort führt ein „Weg des Friedens“ zur St.-Martins-Kirche.
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