Wort zum Sonntag
„Wir reiten auf einer kleinen Mücke ...“ schallt es durch den Pfarrsaal von Pichling, dem südlichsten Stadtteil von Linz. Spielgruppenleiterin Monika Weissenböck sitzt mit Maskottchen Fridolin, mit den Kindern und ihren Müttern im Kreis. Kinderaugen strahlen. Kastanien liegen am Boden. Heute, mitten in den Sommerferien, ist vor allem freies Spiel angesagt in der Spiegel-Spielgruppe.
Spiegel-Gruppen sind Eltern-Kind-Gruppen in Pfarren, die sich über das Katholische Bildungswerk vernetzen. Da wird gesungen, gespielt, getanzt und etwas vorgelesen. Kinder von ein bis drei Jahren erleben in einer Spielgruppe Gemeinschaft mit anderen Kindern. Für die Eltern ist die Gruppe ein willkommener wöchentlicher Treffpunkt, um sich auszutauschen. „Manche Probleme mit Kindern relativieren sich, wenn man darüber redet“, weiß Monika Weissenböck.
„Ins Leben zu kommen, ist ein großes Fest. Kinder sollen sich angenommen und willkommen fühlen. Und am Ende des Lebens soll ein Mensch gebührend und würdevoll verabschiedet werden“, sagt die 62-Jährige, die ehrenamtlich die Spielgruppe leitet und in der Pfarre Totenwachen gestaltet. „Im günstigsten Fall liegt dazwischen ein erfülltes langes Leben und es schließt sich der Kreis“, erzählt sie, wendet aber realistisch ein: „Aber das ist leider nicht immer so.“
„Die Spielgruppe ist für viele neu zugezogene Eltern ein erster Bezug zur Pfarre“, berichtet sie. Pichling ist durch viele neu gebaute Wohnungen ein wachsender Stadtteil. Im Dekanat Linz-Süd gibt es eine eigene Stelle für Zugezogenenpastoral. „Mir ist wichtig, dass Menschen die Pfarre und die Kirche als einladend erleben. Nichts ist schöner als ein lebendiges Pfarrzentrum, wo sich die Pichlingerinnen und Pichlinger wohlfühlen“, sagt Monika Weissenböck.
Die seit zwei Jahren pensionierte Caritas-Büromitarbeiterin leitet seit fast 20 Jahren die Spielgruppe. Diese hatte sie selbst mit ihren Töchtern besucht. Eine Tochter lernte in der Spielgruppe ihre Freundin fürs Leben kennen. Monika Weissenböck wurde gefragt, ob sie die Ausbildung als Spiegel-Leiterin machen möchte und ist dabei geblieben. Werden die Kinder größer, steht in der Spielgruppe ein kleiner Abschied an: „In den nächsten Lebensabschnitt, die Kindergartenzeit“, erklärt Monika Weissenböck.
Bei Totengebeten verabschiedet sie Menschen aus diesem Leben. Dabei geht es um Stärkung und Tröstung im Gebet, ein Erleben des Miteinanders der Trauernden. Monika Weissenböck wird von der Bestattung oder der Pfarre informiert, dass ein Totengebet gewünscht ist und bereitet dann jede Feier individuell nach einem Gespräch mit An- und Zugehörigen vor. Diese können dabei aus Texten auswählen oder eigene mitbringen. Wenn jemand musizieren kann, sei das herzlich willkommen, berichtet sie. Ihr ist es auch hier wichtig, Kinder einzubeziehen und dass ein Bild des Verstorbenen am Altar steht.
Der christliche Bezug darf bei einem Totengebet in der Pfarrkirche St. Paul nicht fehlen: „Es gibt so viele gute Worte in der Bibel.“ Besonders die Psalmen schätzt Monika Weissenböck als Gebete für die Totenwache: „Die Weite und das Gottvertrauen in Psalm 18: Darauf hoffe ich selbst bei meinem Sterben.“ Früher war das „Beten“ am Vorabend des Begräbnisses geprägt vom Rosenkranz. Monika Weissenböck hat zu dieser meditativen Gebetsform einen Zugang gefunden: „Da kann der Geist zur Ruhe und die Gedanken ins Schweben kommen.“ Sie weiß allerdings auch, dass für viele An- und Zugehörige traditionelles Rosenkranz-Beten eine Überforderung wäre. Wenn es für die An- und Zugehörigen passt, integriert sie Teile daraus in das persönlich gestaltete Totengebet.
Zur Tätigkeit als Leiterin von Totengebeten ist Monika Weissenböck gekommen, weil sie das Totengebet für ihren 2011 verstorbenen Vater selbst gestaltet hat, den sie mehrere Jahre selbst gepflegt hat.
Meist kennt die engagierte Ehrenamtliche die Verstorbenen aus dem Stadtteil. Oft ist sie auch beim Begräbnis mit dabei – in einer anderen Rolle: Sie singt im Begräbnischor, dem „Paulus-Chor“.
„Du darfst nichts Neues anfangen, du hörst ja nicht mehr auf“, sage ihr Mann mit einem Augenzwinkern. In der Pfarre Pichling war Monika Weissenböck schon immer aktiv. Als Kind war sie Pfadfinderin und dann lange Leiterin.
Zusätzich zur Spielgruppen-Leitung und den Totenwachen ist sie im Pfarrgemeinderat, im Liturgieteam und im Chor ihrer Pfarre aktiv. Teil des verantwortlichen Seelsorgeteams der künftigen Pfarrgemeinde Pichling möchte sie nicht werden.
Mit zunehmendem Alter schmerze sie die Ungleichbehandlung von Frauen in der Kirche immer mehr. „Traurig macht mich, wenn meine erwachsenen Töchter, früher engagierte Ministrantinnen, sagen: ‚Die wollen mich nicht.‘“ Trotz dieser Wunden ist ihr das Engagement in der Pfarre wichtig: „Ich will nicht nur schimpfen, sondern mitgestalten.“
Kraftquellen sind für Monika Weissenböck neben der Familie und der Natur positive Rückmeldungen von Eltern oder Trauernden. Wenn jemand sage, „Das hat mir gut getan“ oder sich für gut gewählte Worte des Trostes bedanke, verfestige sich der Sinn des Engagements.
Im Frühjahr absolvierte sie einen Lehrgang der Trauerpastoral der Diözese Linz. Dabei hat sie besonders den Austausch unter den Teilnehmer:innen schätzen gelernt. „Überhaupt wäre es gut, wenn mehr im Team gemacht würde“, sagt sie, „so wie bei den Wortgottesdienst-Leitenden und bei den Vernetzungsangeboten von Spiegel.“ Monika Weissenböck startet im Herbst wieder eine Ausbildung – als Wortgottesdienst-Leiterin.
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