Wort zum Sonntag
Auf dem Balkon der HAK/HLW Kirchdorf an der Krems liegt ein großer Berg Tannenzweige. Warm angezogen wuseln die Schülerinnen mit ihrer Religionslehrerin Christine Obermayr auf den Balkon und schnappen sich die Tannenzweige.
Es ist nur die halbe Klasse, die anderen Schülerinnen beschäftigen sich in der Zwischenzeit selbstständig mit dem Thema Rituale und Symbole.
„Die Tannenzweige müssen die richtige Länge haben“, erklärt Christine Obermayr. Die Schülerinnen schnipseln fleißig und trotzen der Kälte. Zwei von ihnen binden den Adventkranz und befestigen die Tannenzweige am Lianenring.
Manche bringen da schon Erfahrung mit. „Es riecht so gut“, freut sich Fast-schon-Profi-Binderin Anika Neuwirth. „Das Adventkranzbinden ist Abwechslung im Schulalltag“, sagt Schülerin Leona Ganglbauer, sie ergänzt lächelnd: „Und Vorfreude auf Weihnachten.“
Jede Klasse, die möchte, kann im Religionsunterricht Adventkranz binden. Der erste Adventkranz ist für den Klassenraum. Entstehen mehr Kränze, bekommen diese Klassen, die sich nicht am Projekt beteiligen. Am Adventanfang bestehen die selbstgemachten Adventkränze nur aus dem Ring aus Tannenzweigen. Die Dekoration kommt laufend dazu, das Dekomaterial nehmen sie selbst mit.
„Manches ist nicht so perfekt. Aber es ist der selbstgebundene Adventkranz“, erklärt Christine Obermayr. „Es geht um die Erfahrung, um das miteinander Arbeiten und um die Grundkenntnis, so etwas kann man selbst machen“, erläuterdie Religionslehrerin das Ziel des Projekts. Die Schüler:innen würden sich mit dem selbstgemachten Kranz identifizierten und das fördere die Klassenidentität.
Sie bedauert, dass aus Brandschutzgründen die Schüler:innen selbst keine Kerzen verwenden dürfen. „LED-Lichter sind Fake-Lichter“, sagt die Lehrerin.
Seit 15 Jahren gibt es das Adventkranzbinden in der HAK/HLW Kirchdorf. Seit vergangenem Jahr entsteht im Religionsunterricht auch ein Adventkalender, den die Schüler:innen inhaltlich wie grafisch selbst gestalten.
Mit Ideen für jeden Tag wie „Mache jemand ein Kompliment“ oder „Kleide dich bunt“ wollen sie der Botschaft von Weihnachten gerecht werden.
„Es ist nichts Materielles, es geht darum, Zeit mit sich selbst zu verbringen oder etwas für andere zu tun“, erklärt Schülerin Lara Atzlinger. Den Adventkalender erhalten alle Schüler:innen, und die Idee des Tages empfängt die Schüler:innen und Lehrer:innen auf dem Infoscreen beim Eingang.
„Der Adventkalender bringt die Kleinigkeiten des Alltags herein. Es ist eine Form von Religiosität, die wir oft vergessen. Damit bekommen die Schüler:innen ein neues Gefühl für Weihnachten: das Menschwerden, das Menschsein“, sagt Christine Obermayr erfreut.
Eine Maturaklasse gestaltet heuer den Weihnachtsgottesdienst für die Schule. „Da können die Schüler:innen alles ausprobieren“, sagt die Religionslehrerin. „Ich möchte ihnen die Gelegenheit geben, eigene Ritualerfahrungen zu machen. Das Leben des Glaubens braucht Handwerkszeug.“
Wie hat Christine Obermayr das Adventkranzbinden gelernt? „Von meiner Mutter.“ Für sich selbst bindet sie keinen Adventkranz, ihr erwachsener Sohn schenkt ihr jedes Jahr einen Kranz.
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