Wort zum Sonntag
Im ersten Korintherbrief geht es unter anderem um Hoffnung. Genauer: um die Frage, was Christusgläubige für ein potenzielles Leben nach dem Tod hoffen dürfen, ja hoffen müssen. Und hier sieht Paulus in der Gemeinde von Korinth Fehlformen. Die Gemeinde stützt sich zu sehr auf die eigenen Maßstäbe von Sinnhaftigkeit und Weisheit, befindet er, und beachtet zu wenig, dass der Glaube an Christus einen absoluten Perspektivenwechsel erfordert.
Denn Christen und Christinnen glauben etwas, was in den Augen der meisten Menschen entweder eine Zumutung oder einfach nur lächerlich ist: dass Jesus von Nazaret, jener Mann, der wie ein Schwerverbrecher den schändlichsten aller Tode gestorben ist, von Gott auferweckt und damit in seinem Anspruch und seiner Botschaft bestätigt wurde.
Paulus sieht im Kreuz eine bewusste Strategie Gottes. Gerade die schändliche Todesart Jesu hat gezeigt, wie anders göttliche Weisheit im Vergleich mit menschlicher Weisheit ist: Denn Gott führt dadurch die irdische Weisheit (auf die man speziell in Korinth besonders stolz ist) ad absurdum und mutet der Welt eine völlig neue, scheinbar verrückte, unglaubliche Sichtweise zu (vgl. 1 Kor 1,24): Nicht, obwohl Jesus am Kreuz gestorben ist, sondern weil er am Kreuz gestorben ist, ist Hoffnung möglich. Im Kreuz offenbart sich Gottes Kraft und Weisheit.
Christusgläubige, auch jene in der Gemeinde von Korinth, haben, wenn sie ihren Glauben nicht unüberlegt angenommen haben, diesen Perspektivenwechsel vollzogen, erinnert Paulus. Dass dieser Glaube gut fundiert ist, stützt er durch den Verweis auf die Schrift (1 Kor 15,3f) und durch den Verweis auf die vielen Auferstehungszeugen (mehr als fünfhundert, 1 Kor 15,6), die nichts anderes verkünden als Paulus.
Doch was bedeutet die Auferweckung Christi für eine potenzielle Auferweckung anderer Menschen? Was dürfen, ja müssen jene, die an diesen Christus glauben, für ihr eigenes Leben nach dem Tod hoffen? Und da ortet Paulus die oben erwähnten Fehlformen in der Gemeinde von Korinth: Denn die einen glauben zwar daran, dass Jesus auferweckt wurde, sehen das aber als Einzelfall an, der nichts mit ihrem eigenen Ergehen nach dem Tod zu tun hat. Die anderen hoffen zwar auf eine allgemeine Auferstehung der Toten, allerdings nur in Form eines Weiterlebens der Seele, die sich im Tod aus dem „Gefängnis“ des Körpers befreien kann.
Beide Gruppen sind damit zu sehr in allgemein üblichen Vorstellungsmustern verhaftet, die durch den Glauben ja durchbrochen werden sollten. Sie setzen in dieser Frage zu sehr auf ihre eigenen Maßstäbe von Sinnhaftigkeit und Weisheit und vermögen nicht, den Perspektivenwechsel auch hier zu vollziehen. Dagegen wendet sich Paulus nun. Seine Argumentation verläuft folgendermaßen:
Wer all das nicht glaubt und allein für das diesseitige Leben seine Hoffnung auf Christus setzt, ist laut Paulus (1 Kor 15,19) erbärmlicher dran als alle anderen Menschen. Der Einsatz für das Gute, die Bedrängnisse um Christi Willen, all das wäre dann sinnlos. Die neue Perspektive, die Gläubige eingenommen haben, darf also vor dem Tod nicht haltmachen. Der Glaube an den Auferweckten muss die Hoffnung auf ein geistig-seelisch-leibliches Leben vor und nach dem Tod beinhalten. Das eine ohne das andere ist laut Paulus nicht zu haben.
Linzer Bibelkurs 2024 _
Im Zentrum des Linzer Bibelkurses steht 2024 der erste Korintherbrief. In diesem Schreiben versucht Paulus Konflikte zu bewältigen, die in einer sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Vielfalt entstehen. Der Bibelkurs will das Potenzial heben, das darin liegt.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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