Wort zum Sonntag
Ja, sagt Dekan Peter Holzer und spricht aus Erfahrung: Seit 2012 ist der Priester aus Bruchsal (Baden-Württemberg) meist zweimal im Jahr auf Kreuzfahrtschiffen als Bordseelsorger unterwegs. Vom Nordkap bis zum Mittelmeer, von Grönland bis zu den Kanarischen Inseln, all das bereiste der 49-Jährige mit dem Schiff. Der Dienst als Bordseelsorger, auf fünf Schiffen organisiert von der Auslandsseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, geschieht im privaten Urlaub. Denn eigentlich ist Holzer Gefängnisseelsorger.
Von seiner „normalen“ Arbeit berichtet er manchmal bei den Gesprächskreisen an Seetagen ohne Landgang. Holzer nutzt diese Tage auch für Andachten oder Vorträge und gibt den Mitfeiernden gerne mal einen kurzen Bibeltext zum Nachdenken im Liegestuhl an Deck in die Hand. Sonntags wird Eucharistie gefeiert, oft vor grandioser Aussicht auf dem obersten Deck. Die Gottesdienste sind ökumenisch offen – die Bordseelsorger werden für die Reisen abwechselnd von der katholischen und der evangelischen Kirche gestellt.
Offen sind auch die seelsorglichen Angebote. „Es geht um das Dasein für die Menschen an Bord“, sagt Holzer. Wie alle anderen wichtigen Personen wird der Seelsorger den Passagieren offiziell vorgestellt. Ob an Deck, beim Essen oder bei Landgängen: Möglichkeiten mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, gibt es viele. Dazu kommen spezielle Anlässe wie Ehejubiläen: „Besonders in Erinnerung ist mir ein Paar, das 70 Jahre verheiratet war“, sagt der Seelsorger. Seit der Feier bekommt er jedes Jahr zu diesem Hochzeitstag eine Nachricht von den betagten Eheleuten. „Der Dienst an Bord hat mit Freud und Leid zu tun – wobei die Abteilung Leid manchmal recht groß ist. Menschen nehmen so manches an seelischem ‚Gepäck‘ mit aufs Schiff oder sind vor einer Situation davongelaufen. Manche suchen dann das Gespräch. Auf der letzten Reise erreichte einen Passagier die Nachricht vom Tod seiner Schwester. Und natürlich kann es auch an Bord zu Todesfällen kommen. Da ist dann die Begleitung der Angehörigen wichtig“, berichtet Holzer.
Er betont, dass er auch der Seelsorger der Crew ist. „Es arbeiten viele Menschen von den Philippinen auf den Schiffen. Das sind oft Menschen mit starker kirchlicher Prägung. Sie haben lange Arbeitszeiten, aber wenn ich mit ihnen spätabends Eucharistie in der Mannschaftsmesse feiere, dann gibt es schöne Momente, besonders wenn sie Lieder aus der Heimat singen.“
Apropos, ein Kirchenlied im deutschsprachigen Raum heißt „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Gibt es auf Kreuzfahrtschiffen eine Gemeinde? „Es kann eine Gemeinschaft entstehen, besonders bei Fahrten über zwei oder drei Wochen“, sagt Holzer. Die Schiffe, auf denen er fährt, sind mit höchstens 1000, im Durchschnitt aber 600 Passagieren im Verhältnis zu „Clubschiffen“ klein. Da ist die Überwindung der Anonymität leichter. Das Programm der Reisen ist auf Horizonterweiterung ausgelegt: „Wenn man zum Beispiel einen dreiviertel Tag lang an Grönland entlang fährt und Gottes Schöpfung bewundert, dann teilt man viel und merkt, dass man gemeinsam unterwegs ist“, sagt der Seelsorger.
An eine Reise erinnert sich Dekan Holzer besonders: Es hatte sich ein Passagierschor gebildet, der beim Gottesdienst Gospels sang. „Da kamen 350 Menschen – das halbe Schiff – in den Gottesdienst. Generell hat jede Reise ihren eigenen Charakter.“ Holzer freut sich, bald wieder an Bord zu gehen: Ende Juli begleitet er eine Schiffsreise rund um Großbritannien. «
Sommer für die Seele
Teil 4 von 4
Wort zum Sonntag
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