Wort zum Sonntag
Dass das Rosenkranz-Buch entstand, entbehrt nicht einer gewissen Komik: denn den Anstoß dazu gab der Geiger Gunar Letzbor, der bekennt, in seinem ganzen Leben noch nie einen Rosenkranz gebetet zu haben. Und doch ist er mit jedem Einzelnen der 15 Rosenkranz-Geheimnisse bestens vertraut. Denn seit er siebzehn Jahre alt ist, beschäftigt sich der heute 60-Jährige mit den Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber. 2019 hat Letzbor mit dem Ensemble Ars Antiqua Austria die Rosenkranzsonaten im Stift St. Florian auf CD eingespielt. Die Erfahrung, die er dabei beim Üben und Konzertieren gemacht hat, ist verblüffend ähnlich wie beim Beten des Rosenkranzes: „Oft (...) habe ich immer wieder dieselben Noten zum Klingen gebracht. (...) Das Wiederholen scheinbar längst bekannter Worte oder Töne prägt sich im Laufe der Zeit mit besonderer Kraft in die Seele ein. Die Zeit verliert (...) an Bedeutung, wir tauchen unbewusst in die Ewigkeit des Himmel ein.“
Nachdem Letzbor ein Bild von Ferdinand Reisinger als Cover für seine CD-Edition gewählt hatte, regte er ihn zur weiteren Beschäftigung mit dem Rosenkranz an. So entstanden – inspiriert von der perlenden Musik der Bibersonaten – 15 Bilder und Texte zu den Rosenkranzgeheimnissen und ein 16. Bild zum „Schutzengel-Tanz“ (Passacaglia), mit dem Biber seinen Sonatenzyklus abschließt. Reisinger ist überzeugt, dass wir den Rosenkranz nie allein beten, sondern dass den Menschen Beistände bestimmt sind, „die wir Engel nennen“.
Propst Johann Holzinger beschreibt in einem Beitrag seine persönlichen Erfahrungen mit dem Rosenkranz. Seit er als Bub zu ministrieren begann, ist er ihm als schönes und würdiges Gebet vertraut. Das ist bis heute so geblieben. Er betet den Rosenkranz im Auto und auch beim Wandern: „Oft ist der Rosenkranz einfach die beste und kürzeste Möglichkeit, bei anderen Menschen zu sein und bei ihnen zu bleiben, weil wir uns durch das Beten besser in den Händen Gottes wissen dürfen.“ Er erzählt von einer Religionslehrerin, die in der Volksschule den Kindern den Rosenkranz nahebrachte. Die Kinder haben die Bedeutung der Perlenschnur offenbar gut verstanden, denn ein Mädchen sagte: „Jede Perle ist wie eine Masche, mit der ich mir einen Pullover für die Seele stricke.“
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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