Wort zum Sonntag
In der ostkirchlichen Tradition wird das Osterereignis nicht durch einen siegreich aus dem Grab auferstandenen Christus dargestellt, sondern durch den Gang Christi in die Unterwelt.
Die häufig gebrauchten Ausdrücke „Höllenfahrt Christi“ oder „Christus in der Vorhölle“ entsprechen nicht dem christlichen Glaubensbekenntnis. Die Glaubensbekenntnisse kennen keine „Höllenfahrt“, sondern den Abstieg Christi in den Hades, in das Reich des Todes.
Aus den Tiefen einer mächtigen Aureole zerschmettert der Auferstandene die Hadespforten und zieht stellvertretend für die ganze Menschheit Adam und Eva sowie alle vor ihm auf die Erlösung Wartenden aus den Grüften. Er ruft ihnen zu, aufzustehen vom Schlaf, vom Tod, sich zu erheben zum Leben. Christus kam nicht, um zu besiegen, sondern um alle Toten, Verstoßenen, Verlorenen und Verdammten heimzuführen, damit „Gott alles in allem sei“ (1 Kor 15,28).
Wir alle tragen ein Totenreich in uns, eine Unterwelt, die sorgsam verriegelt ist. Christus steigt hinunter zu „unseren Leichen im Keller“, um uns ganz heil zu machen. Wohin immer wir abstürzen sollten, Gott hält uns seine Hand entgegen und fängt uns auf.
Adolf Trawöger, Bischofsvikar und Rektor des Bildungshauses Schloss Puchberg, beschäftigt sich mit der Theologie der Ikonen und „schreibt“ auch selbst Ikonen.
Wort zum Sonntag
Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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