„Was ist eigentlich das Leben?“ – Diese Frage stellt ein Kurzfilm, der im Sattlerhaus im Kulturdorf Kirchheim im Innkreis bei der Ausstellung zu Lärm und Stille zu sehen ist. Was ist das Leben, das eingespannt zwischen Werden und Vergehen und umgeben von Lärm und Stille ist?
Ausgabe: 2013/46, Kirchheim, Lärm, Stille
12.11.2013
- Ernst Gansinger
Im Rahmen der LebensZEICHEN, des Projektes zum Mitmachen der Dözese, geht das Katholische Bildungswerk, KBW-Treffpunkt Bildung, Kirchheim, noch bis 17. November dem Themenpaar „Lärm und Stille“ nach.
Keine brennende Stille
Von der Stille zum Lärm und wieder zur Stille führte eine Inszenierung des Künstlers Johann Lengauer am Sonntag, 10. November. Viele Teilnehmer/innen – auch Bischofsvikar Regens Johann Hintermaier und der Leiter des Katholischen Bildungswerkes der Diözese Linz, Christian Pichler – versammelten sich auf dem Gelände der Firma Reich. Strömender Regen und starker Wind inszenierten mit. Sie sorgten dafür, dass es zum Abschluss nicht nur akustisch, sondern auch optisch still wurde, wie Johann Lengauer um Verständnis bat, dass die geplante Entflammung von 1000 Fackeln am Wetter scheiterte. Am Berghang hätte der Schriftzug STILLE brennen sollen.
Von der Stille zum Lärm
Doch auch ohne diese brennende Stille brannte sich in die Stimmung die wohlige Stille nach dem Lärm der Inszenierung ein. Auf einer großen Leinwand lief ein Film, dessen Ton – entsprechend der Naturszene – kaum zu hören war. Langsam baute sich mit entsprechenden Szenenwechseln der Ton zum Lärm auf. Der Handarbeit folgte Maschinenarbeit, einer Jahrmarktszene der Lärm von Flugzeugen, dem Bahnhof-Durcheinander folgte lauter Straßenverkehr. Immer hastiger wurde das Bild samt Lärm. Nach einem Pfeifkonzert zum Mitmachen und einer vorweihnachtlichen Kaufhausszene sowie einem elektronischem Lärmhammer wurde bildlich der Stecker gezogen. Endlich konnte das Ohr rasten.
Nervig und unerträglich
Im Zelt neben dem Sattlerhaus haben die Veranstalter eine Fülle von Lärm- und Stillesymbolen sowie Texten dazu zusammengetragen. Ausgestellt sind zum Beispiel eine Hängematte und eine Teufelsgeige, eine Hupe und ein Gotteslob, ein Mikrofon und eine Wärmeflasche, ein Kreuz und ein Schnitzel-Klopfer. Menschen aus Kirchheim haben dazu Texte geschrieben, was ihnen diese Gegenstände bedeuten. Auf dem Ausstellungs-Plakat steht: „Früher hat unser Sohn stundenlang E-Gitarre gespielt – das war vielleicht nervig! Vor Kurzem ist er ausgezogen – und unser Haus ist unerträglich still.“
Stille Einsamkeit
Diese Zweiseitigkeit von Lärm und Stille wird auch in den Gesprächsabenden zum Thema angesprochen, die Pfarrgemeinderats-Obfrau Maria Forstenpointner leitet. Ein großes Thema ist der Straßenlärm. Gäste beklagen das Geläute der Kirchenglocken. Als störend wird die schon früh beginnende Berieselung aus Kaufhaus-Lautsprechern zwecks Ankurbelung des Weihnachts-Geschäftes empfunden. Ältere Menschen sehnen sich manchmal nach einem Ende der Stille; sie wünschen sich Gespräche, die die stille Einsamkeit ablösen.
Weitere Termine in Kirchheim i. I., So., 17. November, 19 Uhr, Mitten im Dorf MID, Singen wie im Himmel mit Catarina Lybeck. So., 1. Dezember, 18.30 Uhr, Treffpunkt bei der Kirche, „Der Weg in die Stille“ (dieser von Maria und Konsulent Ludwig Weger organisierte Weg findet heuer das zehnte Mal statt. Er dauert etwa eineinhalb Stunden. Die Mitgehenden mögen Laternen mitnehmen).