In der Osternacht gesegnete Speisen sollen das erste Festmahl nach den Entsagungen der Fastenzeit sein. Aber kann der Brauch auch in einer Zeit des Überflusses noch Sinn haben?
Die Fastenzeit wird heute von den meisten Menschen nicht mehr so streng gelebt wie früher. Im Gegenteil: Viele Speisen, die zu Zeiten der Großeltern nur für hohe Festtage vorbehalten waren, stehen jeden Tag ein ganzes Jahr zur Verfügung. Genuss ist jederzeit abrufbar, ist nicht dem Sonn- oder Feiertag vorbehalten.
Wertigkeit verloren
Die nahezu uneingeschränkte dauernde Verfügbarkeit von Lebensmitteln nimmt ihnen gleichzeitig die Wertschätzung. Das äußert sich zum einen beim Preis. Für ein Kilo Schweinfleisch, Butter oder Kaffee musste ein Industriearbeiter im Jahr 1980 dreimal so lange arbeiten wie heute. Wesentlich drastischer verdeutlicht aber der riesige Berg an weggeworfenen Lebensmitteln ihren emotionalen Wertverlust. Für die meisten Menschen in den Industrieländern ist ein Mangel an Speisen und Getränken tatsächlich unvorstellbar. Kauf drei – zahl zwei – iss nicht einmal ein Stück und wirf den Rest weg. Ratlos geworden, wie man aus Resten schmackhafte Speisen zubereitet; immer in Eile, zum Selberkochen bleibt kaum Zeit; Erdbeeren auch im Jänner, weil sie im Angebot sind. Das sind nur Blitzlichter auf die Konsument/innen von heute. Noch beschämender ist die Menge an genießbaren Lebensmitteln, die der Handel wegwirft, bevor sie in die Regale kommen – „weil die Konsument/innen sie nicht kaufen würden“. Dokumentarfilme mit erschreckenden Bildern machen den sorglosen Umgang mit Lebensmitteln deutlich und regen immer mehr Menschen zu einem Umdenken an. Vielleicht ist genau in diesem Sinne die Speisenweihe in der Osternacht auch ein wichtiges Zeichen.
Symbolik
„Die österliche Speisensegnung hat ihren tiefen Sinn darin, die Tischgemeinschaft mit dem Auferstandenen daheim im kleinen Kreis weiterzufeiern: mit besonderen Speisen, die auf die Bedeutung der Auferstehung Christi für unser Leben verweisen“, erklärt Liturgiereferent Hans Stockhammer.
Brot: Zeichen dafür, dass Jesus Christus das lebendige Brot ist, das vom Himmel herabgekommen ist. Osterbrot steht als Zeichen der Stärke und des gemeinsamen Mahles. Lamm: Symbol der Erlösung. Salz: Die Auferstehung gewährt unzerstörbares, göttliches Leben. Eier: Symbol von Neubeginn und Liebe. Kren: Sinnbild der „Bitterkeit“ des Lebens und für die Überwindung der Leiden.
Ein passendes Rezept dazu: Osterflecken