„Großer Gott, wir loben dich.“ Wie bei vielen großen Gottesdiensten bildete der große Lobgesang auch beim Sternpilgern nach St. Florian am 3. Mai den Abschluss, gesungen von rund tausend Pilgerinnen und Pilgern. Nach einem für viele mehrtägigen „Gotteslob mit den Füßen“ mischte sich darin Müdigkeit und Freude.
Ausgabe: 2014/19, pilgern, St. Florian
06.05.2014
- Matthäus Fellinger
Autobahnabfahrt Enns-West, dort, wo die neue Schnellstraße nach Steyr abzweigt: Die Landschaft hier wurde gewaltig verändert, um dem Verkehr Rechnung zu tragen. Rund 110 wetterfeste Pilger und Pilgerinnen, die von Enns her auf dem Weg nach St. Florian sind, halten hier eine „geistliche“ Zwischenpause, während der Verkehr auf der internationalen Durchzugsroute vorüberzieht. Auf einem fast idyllischen Waldweg sind die Pilger/innen über den Eichberg von Enns hierher gekommen. Es ist der Weg, auf dem einst Valeria den Leichnam Florians nach St. Florian gebracht hat. „Mobilität ist ein Charakteristikum unserer Zeit“, sagt Landesfeuerwehrkurat Prof. Ferdinand Reisinger. Die Spannungsfelder der Gegenwart, in der Zeit Geld ist, werden an einer solchen Stelle deutlich. Neue Gefahren bringt sie mit sich. Eine Notfallseelsorgerin erzählt von den Erlebnissen, wenn hier ein Unglück unvermutet hereinbricht, zum Beispiel wie es war, als ein voll besetzter Kleinbus aus Ungarn unweit von hier verunglückte. Pfarrassistent Harald Prinz hat den Pilger/innen in der St. Laurenz-Basilika in Lorch Impulse mitgegeben – was es heißt, als Gefährtinnen und Gefährten Florians aufzubrechen. Vor allem bedeutet es, für die Menschen heute wachsam zu sein, denn Heiligenverehrung muss auch eine Relevanz für das heutigen Leben haben. „Wo stehen wir bedrängten Menschen bei?“ Dass der Regen, den man wochenlang für Oberösterreich erhofft hat, ausgerechnet am Tag des großen diözesanen Sternpilgerns fällt, hat wohl manche abgehalten zu kommen. Für insgesamt rund 1000 Pilgerinnen und Pilger war es trotzdem ein erlebnisreicher Tag. Schon um Mitternacht sind zum Beispiel 13 Frauen und Männer in St. Thomas bei Waizenkirchen aufgebrochen, um rechtzeitig am Nachmittag in St. Florian zu sein. Gut gelaunt verstauen sie ihr Gepäck im Feuerwehrauto, das sie später heimbringen wird. Im Lauf des Nachmittags kamen die Pilgergruppen aus den verschiedenen Richtungen im Stift zusammen. Die warme Pilgersuppe war an diesem kalten Tag sehr willkommen. An der Stimmung an einzelnen Tischen im Stiftshof merkt man es: einzelne Gruppen sind tagelang von den entfernteren Orten unterwegs gewesen, von Mattighofen oder auch von Bad Ischl her. Für jene, die auf dem Hauptpilgerweg von Enns herübergepilgert sind, bleibt nur eine gute Stunde, sich zu erfrischen. Auch Landeshauptmann Josef Pühringer ging diesen Weg mit. Es ist zehn Jahre her, dass Florian Landespatron von Oberösterreich wurde – und schließlich ist, wie Pühringer oft zu sagen pflegt, der hl. Florian der erste Landesamtsdirektor von Oberösterreich gewesen.
Der Wallfahrtsgottesdienst
In der Stiftsbasilika begann um 16 Uhr der Wallfahrergottesdienst, geleitet von Bischof Dr. Ludwig Schwarz. Die Ausrichtung auf Gott ist mehr als nur Frömmelei, sagte der Bischof in der Predigt. Der Glaube nimmt den Menschen in seiner Würde und in seinen Lebenssituationen ernst. Besonders ging Bischof Schwarz auf Meinungen einzelner Gruppen ein, der Religionsunterricht hätte an Schulen nichts verloren. Religion sei nicht einfach Privatsache, betonte der Bischof. „Wir müssen darauf achten, dass wir einen guten und qualifizierten Religionsunterricht haben, und dass wir diesen auch schätzen“, betonte er. Das Sternpilgern am 3. Mai stand im Zeichen des Erinnerns an das Konzil vor 50 Jahren. Pilger/innen konnten ihre Anliegen in Bezug auf die Kirche – wie beim ersten Konzilsgespräch im Oktober 2013 – über Twitter und SMS einbringen. Alle Anliegen, die auch jetzt noch hereinkommen, werden gesammelt.